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Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur

Titel: Artus-Chroniken 3. Arthurs letzter Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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ich.
    »Ich sehe dafür alles«, entgegnete sie. »Vertraut mir, Lord.« Damit führte sie mich weiter. Zuweilen warnte sie mich vor einem Hindernis.
    »Hier müssen wir einen Bach durchwaten, Lord. Seid vorsichtig.«
    Ich wußte, daß der Pfad stetig anstieg, sonst aber wußte ich kaum etwas. Wir durchquerten ein Stück unsicheren Schieferboden, doch Olwens Hand lag fest in der meinen, und einmal schienen wir einen hohen Bergrücken entlangzuwandern, wo mir der Wind um die Ohren pfiff und Olwen eine seltsame, kleine Weise über Elfen sang. »Hier in den Bergen gibt es immer noch Elfen«, erklärte sie mir, als das Lied endete. »Überall sonst in Britannien wurden sie getötet, aber nicht hier. Ich habe sie selbst gesehen. Sie haben mich das Tanzen gelehrt.«
    »Sie haben es Euch gut gelehrt«, sagte ich. Zwar glaubte ich ihr kein einziges Wort, fühlte mich vom warmen Griff ihrer kleinen Hand aber seltsamerweise beruhigt.
    »Sie haben Umhänge aus Sommerfäden«, behauptete sie.
    »Sie tanzen nicht nackt?« neckte ich sie.
    »Ein Sommerfadenumhang verbirgt nichts, Lord«, antwortete sie tadelnd. »Doch warum sollten wir verbergen, was wunderschön ist?«
    »Habt Ihr den Elfen beigelegen?«
    »Eines Tages werde ich es tun. Jetzt noch nicht. In der Zeit nach den Königen. Ihnen und den goldenen Männern. Aber zuerst muß ich einem weiteren salzigen Mann beiliegen. Bauch an Bauch mit einem weiteren trockenen Ding aus dem Herzen des Kessels.« Sie lachte, zog an meiner Hand, und wir verließen den Felsgrat, um über einen sanften, grasbewachsenen Hang zum nächsten Grat emporzusteigen. Von dort aus sah ich zum erstenmal, seit die Wolken den Mond verdeckt hatten, ein Licht.
    Denn hinter einem dunklen Bergsattel lag ein Berg, und in dem Berg mußte es ein Tal geben, das mit Feuer gefüllt war, so daß der uns zugewandte Bergkamm von seinem Schein umkränzt war. Ich stand da, die Hand ganz unbewußt noch immer in Olwens, und sie lachte vor Freude, als sie sah, wie ich dieses unverhoffte Licht anstarrte. »Das ist das Land vor den Königen, Lord«, erklärte sie mir. »Dort werdet Ihr Freunde finden und etwas zu essen.«
    Ich löste meine Hand aus der ihren. »Welcher Freund würde Ceinwyn wohl mit einem Fluch belegen?«
    Sie holte sich meine Hand zurück. »Kommt mit, Lord, es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte sie und zog mich den Hang hinab. Sie versuchte, mich zum Laufen zu zwingen, aber ich wollte nicht. Ich ging langsam, denn ich dachte an das, was Taliesin mir in dem magischen Nebel berichtet hatte, der vor ihm über Caer Cadarn gelegt worden war: daß
    Merlin ihm befohlen hätte, mich zu retten, daß ich ihm dafür aber möglicherweise nicht danken würde. Und während ich mich der Senke des Feuers näherte, fürchtete ich mich davor, die Bedeutung von Merlins Worten zu entdecken. Olwen drängte mich, schneller zu gehen; sie lachte über meine Ängste, und ihre Augen funkelten im Schein des Feuers, ich aber stieg mit schwerem Herzen der glühenden Silhouette zu.
    Speerkämpfer bewachten den Saum des Tales. Es waren wild aussehende Männer, in Pelze gehüllt und mit Speeren bewaffnet, deren Schäfte rauh und deren Klingen grob geschmiedet waren. Obwohl Olwen sie fröhlich grüßte, antworteten sie nicht, als wir an ihnen vorbeikamen. Dann führte mich Olwen einen Pfad hinab bis in das raucherfüllte Zentrum des Tales. In der Talsenke lag ein langgestreckter See mit schwarzem Wasser, an dessen Ufer ringsum Feuer brannten. Neben den Feuern standen, von Gruppen verkrüppelter Bäume umgeben, zahlreiche kleine Hütten. Dort lagerte ein ganzes Heer von Menschen, denn es waren mindestens zweihundert Feuer.
    »Kommt mit, Lord«, drängte Olwen und zerrte mich den Hang hinab.
    »Dies hier ist die Vergangenheit«, erklärte sie mir, »und auch die Zukunft. Hier schließt sich der Kreis der Zeit.«
    Dies ist ein Tal im oberen Powys, sagte ich mir. Ein Versteck, in dem ein verzweifelter Mensch Zuflucht finden kann. Der Kreis der Zeit tut gar nichts hier, redete ich mir ein, und dennoch lief mir ein Schauer des Unbehagens über den Rücken, als Olwen mich zu den Hütten am See führte, wo das Heer lagerte. Ich hatte gedacht, die Leute schliefen, denn es war mitten in der Nacht, doch als wir zwischen dem See und den Hütten hindurchgingen, schwärmten zahllose Männer und Frauen aus den Hütten, um uns zu beobachten. Es waren seltsame Kreaturen, diese Menschen. Manche lachten ohne Grund, andere plapperten sinnlos vor sich hin,

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