Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
verstanden habe, will er zurückkommen und sich um die Angelegenheit kümmern. Reggie Foscott hat Mutter angerufen, um es ihr zu sagen. Ich nehme an, er wollte sie warnen, damit sie Gervase nicht unerwartet auf der Straße oder sonst irgendwo begegnet. Ich hoffe nicht, dass das passiert. Sie würde das nicht aushalten. Sie hasst ihn wie die Pest. Sie würde ihn glatt mit dem Einkaufswagen über den Haufen fahren. Und glaub mir, ich könnte sie verstehen. So ein nutzloser Mistkerl.« Kit zögerte. »Doch ich weiß, dass du das nicht tun würdest. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was du noch an ihm findest«, fügte sie nach einer Sekunde traurig hinzu.
»Wir waren beide jung und dumm und betrunken«, antwortete Petra tonlos. »Er hätte nicht fahren dürfen. Ich hätte nicht in sein Auto steigen dürfen. Weiß Reggie, ob er länger bleibt?«
»Ich vermute mal, so lange es erforderlich ist. Das Haus liegt in Trümmern, und er muss entscheiden, was er damit machen will. Die Polizei hat angefangen, wegen Mordes zu ermitteln.«
Der Becher mit der siamesischen Katze zitterte, und Kaffee schwappte in Petras Schoß. Sie schrie auf und schimpfte.
»Ach herrje, mein Fehler! Bitte entschuldige!« Kit sprang auf und ging, um einen Lappen zu holen. »Hast du dich verbrüht?«
»Nein, nur erschreckt. Was für ein Mord?«
»Ich hatte mir alles zurechtgelegt, weißt du?«, jammerte Kit kläglich. »Wie ich es dir beibringen wollte. Und dann vermassle ich es! Ich wollte nicht erwähnen, dass offensichtlich ein Mord stattgefunden hat, oder zumindest versuchen, es dir auf schonende Art beizubringen. Aber es sind keine Neuigkeiten, die man jemandem schonend beibringen kann, oder? Also kann ich dir genauso gut alles erzählen. Wie ich bereits sagte, sie fanden eine Leiche in der Ruine, nachdem sie das Feuer gelöscht hatten. Viel schrecklicher jedoch ist die Tatsache, dass das Opfer nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen ist. Die Polizei hat festgestellt, dass der Tote ermordet wurde. Sie glaubt, das Feuer wurde absichtlich gelegt, um die Beweise zu vernichten.«
»Und Gervase ist ganz bestimmt in Portugal?« Petra war wie erstarrt.
»Ja! Ich habe dir doch gesagt, dass er Kontakt mit Reggie hatte. Gervase ist auf dem Weg hierher. Vielleicht ist er schon in England eingetroffen . Es ist jedenfalls nicht seine Leiche in den Trümmern. « Kit beugte sich vor, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, doch irgendetwas im Gesicht ihrer Schwester ließ sie zögern. »Oder denkst du vielleicht, dass Gervase der Mörder ist und das Opfer dort abgelegt hat?«
»Nein!« Die letzte Bemerkung riss Petra aus ihrer Erstarrung. »Selbstverständlich nicht! Wie kannst du so etwas fragen? Warum sollte Gervase jemanden ermorden? Selbst wenn, es wäre ziemlich dumm von ihm, es in seinem eigenem Haus zu tun. Aber so etwas würde er nicht tun, niemals! Er hat niemanden umgebracht!« Petras Gesicht hatte sich gerötet. Plötzlich durchflutete sie Energie aus einer verborgenen Quelle. Sie wedelte aufgeregt mit den Händen. »Außerdem, wenn er in Portugal war, wie du ständig sagst, kann er ja nicht gleichzeitig hier sein und derart furchtbare Dinge tun. Also wirklich, Kit! Ich weiß, wie du fühlst, aber nicht einmal du kannst ernsthaft glauben, dass Gervase jemanden vorsätzlich ermordet hat.«
»Es ist Jahre her, seit du ihn das letzte Mal gesehen hast, Petra. Seit irgendjemand von uns ihn gesehen hat. Du weißt nicht, was er tun würde und was nicht. Du erinnerst dich nur an den angeberischen Hohlkopf, der er damals war. Wenn er mit zunehmendem Alter auch nur ein wenig mehr vom Charakter seines Vaters angenommen hat, ist er heute ziemlich skrupellos. Aber ja, er war zum Zeitpunkt des Brandes in Portugal, und niemand wirft ihm irgendetwas vor.« Sie versuchte ein Lächeln, doch es misslang. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich das gesagt habe. Ich denke mal, dass ich schockiert bin.«
»Natürlich bist du das. Mutter ist es sicher ebenso. Ich bin es. Reggie und Serena. Wir alle.« Petra blickte nach unten auf ihre gefalteten Hände.
Eine Pause entstand. »Ich gebe ihm immer noch die Schuld an diesem Autounfall«, fügte Kit leise hinzu. »Aber das ist Vergangenheit. Ich weiß nicht, was er seit damals getan hat.«
Für lange Zeit herrschte Schweigen. Petra starrte durch das Fenster auf die Scheune, ihr Atelier. »Ich muss wieder an die Arbeit, Kit. Entschuldige, dass ich dich dränge, aber ich muss einen Termin einhalten.«
Kit
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