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Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst

Titel: Artus-Chroniken 2. Der Schattenfürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vergruben es auf einer Weide, damit die übrigen Lämmer alle gesund und stark geboren wurden.
    »Das tun wir immer noch«, warf Issa ein.
    »Weil eure Vorfahren es vom Alten Volk gelernt haben«, erklärte Merlin.
    »In Benoic«, sagte Galahad, »haben wir das Fell des ersten Lamms an einen Baum genagelt.«
    »Das hilft auch.« Hohl echote Merlins Stimme durch den dunklen, kalten Gang.
    »Die armen Lämmchen«, sagte Ceinwyn, und alle lachten. Der Nebel lichtete sich, aber tief drinnen im Hügel konnten wir Tag und Nacht nicht unterscheiden – solange wir nicht den Eingang öffneten, damit einige von uns hinauskriechen konnten. Das mußte immer wieder einmal sein, wenn wir nicht im eigenen Dung leben wollten, und falls draußen Tag war, wenn wir die Steine entfernten, versteckten wir uns zwischen den beiden Hörnern des Hügels und sahen zu, wie die dunklen Reiter die Felder absuchten, die Höhlen, Moore, Felsen, Hütten und Wäldchen aus windgebeugten Bäumen. Fünf lange Tage suchten sie uns, während wir in dieser Zeit die letzten Reste unseres Proviants verzehrten und das Wasser tranken, das durch die Hügeldecke hereinsickerte. Dann gelangte Diwrnach endlich zu der Erkenntnis, daß unsere Magie der seinen überlegen sei, und ließ die Suche abbrechen. Vorsichtshalber warteten wir noch zwei Tage, um sicherzugehen, daß dies nicht nur ein Versuch war, uns aus unserem Versteck zu locken, dann machten wir uns auf den Heimweg. Als eine Art Miete legten wir ein wenig Gold zu den Schätzen der Toten, blockierten den Eingang hinter uns und marschierten unter der fahlen Wintersonne nach Osten. An der Küste angelangt, setzten wir unsere Schwerter ein, um zwei Fischerboote zu beschlagnahmen, ließen die heilige Insel hinter uns und segelten gen Osten. Solange ich lebe, werde ich mich daran erinnern, wie die Sonne auf den goldenen Ornamenten und dem silbernen Bauch des Kessels glitzerte, während die Segel uns in Sicherheit brachten. Unterwegs dachten wir uns einen Gesang aus, das Lied des Kessels, das auch heute zuweilen noch gesungen wird, obwohl es, an den Liedern der Barden gemessen, ein armseliger Gesang ist. Wir landeten in Cornovia und marschierten von dort aus südwärts durch Elmet ins freundlich gesinnte Powys. »Und deswegen, Lady«, schloß ich meine Schilderung, »behaupten die Sagen, daß Merlin verschwand.«
    Igraine krauste die Stirn. »Haben die dunklen Reiter den Hügel denn nicht durchsucht?«
    »Zweimal«, antwortete ich, »aber entweder wußten sie nicht, daß man den Eingang öffnen kann, oder sie fürchteten die Geister der Toten. Und außerdem hatte uns Merlin natürlich durch einen Tarnzauber geschützt.«
    »Ich wünschte, Ihr wärt davongeflogen«, grollte sie. »Es wäre eine so viel schönere Erzählung geworden.« Sie seufzte, weil sie um ihren verlorenen Traum trauerte. »Aber die Geschichte vom Kessel ist damit doch noch nicht beendet, oder?«
    »Aber nein!«
    »Also …«
    »Also werde ich sie Euch an der entsprechenden Stelle erzählen«, fiel ich ihr ins Wort.
    Sie zog einen Schmollmund. Heute trägt sie den Umhang aus grauer Wolle, dessen Säume mit Otterfell besetzt sind, und in dem sie besonders hübsch aussieht. Sie ist immer noch nicht schwanger, deswegen glaube ich, daß es ihr entweder nicht bestimmt ist, Kinder zu bekommen, oder daß König Brochvael, ihr Gemahl, zu viel Zeit mit Nwylle, seiner Geliebten, verbringt. Es ist kalt heute, der Wind rüttelt an meinem Fenster und zerrt an den kleinen Flammen in der Feuerstelle, die mit Leichtigkeit ein Feuer beherbergen könnte, das zehnmal so groß ist wie jenes, das Bischof Sansum mir zubilligt. Ich höre, wie der Heilige Bruder Arun schilt, unseren Klosterkoch. Der Haferbrei war heute morgen so heiß, daß sich der heilige Tudwal die Zunge verbrannt hat. Tudwal ist ein Kind in unserem Kloster und des Bischofs inniger Gefährte in Christo. Im vergangenen Jahr hat ihn der Bischof zum Heiligen erklärt. Der Teufel legt viele Fallstricke in den Weg des wahren Glaubens.
    »Dann wart es also Ihr und Ceinwyn«, warf Igraine mir vor.
    »Was waren wir?« fragte ich zurück.
    »Ihr wart ihr Liebster«, sagte Igraine.
    »Ein Leben lang, Lady«, gestand ich.
    »Aber Ihr habt Euch nie mit ihr vermählt?«
    »Niemals. Sie hatte einen Eid geschworen, das wißt Ihr doch.«
    »Aber sie ist auch nicht von einem Kind zerrissen worden«, stellte Igraine fest.
    »Das dritte Kind hätte sie fast umgebracht«, antwortete ich,
    »doch bei den anderen war

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