Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
einem so viel erzählten, wenn man wusste, was sie bedeuteten. Die Zweige der Bäume knarrten leise im Wind, doch aus dem Unterholz war kein Knacken oder Rascheln zu hören. Sicherheitshalber rief er ein kurzes »Hallo?«, doch er erhielt keine Antwort. Alfie grinste in sich hinein. Immer noch vorsichtig näherte er sich der unerwarteten Entdeckung und umrundete sie begutachtend.
»Ich will verdammt sein«, murmelte er schließlich zu sich selbst. »Aber das lasse ich ganz sicher nicht hier zurück!«
Jess war soeben an ihren Schreibtisch zurückgekehrt und hatte Sergeant Phil Morton informiert: »Es war Mord.«
»Ich nehme an, sämtliche Beweise sind dem Feuer zum Opfer gefallen?«, hatte Morton erwidert, dann hatte auch schon das Telefon geklingelt. Jess nahm den Hörer auf.
»Ein Anruf für Sie, Ma’am«, sagte der Sergeant vom Dienst an ihrem Ohr. »Ein Mr Foscott, der sagt, er wäre Anwalt. Es geht um den Brand von Key House und den Toten dort. Soll ich den Anrufer durchstellen?«
»Ja, tun Sie das«, antwortete sie. Soso, Reggie Foscott. Wer hätte das gedacht?
Vor ihrem geistigen Auge entstand das Bild eines Mannes, hoch aufgeschossen, schlaksig, blass, steif und gerissen. Was um alles in der Welt hatte Reggie Foscott mit Key House zu tun? Doch Roger Trenton hatte erzählt, dass er Crowns Anwälte angeschrieben hatte. Morton hatte sowohl Roger Trenton als auch Muriel Pickering am späten Nachmittag des auf das Feuer und den Fund der Leiche folgenden Tages vernommen. Irgendwo in seinem Bericht musste auch Foscotts Name stehen.
»Inspector Campbell? Verzeihen Sie die Störung …« Foscotts Stimme hallte in ihrem Ohr.
»Sie stören nicht, Mr Foscott. Sie rufen also wegen des Feuers an, das vor einigen Tagen in Key House gewütet hat?«
»Äh …« Foscott legte seine Karten niemals offen auf den Tisch und machte auch jetzt keine Ausnahme, obwohl er derjenige war, der anrief. »Ja, in der Tat. Ein höchst bedauernswertes Ereignis. Ich habe gehört, das Gebäude wurde stark beschädigt?«
»Ja«, antwortete Jess knapp. Komm zur Sache, Reggie.
»Mir ist außerdem zu Ohren gekommen, dass man eine Leiche in den, äh, Trümmern gefunden hat – oder handelt es sich dabei nur um ein Gerücht?«
»Kein Gerücht.«
»Wissen Sie vielleicht …« Reggies Stimme klang noch vorsichtiger. »Kennen Sie vielleicht bereits die Identität des Opfers?« Eilig fügte er hinzu: »Sollte dies der Fall sein, habe ich natürlich Verständnis dafür, wenn Sie zuerst die nächsten Angehörigen informieren möchten, bevor Sie den Namen preisgeben.«
»Wir konnten die Leiche bisher nicht identifizieren, Mr Foscott.«
»Oje«, antwortete Foscott betrübt. »Haben Sie Grund zu der Annahme, es könnte sich bei dem – äh – Verstorbenen um den Eigentümer des Anwesens gehandelt haben, Mr Gervase Crown? Meine Firma vertritt hierzulande seine Interessen, daher meine Anfrage.«
»Bisher nicht. Man hat uns informiert, dass Mr Crown im Ausland lebt?«
»Das ist richtig. Mr Crown hat ein Haus in Portugal in der Nähe von Cascais. Es liegt an der Küste, etwa eine halbe Stunde von Lissabon entfernt. Er ist ein begeisterter Surfer und nutzt jede Gelegenheit, auf sein Brett zu steigen, wenn die Bedingungen stimmen. Ich muss betonen, dass mir von einem eventuellen Aufenthalt Mr Crowns hier in England nichts bekannt ist. Üblicherweise meldet er sich in unserem Büro, um uns Bescheid zu geben. Natürlich haben wir überlegt, dass wir mit ihm in Verbindung treten sollten, als wir von dem Feuer hörten. Sachschaden an seinem Eigentum, Versicherungsfall und so weiter.«
Dieses Mal wartete Jess und unterbrach ihn nicht. Foscott setzte seinen Bericht fort.
»Wir haben ihm eine E-Mail geschickt, doch bis heute kam keine Antwort. Ich sollte erwähnen, dass Mr Crown nicht immer sofort auf unsere E-Mail-Anfragen antwortet. Im Allgemeinen antwortet er aber irgendwann. Wir, äh, wir haben auch versucht, ihn telefonisch zu erreichen, doch in seinem Haus geht lediglich der Anrufbeantworter an, und sein Mobiltelefon ist ausgeschaltet. Ich habe ihm eine Nachricht auf seiner Mailbox hinterlassen.«
»Ist es normal, dass Mr Crown nicht erreichbar ist?« Mit ihrer freien Hand schrieb Jess Anmerkungen auf einen Notizblock. Foscott klang besorgt, offensichtlich nicht ohne Grund. Morton kam um den Tisch herum und las, was sie notiert hatte. Er verzog das Gesicht.
»Nun, für gewöhnlich nicht. Doch dann und wann zieht er sich zurück«, sagte die
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