Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
»Ich habe ihm gesagt, er soll nach Portugal zurückkehren und warten, bis die Polizei den Fall gelöst und den Schuldigen gefasst hat. Aber Gervase beabsichtigt zu bleiben und sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Sein Plan ist völlig meschugge. Er glaubt, der Mörder würde sich dazu hinreißen lassen, einen neuerlichen Anschlag gegen ihn zu unternehmen. Er glaubt, dass der Mörder es in Key House eigentlich auf ihn abgesehen und den Falschen erwischt hatte.«
»Crown war in Portugal, als Matthew Pietrangelo in Key House überfallen und niedergeschlagen wurde«, hielt Jess entgegen. »Crown lebte seit Jahren nicht mehr in Key House. Es stand leer. Warum sollte der Mörder glauben, dass sich ausgerechnet Gervase Crown in jener Nacht im Haus aufhielt?«
»Ja, okay, ich weiß! Aber Gervase glaubt trotzdem, dass der Killer dachte, er wäre zurück und am fraglichen Abend in seinem leeren Haus.« Kit sog die Luft ein. »Petra bat mich, Sie zu informieren, dass Gervase den Ärger geradezu anzieht. Sie glaubt nicht, dass er Sie über seinen Plan informiert. Sie möchte, dass Sie ihn beschützen.«
»Wie?«, fragte Jess ruhig.
»Ich weiß es nicht! Reden Sie wenigstens mit ihm, dass er die Ermittlungen Ihnen überlassen soll, der Polizei!« Sie starrte Jess an. »Petra hat Angst.«
»Und Sie?«, fragte Jess. »Habe Sie auch Angst?«
»Ja, allerdings, denn wenn Gervase irgendetwas zustößt, ist Petra am Boden zerstört. Sie hat sich ein neues Leben aufgebaut, nachdem er das Leben unmöglich gemacht hat, das sie hätte haben können. Wenn er sich von einem Irren umbringen lässt, was soll dann aus meiner Schwester werden?«
Nachdem Kit wieder gegangen war, nahm Jess ihr Mobiltelefon hervor und wählte die Nummer, die Gervase ihr gegeben hatte. Doch ihr Anruf landete auf der Mailbox, und eine aufgezeichnete Stimme bat sie, nach dem Signalton eine Nachricht zu hinterlassen. Verärgert dachte sie, dass er offensichtlich in seine alten Verhaltensweisen zurückgefallen war und den Kontakt abreißen ließ.
»Was ist nur los mit diesem elenden Kerl?«, murmelte sie zu sich selbst. »Zuerst ruft er die Polizei an und verlangt, dass ich augenblicklich zum Royal Oak komme, weil er bedroht wurde, und dann ist er nicht mehr zu erreichen.«
Sie hörte die letzten Worte von Kit Stapleton durch ihren Kopf hallen.
»›Gervase spielt den Köder …‹«
Dagegen war nichts einzuwenden, vorausgesetzt, es gab jemanden, der sich in der Nähe von ihm versteckt hielt, um ihn im entscheidenden Moment vor dem Angreifer zu retten. Es war überhaupt nicht gut, wenn Köder und Angreifer unter sich waren, um die Sache allein auszumachen. Jess hinterließ eine Nachricht auf seiner Mailbox und bat ihn zurückzurufen. Die Situation war alles andere als befriedigend. Wenn Crown recht hatte und das Ziel des unbekannten Mörders war, dann war sein Verhalten der Gipfel der Dummheit. Jess rief im Royal Oak an und erfuhr, dass Mr Crown nicht im Hotel war. Das war keine Überraschung – das Royal Oak gehörte nicht zu der Sorte Lokal, wo jemand wie Gervase Crown seine freie Zeit verbrachte. Wo mochte er also stecken? Nach kurzem Nachdenken wählte sie die Nummer von Foscotts Kanzlei.
»Ich versuche Ihren Klienten, Mr Crown, zu erreichen«, informierte sie Reggie Foscott. »Er geht nicht ans Telefon.«
Überraschenderweise konnte Foscott ihr weiterhelfen.
»Wenn ich recht informiert bin, trifft er sich heute Nachmittag mit meiner Frau zum Tee«, antwortete Foscott auf seine übliche trockene Art. »Sie ist seine Cousine. Wahrscheinlich hat er deswegen sein Mobiltelefon ausgeschaltet.«
»Hör zu, Gerry!«, sagte Serena Foscott und schwenkte die Sherry-Flasche in Gervase’ Richtung. »Das muss aufhören! Alles!«
»Niemand wäre darüber glücklicher als ich, Cousine«, antwortete Crown. »Es gefällt mir genauso wenig wie dir, dass ein mörderischer Irrer durch die Gegend streift und nach mir sucht.«
»Dann geh zurück nach Portugal.«
»Weißt du was? Ihr könnt es alle anscheinend nicht abwarten, dass ich wieder verschwinde«, erwiderte er. »Aber nein. Ich bin noch nicht so weit, dass ich wieder zurückkann. Nicht jetzt.«
»Dann komm wenigstens hierher zu uns. Es wäre ein ganzes Stück sicherer als im Royal Oak, wo jeder nachts durch die Gänge laufen und Drohbriefe unter den Zimmertüren hindurchschieben kann, wie du erzählt hast! Beim nächsten Mal ist es vielleicht kein Brief mehr, sondern eine Bombe! Hast du mal darüber
Weitere Kostenlose Bücher