Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
geirrt, als sie mir erzählt hatte, sie hätte Gervase gesehen«, schloss Muriel verbittert. »Wegen ihr hatte ich mich in die Geschichte hineingesteigert, und dann war es überhaupt nicht Gervase!«
»Und Sie haben den Eindringling in Key House auch nicht mit dem Priest erschlagen«, informierte Carter sie. »Er war nicht tot, obwohl Sie es dachten. Unter den Umständen, in der Dunkelheit, ohne Kenntnisse in Erster Hilfe, ist es nicht sonderlich überraschend, dass Sie keinen Puls finden konnten. Aber wenn Sie einen Notarzt gerufen hätten, hätte man sich um ihn kümmern können. Sie ließen ihn zurück, und das Feuer brachte ihn um.«
»Das tut mir leid«, sagte Muriel. »Das tut mir wirklich leid. Damals hab ich mein Bestes gegeben. Es ist genauso, wie ich gesagt habe. Wenn die Dinge erst einmal anfangen schiefzugehen, dann gehen sie immer weiter schief, immer und immer mehr … Aber meistens fängt es schon an, lange bevor man es bemerkt. Sie sagen, ich hätte den Mann im Haus sterben lassen, aber ich war an jenem Abend nur in dem Haus – genau wie er, der Italiener –, weil Gervase Crown das Haus so viele Jahre hat leer stehen lassen, und weil er uns so viel Kummer gemacht hat. Warum geben Sie nicht ihm die Schuld?«
Sie beugte sich unvermittelt vor. »Nicht mal mein Plan, den Clio später verschwinden zu lassen, hat funktioniert, wissen Sie? Ich wollte ihn am nächsten Tag aufs Land fahren, ihn irgendwo stehen lassen und vielleicht ebenfalls in Brand stecken. Aber die Feuerwehr kam sehr schnell nach Key House und trieb sich auch den ganzen nächsten Tag noch dort herum. Und die Polizei kam hinzu, weil der Leichnam nicht zu Asche verbrannt war, wie ich es mir erhofft hatte. Deswegen konnte ich den Clio nicht wegfahren.«
Sie sah Jess betrübt an. »Ich hatte gehofft, dass das Feuer den Leichnam völlig verbrennt, wissen Sie? Es war so heiß! Man verbrennt Leichen im Krematorium, und sie verschwinden komplett, bis auf ein paar Knochenreste, die sie zermahlen, weil sie zu nichts anderem mehr taugen. Ich dachte, das würde auch mit den Überresten des Toten im Haus passieren. Es war ein hässlicher Schock für mich, als ich mit Hamlet zum Haus kam und Sie und diesen Idioten Roger Trenton sah und erfuhr, dass der Leichnam zwar stark verbrannt, doch ansonsten mehr oder weniger unbeschadet das Feuer überstanden hatte …
Am nächsten Morgen war die Feuerwehr immer noch da, um die Ruine nass zu machen, deswegen musste ich weiter warten. Erst gegen Mittag, als sie endlich abgezogen war, konnte ich die Lane runterlaufen zu dem Wald, wo ich den Clio zurückgelassen hatte, und soll man es glauben? Irgendjemand hatte ihn doch tatsächlich in der Zwischenzeit geklaut! Wer um alles in der Welt kann ihn dort gefunden haben? Ich traute meinen Augen nicht! Ich sah Reifenspuren. Eine Spur musste ich gemacht haben, als ich den Wagen im Wäldchen abgestellt hatte, die andere war beim Rausfahren entstanden. Früher war es auf dem Land so friedlich und ruhig, und heute kann man nicht mal mehr zwei Tage lang seinen Wagen in einem verlassenen Waldstück abstellen, ohne dass jemand vorbeikommt und ihn klaut!« Muriel funkelte Jess und Carter düster an.
»Wir haben den Wagen wiedergefunden«, sagte Carter.
Muriels Unterkiefer klappte herunter. »Nicht schlecht. Wo war er?«
»Unmittelbar außerhalb von Cheltenham.«
»Wie ist er dorthin gekommen?«, fragte sie staunend.
»Daran arbeiten wir noch«, sagte Carter ausweichend.
»Nun, Miss Pickering, Ihre Aktionen führten genau genommen erst dazu, dass Gervase Crown aus Portugal zurückgekehrt ist, um nachzusehen, was von seinem Haus übrig ist«, sagte Jess.
Muriel gewann ihre Fassung wegen des Wagens zurück und sah Jess an. »Ja. Gervase tauchte auf und wanderte im Haus herum. Ich fand ihn dort, zusammen mit der armen jungen Frau, der Freundin des Italieners, der im Haus starb. Sie standen draußen vor der ausgebrannten Ruine. Ich warnte sie vor Gervase.«
»Was ist mit dem anonymen Drohbrief?«, fragte Jess. »Haben Sie ihn verfasst und unter Mr Crowns Tür im Royal Oak hindurchgeschoben?«
»Ja. Ich wollte ihm Angst machen, damit er wieder nach Portugal geht«, sagte Muriel einfach. »Ich klebte diesen Brief zusammen, und dann dachte ich, warte mal, die Polizei wird ihn auf Fingerabdrücke und DNS untersuchen und den ganzen Rest, wie man es in den Zeitungen so liest . Dann fiel mir ein, dass in der Bücherei von Weston St. Ambrose eine Kopiermaschine steht. Die
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