Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
winzigen Goldschuppen besetzt, so daß ihr Körper zu glitzern schien, als sie Arthur langsamen Schrittes zur Mitte des Podiums folgte. Sie lächelte angesichts der Lust, die sie, wie sie genau wußte, in den Männern weckte und auch wecken wollte; denn an diesem Abend war Guinevere entschlossen, alles zu übertreffen, was Ceinwyn tragen würde. Ein Goldreif hielt Guineveres kaum zu bändigendes Haar zurück, ein Gürtel aus goldenen Kettengliedern war um ihre Taille geschlungen, und Lancelot zu Ehren trug sie am Hals eine goldene Brosche, die einen Seeadler darstellte. Sie küßte Königin Elaine auf beide Wangen, Cuneglas auf eine, und Königin Helledd nickte sie nur zu. Dann nahm sie zu Cuneglas’ Rechten Platz, während Arthur sich in den leeren Sessel neben Helledd setzte.
    Zwei Plätze blieben leer, doch bevor sie in Anspruch genommen wurden, erhob sich Cuneglas und klopfte mit der Faust auf den Tisch. Es wurde still. In dieser Stille wies Cuneglas stumm auf die Schätze, die am Rand des Podiums aufgehäuft waren.
    Bei diesen Schätzen handelte es sich um die Morgengaben, die Lancelot Ceinwyn mitgebracht hatte und deren Pracht jetzt einen Sturm der Bewunderung auslöste. Wir hatten die Geschenke alle schon inspiziert, und ich hatte mürrisch zugehört, wie andere Männer die Großzügigkeit des Königs von Benoic priesen. Vor der Tafel lagen Goldtorques, Silbertorques, Torques aus Silber und Gold, so viele Torques, daß sie nur noch als Unterlage für die größeren Geschenke dienten: römische Handspiegel, Flacons aus römischem Glas und ganze Berge römischer Juwelen, Halsketten, Broschen, Krüge, Fibeln und Spangen. Das Ganze war ein wahrhaft königliches Brautgeld aus glitzerndem Metall, Email, Korallen und Edelsteinen, und alles war, wie ich wußte, aus dem brennenden Ynys Trebes gerettet worden, als Lancelot, der es verschmähte, sein Schwert gegen die anrennenden Franken zu erheben, mit dem ersten Schiff floh, um dem Blutbad in der Stadt zu entgehen.
    Der Beifall für die Morgengaben war noch nicht verklungen, als Lancelot selbst in all seiner Pracht erschien. Genau wie Arthur war er in Schwarz gekleidet, doch Lancelots schwarze Gewänder waren mit Streifen von kostbarem Goldstoff gesäumt. Seine schwarzen Haare waren geölt und straff zurückgekämmt, so daß sie flach an seinem schmalen Kopf anlagen und glatt auf seinen Rücken herabhingen. An den Fingern seiner Rechten glitzerten zahllose Goldringe, während seine Linke mit stumpfschimmernden Kriegerringen geschmückt war, von denen er, wie ich verdrossen annahm, keinen einzigen in der Schlacht errungen hatte. Um seinen Hals lag ein schwerer Goldtorques mit Blattknoten, die mit glänzenden Steinen besetzt waren, und auf der Brust trug er Ceinwyn zu Ehren deren königliches Familiensymbol, den Adler mit den ausgebreiteten Schwingen. Er führte keine Waffen, denn in der Halle eines Königs durfte kein Mann eine Klinge tragen, aber er trug den emaillierten Schwertgurt, den Arthur ihm geschenkt hatte. Mit erhobener Hand dankte er für die Jubelrufe, küßte seine Mutter auf die Wange, küßte Guinevere die Hand, verneigte sich vor Helledd und nahm Platz.
    Nun war nur noch ein einziger Sessel leer. Eine Harfenistin begann zu spielen; die Akkorde waren bei dem Stimmengewirr kaum zu vernehmen. Der Duft von gebratenem Fleisch wehte durch die Halle, während Sklavenmädchen Krüge voll Met herumtrugen, Iorweth, der Druide, huschte in der Halle auf und ab, um einen Gang zwischen den sitzenden Männern auf dem mit Binsenbüscheln belegten Boden zu schaffen. Danach hob er den Stab, um um Ruhe zu heischen.
    Die Menge draußen brach in tosenden Jubel aus.
    Die Ehrengäste hatten die Halle von hinten betreten und waren aus den Schatten der Nacht direkt aufs Podium gestiegen; Ceinwyn hingegen würde durch das große Portal an der Frontseite der Halle kommen, und um dieses Portal zu erreichen, mußte sie durch das Gedränge der Gäste schreiten, die auf dem von Feuern beleuchteten Innenhof saßen. Der Jubel, den wir hörten, war der Lärm jener Gäste, der ihren Weg von der Frauenhalle her begleitete, während wir in der Königshalle schweigend ihr Erscheinen erwarteten. Selbst die Harfenistin löste die Finger von den Saiten, um den Eingang zu beobachten.
    Zuerst kam ein Kind, ein kleines Mädchen in weißem Leinen, das den Gang, den Iorweth für Ceinwyn geschaffen hatte, rückwärts entlangschritt, um Blütenblätter von Blumen auf die frischen Binsen zu streuen.

Weitere Kostenlose Bücher