Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
Reggie es für nötig gehalten hat, seine Beziehung zu Gervase zu erläutern, als er und Carter ihre Unterhaltung geführt hatten .
Plötzlich sah Poppy alarmiert an Jess vorbei die Straße hinunter.
»Oh. Da kommt Muriel …«, sagte sie.
Jess wandte sich um und erblickte Mrs Pickering, die in ihrem gelben Plastikmantel und den ebenfalls gelben Hosen auf sie zukam. Diesmal hatte sie sich den dazu passenden gelben Plastikhut auf den Kopf geklemmt. Der Boxer trottete neben ihr her.
»Ho!«, sagte Muriel Pickering und blieb vor Poppys Gartenpforte stehen. »Sie haben Besuch, oder wie?« Die Worte waren an Poppy gerichtet, doch die Augen der Sprecherin fixierten Jess mit aufsässigem Blick. »Sie sind doch diese Polizistin, richtig? Ich hab Sie beim Feuer gesehen.«
»Das ist richtig, Mrs Pickering.«
»Sie schnüffeln herum, wie?«, fragte Muriel wenig höflich. »Na ja – schätze, dafür werden Sie bezahlt. Dass Sie Fragen stellen und über jedermanns Angelegenheiten Bescheid wissen wollen, meine ich.«
»Vollkommen richtig«, pflichtete ihr Jess amüsiert bei. »Das ist eine treffende Beschreibung der Arbeit eines Ermittlers.«
Ihr Gleichmut schien Muriel zu verwirren. Sie schnaubte und blinzelte und kniff die Augen zusammen, als könnte sie Jess so besser sehen. Hamlet bekundete leise winselnd seine Ungeduld.
»Herumschnüffeln«, wiederholte Muriel schließlich. »Einer Ihrer Kollegen war bei mir zu Hause. Wollte mich wegen Key House ausfragen – nicht, dass ich ihm irgendwas hätte sagen können. Hamlet mochte ihn nicht leiden. Er war die ganze Zeit sehr unruhig, während Ihr Kollege da war. Normalerweise ist er freundlich zu Besuchern, doch Ihren Sergeant Morton konnte er überhaupt nicht ausstehen. Er wollte mich beschützen, wissen Sie? Hunde versuchen immer, ihre Besitzer zu beschützen.«
Jess musterte Hamlet, und Hamlet erwiderte ihren Blick mit einem leisen Knurren.
»Sehen Sie?«, trumpfte Muriel auf. »Hamlet weiß ganz genau, dass Sie eine Polizistin sind und kein Freund oder gewöhnlicher Besucher.«
»Kann ich noch etwas für Sie tun, Miss Campbell?«, fragte Poppy höflich.
»Nein, nein, im Augenblick nicht. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Auf Wiedersehen, Mrs Trenton. Mrs Pickering.«
Als sie davonfuhr, ertappte sich Jess dabei, wie sie einem hartnäckigen Gedanken nachhing: Hamlet mochte mich nicht. Ich denke, Muriel Pickering mag mich genauso wenig, und ich glaube auch nicht, dass Poppy Trenton sich sonderlich über meinen Besuch gefreut hat … Ich frage mich, ob es vielleicht etwas gibt, von dem sie nicht wollen, dass ich davon erfahre.
K APITEL 4
Am Abend fuhr Carter nach Weston St. Ambrose hinaus, um Millie aufzusammeln. Er fand sie mitsamt den beiden Katzen und MacTavish aneinandergekuschelt auf einem gemütlichen alten Sofa vor einem knisternden Kaminfeuer, wo sie sich wie eine Elster durch eine Pappschachtel mit alten Knöpfen und bunten Glasperlen wühlte, eine Schatztruhe voll funkelnder, glitzernder Objekte.
»Ah, da bist du ja, Ian«, begrüßte ihn Monica Farrow entspannt. »Genau zur rechten Zeit. Millie und ich haben heute Nachmittag eine Quiche gebacken. Wir haben auf dich gewartet, damit du sie probieren kannst. Ich dachte, wir nehmen sie zum Abendessen?«
Nachdem sie gegessen hatten, trug Carter einen Stapel schmutzigen Geschirrs in die Küche, schloss leise die Tür und wandte sich Monica zu. Sie zog die Augenbrauen hoch und wartete.
»Monica, ich weiß, ich habe deine Ortskenntnisse schon häufiger in Anspruch genommen«, begann er zögernd. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich es noch mal tue. Kennst du oder kanntest du eine Familie namens Crown?«
»Die einzigen Crowns hier in der Gegend lebten in Key House, dem leer stehenden Haus, das vor ein paar Tagen abgebrannt ist. Man hat dort eine Leiche gefunden, richtig?« Monica hielt inne, dann fragte sie mit besorgtem Unterton: »Der Tote – das war nicht der junge Gervase, oder?«
»Wir gehen nicht davon aus. Gervase Crown lebt im Ausland und bereitet sich, während wir hier reden, auf eine Reise nach England vor, um sich um seinen Besitz und die damit verbundenen Probleme zu kümmern. Ich habe Mr Crown noch nicht gesehen, aber natürlich hoffen wir, dass wir ihn befragen können – obwohl er sich außer Landes befand, als das Haus abbrannte.« Er zögerte. »Er ist inzwischen fünfunddreißig«, fügte er hinzu und war sich darüber im Klaren, dass er nörgelnd
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