Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
war, die im Haus herumschnüffelte. Ich denke, er muss gemerkt haben, dass jemand da war. Ich rief sogar seinen Namen, Gervase. Ich war nervös und es war nicht sehr laut, mehr ein heiseres Krächzen, und ich wusste nicht, ob er mich gehört hatte oder nicht. Aber er rief zurück, und ich hörte seine Stimme und wusste, dass er es war. Ich traf ihn nicht richtig mit dem Priest, weil er im letzten Moment die Taschenlampe hochriss und den Priest so weit ablenkte, dass der Schlag seinen Kopf nur streifte. Es reichte aus, um ihn zu Boden gehen zu lassen. Ich wollte ihm gerade einen zweiten Schlag verpassen, als dieser Einfaltspinsel Roger Trenton auftauchte!«
Muriels Stimme bebte vor Entrüstung. »Soll man es für möglich halten? Ich hätte nie geglaubt, dass dieser Trottel nach Einbruch der Dunkelheit nach Key House gehen würde! Ich musste verschwinden, und ich musste sogar einen Umweg nach Hause nehmen! Es sollte wohl einfach nicht sein. Zweimal hatte ich versucht, Crown zu erledigen. Beim ersten Mal erwischte ich den falschen Mann, und beim zweiten Mal kam mir ein alter Trottel in die Quere. Der Teufel schert sich um seinesgleichen, heißt es, und ganz sicher hat er die Hand über Gervase Crown gehalten!«
»Nun«, sagte Carter zu Jess, als sie später wieder nach oben gegangen waren. »Wenn die DNS von Pietrangelo oder Crown auf diesem Priest ist, dann ist der Fall gegen Muriel Pickering abgeschlossen.«
»Ihre Geschichte erklärt, wie Alfie Darrow den Clio im Wald in der Nähe von Mullions finden konnte«, sagte Jess. »Es sieht danach aus, als hätte Alfie die Wahrheit gesagt – zumindest, was diesen Teil seiner Geschichte angeht. Ich glaube aber immer noch nicht, dass er nur damit herumgefahren ist und ihn dann stehen gelassen hat, als das Benzin zu Ende war.«
»Und ich glaube nicht, dass er jemals etwas anderes aussagen wird, es sei denn, wir finden die Person, an die er den Wagen verkauft hat. Andererseits weiß man nie, bei unserer Arbeit …«, fügte Carter optimistisch hinzu. »Vielleicht passiert irgendetwas, das Mr Darrow bewegt, seine Meinung zu ändern und uns die Wahrheit zu sagen.«
K APITEL 21
Carters Optimismus wurde überraschenderweise belohnt. Sie sahen Alfie Darrow schneller wieder, als sie in ihren kühnsten Träumen erwartet hätten. Am nächsten Morgen nämlich erhielt Jess eine Nachricht, dass Mrs Sandra Darrow, begleitet von ihrem Sohn Alfie, sie zu sprechen wünschte.
»Das muss ich sehen«, murmelte Morten.
»Seien Sie mein Gast, Phil.«
Das Vernehmungszimmer war nicht sonderlich groß, und mit den beiden Beamten sowie Sandra und Alfie Darrow wirkte es schon reichlich beengt. Sandra war eine stattliche Frau, die geradezu majestätisch wirkte in ihrem paillettenstarrenden schwarzen Oberteil und dem weiten roten Rock. Sie thronte auf einem sehr schmalen Stuhl. Massen von unnatürlich schwarzem Haar fielen in Locken über ihre fleischigen Schultern, und an ihren Ohren baumelten große Ringe.
Neben ihr wirkte ihr Sohn Alfie wie ein Hauch von einem menschlichen Wesen. Er blickte außerdem höchst elend drein, und sein Gesicht war ein blau-gelb geschwollenes Fiasko. Die Nase war dick, er hatte zwei blaue Augen, und seine Oberlippe war geplatzt. Er war kaum wiederzuerkennen.
»Hallo Alfie«, sagte Morton, indem er die Verletzungen inspizierte. »Was ist denn mit Ihnen passiert? Hatten Sie einen Unfall, oder sind Sie verprügelt worden? Sie sehen aus, als wären Sie gegen eine Wand gelaufen.«
Alfie wollte offensichtlich eine gesalzene Antwort geben, doch seine Mutter ließ ihn nicht dazu kommen. Sie rammte ihm einen Ellbogen in die Rippen, sodass ein überraschter Schmerzenslaut alles war, was aus seinem Mund kam.
»Sind Sie diese Inspector Campbell?«, erkundigte sich Mrs Darrow an Jess gewandt, nachdem sie sie eingehend von Kopf bis Fuß gemustert hatte. »Sind Sie die Beamtin, von der mein Sohn dauernd redet?«
»Ich bin Inspector Campbell, das ist richtig. Ich wusste nicht, dass Alfie so viel von mir redet«, sagte Jess.
»Nun, jetzt wissen Sie’s«, sagte Mrs Darrow. Sie richtete den Blick aus ihren dunklen, wie Rosinen in einem Weckmann tief in ihrem teigigen Gesicht ruhenden Knopfaugen auf Morton. »Und er? Wer ist er?«, fragte sie – nicht an Jess gewandt, sondern an ihren Sohn.
»Er ift ein Fergeant. Er heift Morton«, nuschelte Alfie. »Er ift auch fo einer, der mir ftändig im Nacken fitft.«
Jess und Morton wechselten Blicke. Wollte Mrs Darrow ihnen
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