Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Vielleicht hat Crown sich geändert, ist erwachsen geworden, vernünftig … und lebt in Portugal, damit er surfen kann?
»Ich wette meinen letzten Penny, dass er sich nicht ein Stück geändert hat!«, sagte Carter laut.
Jess machte sich auf die Suche nach Phil Morton und fand ihn in seinem Büro. »Was hat Roger Trenton gesagt, als Sie gestern Abend mit ihm gesprochen haben? Ich weiß, Sie haben alles in Ihren Notizen aufgeschrieben, aber ich würde gerne von Ihnen hören, was für einen Eindruck Sie von ihm hatten.«
»Ich halte ihn für einen Wichtigtuer«, entgegnete Morton. Er schob seinen Stuhl vom Schreibtisch weg und streckte die Arme über dem Kopf aus. »Ich bin mir sicher, dass er ein lebhaftes Interesse an allem hat, was rings um ihn herum vorgeht, doch das Einzige, was in dem leer stehenden Haus passiert ist, waren ein paar Hausbesetzer, die dort von Zeit zu Zeit eingebrochen sind. Trenton hat der Gemeindeverwaltung die Bude eingerannt. Seiner Meinung nach hätte sich irgendein Beamter dafür zuständig fühlen müssen. Die Gemeinde hätte das Haus sichern müssen. Doch das war Aufgabe des abwesenden Eigentümers. Trenton grollte gegen Crown, auch wegen aller möglichen anderen Dinge. Doch er hatte ihn einige Jahre nicht gesehen, daher konnte er nichts Genaueres sagen. Genau genommen hatte der wichtigtuerische alte Querkopf überhaupt nichts Interessantes zu sagen, wenn man vom Namen der Kanzlei absieht, die sich um Crowns rechtliche Belange kümmert. Trenton hat außer den ominösen Hausbesetzern keine Fremden bemerkt. Selbst an die erinnert er sich nicht genauer, und er vermag auch kein Datum zu nennen, wann sie das Haus besetzt hatten. Er veranstaltet jede Menge Wirbel, und man schafft es kaum, ihn zu bremsen, doch im Grunde genommen steckt dahinter nur heiße Luft.«
»Trotzdem muss ich vielleicht noch mal mit ihm reden …«, sagte Jess nachdenklich. »Mag sein, dass er selbst keine Informationen hat, doch möglicherweise führt er uns zu jemand anderem, der etwas weiß. Übrigens ist Gervase Crown zurzeit auf dem Weg nach England.«
»Also war er in Portugal?« Morton seufzte. »Dann ist er also nicht der Tote in der Asche. Nun, wer ist dann unser Opfer?«
»Das ist die wichtigste Frage, Phil. Gibt es Neuigkeiten von den Brandermittlern?«
»Ja, da gibt es etwas …« Morton nahm einen Notizblock mit einer gekritzelten Nachricht zur Hand. »Sie haben sich gemeldet. Sie denken, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde, im Bereich der Küche, wo man auch die Leiche gefunden hat. Der oder die Brandstifter haben einen Beschleuniger benutzt, vermutlich Benzin. Ich denke, das verrät uns auch nicht mehr als das, was wir sowieso schon vermutet haben.«
Jess hatte nicht vorher in Ivy Lodge angerufen. Sie wollte Roger Trenton nicht warnen, dass sie auf dem Weg zu ihm war. Ihrer Erfahrung nach war es besser, wenn man die Leute unerwartet erwischte – bevor sie sich Gedanken machen konnten darüber, was sie gesehen oder gehört hatten. Doch manchmal bedeutete das auch eine vergebliche Fahrt.
»Er ist nicht hier«, sagte eine mollige, attraktive Frau mittleren Alters mit dicken, zu einem Bob geschnittenen grauen Haaren. »Er ist nach Cheltenham gefahren. Kann ich Ihnen vielleicht helfen? Ich bin Poppy Trenton, seine Frau.« Sie war damit beschäftigt gewesen, Laub zusammenzufegen, als Jess eintraf, und stützte sich nun auf ihren Besen.
»Vielleicht ja, Mrs Trenton. Kannten Sie die Crown-Familie, als sie noch hier lebte?«
»Ich kannte Sebastian, als ich ein Teenager war«, antwortete Poppy. »Wir sind auf die gleichen Partys gegangen, wie das so ist bei jungen Leuten. Gervase allerdings …« Sie zögerte. »Ich kann nicht behaupten, dass ich Gervase besonders gut kannte. Ich habe ihn immer wieder mal gesehen, als er noch ein Kind war. Dann hat man ihn in ein Internat geschickt. Er war damals noch sehr jung.«
»Stimmt es, dass Mrs Crown die Familie verlassen hat?«, fragte Jess in Poppys Redeschwall hinein.
»Ja.« Poppys Stimme klang plötzlich düster. »Es hat nicht funktioniert.« Sie sah Jess fragend die Augenbrauen hochziehen. »Die Ehe«, erläuterte sie knapp. »Sebastians Ehe. Der Name seiner Frau war Amanda.«
»Wissen Sie, wohin Mrs Crown ging, nachdem sie die Familie verlassen hatte?«
»Keine Ahnung. Niemand wusste etwas. Ich bin noch nicht einmal sicher, ob Sebastian es wusste, obwohl sie wohl über ihre Anwälte miteinander in Kontakt standen, um die Scheidung abzuwickeln.
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