Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
sich die Wohnzimmertür. Ein Mädchen ungefähr in Millies Alter mit strähnigem blonden Haar erschien und musterte die versammelte Gesellschaft leidenschaftslos.
»Hallo Charlie.« Gervase hob grüßend die Hand. »Wie ich sehe, ist St. Trinian nicht mehr angesagt?«
Die Schuluniform des Mädchens war nicht das schwarze ärmellose Kleid und die schwarze Wollstrumpfhose, die mit der berühmten Schule assoziiert wurden. Stattdessen trug Charlie einen Rock mit schlaffem Saum, eine Bluse, die halb aus dem Bund hing, sowie einen Blazer, der eindeutig gekauft worden war, damit das Kind noch hineinwuchs.
Charlie Foscott richtete den Blick auf Gervase. »Hi Gerry.« Ihrer Stimme fehlte es an jeglicher Begeisterung. Sie zeigte kein Interesse an den beiden Besuchern. Jess wurde völlig ignoriert. Stattdessen wandte sich Charlie an ihre Mutter. »Ist noch Kuchen übrig?«
»Sie möchten wirklich keinen, Inspector?«, fragte Serena an Jess gerichtet.
Jess war praktisch gezwungen, dankend abzulehnen, was sie ohne Bedauern tat. Es war ein Biskuitteig, und von außen war keine Spur von Füllung zu erkennen – gut möglich, dass es keine gab.
»Nimm ihn mit in die Küche«, befahl Serena ihrer Tochter. »Und trink ein Glas Milch dazu.«
Charlie nahm den Kuchen und verzog sich. Gervase bemerkte Jess’ Blick und grinste schief.
»Sie kommt jetzt in ein schwieriges Alter«, erklärte Serena. »Reggie sagt, sie verbringt zu viel Zeit mit Pferden, und sie lernt nicht, mit Menschen zurechtzukommen. Er meint, sie sollte Ballettunterricht nehmen.«
Gervase gab einen erstickten Laut von sich, der in einem Husten endete.
»Ich habe ihm gesagt, dass wir uns die Ballettstunden nicht leisten können, und er meinte, dann sollten wir eben das Pony verkaufen. Aber Charlie liebt das Pony. Abgesehen davon, habe ich zu Reggie gesagt, ist es besser, sie ist draußen an der frischen Luft, als irgendwo in einem staubigen Saal, wo sie mit den Armen fuchteln und auf Zehenspitzen komische Kniebeugen machen muss.«
»Ich sehe Charlie auch nicht im Ballett, wie ich gestehen muss«, sagte Gervase mit erstickter Stimme. Er litt offensichtlich unter Atemnot, so deutlich hatte er das Bild von Charlie im Ballettkostüm vor Augen.
»Natürlich nicht. Abgesehen davon, ich habe ein Vermögen für Reithosen und Stiefel und den ganzen anderen Kram ausgegeben. Ich kann jetzt nicht schon wieder anfangen und Tutus kaufen und Ballettschuhe und Trikots. Aber so ist Reggie. Von Zeit zu Zeit hat er diese verrückten Einfälle. Wie dem auch sei, um wieder auf diesen Drohbrief zu kommen …«
Es war Zeit für Jess, das Wort zu ergreifen. »Mrs Foscott hat nicht unrecht«, sagte sie. »Sie sollten überlegen, ob Sie nicht aus dem Royal Oak ausziehen. Allerdings würde ich davon abraten, bei Ihrer Cousine einzuziehen.« Nicht zuletzt, weil Reggie und Serena Foscott auf Ian Carters Liste möglicher Tatverdächtiger stehen , dachte Jess. Sie haben ein Motiv.
»Wir hätten genügend Platz«, sagte Serena.
»Aber es ist zu sehr abgeschirmt mit dem großen Garten und den alten Bäumen«, versuchte Jess taktvoll zu bleiben. »Außerdem würde Ihre Familie einem gewissen Risiko ausgesetzt, genau wie Mr Crown gesagt hat. Ich rate Ihnen dringend, Mr Crown, das Hotel zu wechseln. Das Royal Oak verfügt über keinerlei nennenswerte Sicherheit. Verschwenden Sie keine Zeit. Fahren Sie zurück, begleichen Sie Ihre Rechnung und suchen Sie sich für die Nacht eine andere Unterkunft. Geben Sie uns unverzüglich Bescheid, wenn Sie das erledigt haben. Mein Rat an Sie wäre, sich ein Hotel in Cheltenham zu nehmen. Wir wissen nicht, wo der Angreifer wohnt, aber es ist wahrscheinlich, dass er aus der Gegend von Weston St. Ambrose kommt.«
»Und was dann?«, fragte Gervase störrisch.
»Es hilft uns. Wenn wir uns wegen Ihrer Sicherheit sorgen und eventuell sogar Beamte abstellen müssen, die Sie bewachen, blockieren wir damit Arbeitskraft, die uns bei unseren Ermittlungen fehlt. Es behindert uns in unseren Bemühungen herauszufinden, wer hinter alledem steckt. Wir sind gegenwärtig ganz besonders empfindlich gegen derartige Ablenkungen. Wir haben nämlich einen Erfolg vorzuweisen. Wir haben Pietrangelos Wagen gefunden.«
»Wo war er?«, fragten Gervase und seine Cousine gleichzeitig.
»Er tauchte an einer unerwarteten Stelle außerhalb von Weston St. Ambrose auf. Ermittlungen sind bereits im Gange. Ich glaube, wir kommen dem Killer näher, und ich denke, der Killer spürt das. Die
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