Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Stimme des Anwalts an ihrem Ohr. »Beispielsweise wenn er surfen geht oder andere sportliche Aktivitäten verfolgt. Er spielt auch viel Golf … Es gibt nichts Schlimmeres auf einem Golfplatz, als wenn das Telefon klingelt, kurz bevor man mit seinem Abschlag an der Reihe ist …«
»Und? Ist der Tote Gervase Crown?«, fragte Sergeant Phil Morton später. Die Frage war rhetorisch. Es war das, was alle dachten.
Morton war zusammen mit Jess in Superintendent Carters Büro. Die Heizung war langsam wieder angegangen, doch bisher hatte es den Anschein, als würde sie lediglich den Staub des zurückliegenden Sommers aufwirbeln und nur wenig Wärme bringen. Morton stand am Fenster und blickte niedergeschlagen drein. Was nicht bedeutete, dass er es für hoffnungslos hielt, den Fall zu lösen. Es war nur so, dass er bei jeder Ermittlung mit plötzlichen Fallgruben rechnete. Seine Haltung beruhte auf Erfahrung. Im Moment brütete er darüber, welche Haken und Ösen sich diesmal wieder offenbaren würden. Eine mysteriöse Leiche und ein vom Feuer zerstörter Tatort waren jedenfalls ein guter Anfang, wie er zuvor bereits Jess gegenüber angemerkt hatte.
Zum Rest des Teams gehörten diesmal Sergeant Dave Nugent, der an seinem Lieblingsplatz vor dem Computer nach vermissten Personen suchte in der Hoffnung, einen Hinweis zur Identität der Leiche in Key House zu finden. Die Detective Constables Bennison und Stubbs hatten sich aufgeteilt und besuchten Wohnhäuser und Farmen in einem Umkreis von fünf Meilen um den Tatort herum. Sie hofften jemanden zu finden, der am Tag des Feuers oder in den Tagen vorher etwas Auffälliges bemerkt hatte. Sie fragten vor allem nach Fremden. Jemand war gestorben, doch jemand anders musste das Feuer gelegt haben.
»Dieser Typ, dieser Gervase Crown …« Carter warf einen Blick auf Jess’ Notizen. Wenn sie geahnt hätte, dass jedermann nur darauf wartete, ihre hingekritzelten Stichworte über das Telefonat mit Foscott zu lesen, hätte sie diese etwas sorgfältiger ausformuliert. »Selbst wenn er im Ausland lebt, sollten wir bei ihm anfangen. Er könnte gerade zu Besuch hier in England sein. Offensichtlich konnten Sie bereits ein wenig über seine Familie in Erfahrung bringen, Jess. Zudem ist sein Anwalt genügend beunruhigt, um sich bei uns zu melden, da er Crown in Portugal weder telefonisch noch per E-Mail erreichen kann.«
»Crown muss nicht zu Hause in Portugal sein, um seine E-Mails abzurufen oder Anrufe zu beantworten«, warf Morton ein.
»Offenbar bricht Crown den Kontakt zur Außenwelt ab, wenn er ungestört sein möchte«, erinnerte Jess die anderen. »Wenn die Bedingungen stimmen, geht er viel zum Surfen und spielt Golf, die restliche Zeit verbringt er mit anderen Sportarten. Sie finden alles in meinen Notizen, Sir.«
Carter blickte sie an. »Das hat den Anwalt nicht davon abgehalten, nach dem Telefon zu greifen. Er will sich absichern. Er möchte nicht, dass sein Mandant von einer Bande portugiesischer Polizisten aufgescheucht wird, die auf unsere Bitte hin nach ihm suchen. Und er will wissen, ob der Tote aus der Ruine Crown ist.«
»Bei einigen Leuten stimmt einfach alles«, murmelte Morton. »Womit verdient Crown seinen Lebensunterhalt?«
»Er ist vermögend.«
Mortons Miene verriet deutlich, dass die Ungerechtigkeiten dieser Welt seiner Meinung nach schier endlos waren.
»Wann war er mit Bestimmtheit das letzte Mal hier im Land?«, fragte Carter.
»Das wissen wir noch nicht«, gab Jess zu. »Ich glaube, seine Anwälte wissen es auch nicht. Normalerweise stattet er ihnen einen Besuch ab, doch er könnte es auch lassen, wenn es ihm nicht in den Kram passt. Er wird vermutlich aufpassen, wie oft er herkommt, schon aus steuerlichen Gründen. Ich denke, es wäre interessant zu wissen, wo er seine Steuern zahlt. Wenn er in Portugal Steuern zahlt, kann er sich nicht beliebig lange hier aufhalten, bevor das Finanzamt seinen Wohnort im Ausland hinterfragt.«
»Wenn er andererseits seine Steuern hier zahlt, kann er hierherkommen, so oft er möchte«, führte Carter aus. »Wir können leicht feststellen, wo er seinen offiziellen Wohnsitz hat. Die Anwälte sollten darüber Bescheid wissen. Vertritt diese Kanzlei all seine Interessen, während er sich an irgendeinem Strand sonnt oder Golfbälle durch die Gegend schlägt? Wie heißt diese Kanzlei überhaupt? Sie sagten, es wäre eine hiesige Firma?«
»Ja, und wir hatten bereits mit ihr zu tun«, antwortete Jess. »Es ist noch gar nicht
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