Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
klang.
Monica schürzte die Lippen und blickte nachdenklich drein. »Ja, ich schätze, das wird so sein. Wie die Zeit vergeht! Der arme kleine Kerl – das war er nämlich damals, als ich ihn kannte. Seine Mutter ist durchgebrannt. Sie hat die Familie einfach im Stich gelassen und nie mehr einen Blick zurückgeworfen. Gervase war schon vorher auf einem Internat, in ganz jungen Jahren. Der kleine Kerl tat mir immer furchtbar leid. Es kann kein glückliches Zuhause gewesen sein.«
»Sebastian Crown, der Vater – er hat nicht wieder geheiratet?«
»Nein, niemals. Er hat sich in seine Arbeit gestürzt und mit seinem Geschäft ein Vermögen gemacht, wenn ich das richtig im Kopf habe.«
»Oh ja, das hast du, sogar sehr richtig«, erwiderte Carter.
»Hat Gervase je geheiratet?«, fragte Monica unvermittelt.
Carter wurde bewusst, dass er vergessen hatte Foscott zu fragen, ob Gervase Crown eine Freundin hatte, geschweige denn eine Ehefrau.
»Ich weiß es nicht, Monica. Alles, was ich weiß, ist, dass er Golf spielt, surft und Pferde reitet.«
»Pferde?« Monica klang überrascht. »Als er jung war, waren es Autos.«
Carter spürte, wie seine mentalen Antennen zuckten. »Er hat einige zerlegt, wie man mir sagt.«
»Oh ja …« Monica wandte sich ab. Mit einem Mal schien sie keine Lust mehr zu haben, weiter über das Thema zu reden.
»Ein junges Mädchen wurde schwer verletzt, du erinnerst dich?«, hakte Carter nach.
»Petra Stapleton, sie lebt immer noch hier in der Gegend.« Monica presste die Lippen aufeinander. Sie wollte wirklich nicht mehr reden.
Die Küchentür öffnete sich knarrend, und Millie erschien, MacTavish unter dem Arm und Misstrauen in großen Buchstaben im Gesicht.
»Worüber redet ihr?« Sie blickte anklagend von einem zum anderen.
»Nichts, was dich interessieren würde, junges Fräulein!«, erwiderte Monica. »Hast du den Deckel wieder auf die Schachtel getan?« Millie nickte. »Und alle deine Sachen zusammengesucht? Dein Daddy möchte jetzt nämlich fahren.«
Millie verschwand, um ihr restliches Gepäck zusammenzusuchen. Selbst wenn sie nur für einen Tag irgendwohin fuhren, so hatte Carter feststellen müssen, beinhaltete das das Packen eines Rucksacks, als würde seine Tochter auf eine lange Reise gehen.
»Wenn ich sie morgen Abend abhole, bringe ich vielleicht Jess Campbell mit«, sagte er zu Monica. »Du erinnerst dich an Jess?«
»Aber natürlich! Ich würde sie gerne wiedersehen …« Es gelang ihr nicht, einen Anflug von plötzlicher Neugier zu verbergen.
»Ich möchte, dass sie Millie kennenlernt«, erläuterte Carter und fragte sich zugleich, ob er einen Fehler gemacht hatte, der Spekulationen nach sich ziehen würde.
»Gute Idee!«, erwiderte Monica freudig, was seine Befürchtungen alles andere als zerstreute.
Als er Millies Sicherheitsgurt auf richtigen Sitz überprüfte, beugte sich seine Tochter vor. »Ich interessiere mich für alles! «, flüsterte sie mit vor mühsam kontrollierter Empörung bebender Stimme.
Genau wie ich , dachte Carter. Sofern es irgendetwas mit Gervase Crown zu tun hat … Ob ich mit ihr darüber rede, dass Jess morgen Abend mitkommt? , überlegte er kurz. Nein, besser, ich warte noch .
»Petra?«, rief Kit Stapleton laut aus der Mitte des gepflasterten Bereichs, der den Vorgarten ersetzte. Ein hübsches Holzschild am Tor verkündete den Namen des Anwesens: The Barn – die Scheune. Genau genommen bezeichnete The Barn sogar zwei Gebäude auf dem Grundstück.
Was Kit zwei Möglichkeiten eröffnete. Entweder war ihre Schwester Petra im auf der rechten Seite gelegenen Cottage, oder sie war in der ehemaligen Scheune direkt voraus, wo sie ihr Atelier eingerichtet hatte. Sie wusste, dass ihre Schwester sich hier irgendwo aufhielt, denn ihr behindertengerecht umgebautes Auto stand auf seinem üblichen reservierten Parkplatz.
»Hier drin …«, rief eine leise Stimme.
Kit ging auf die Scheune zu und spähte durch die Tür. Normalerweise stellt man sich unter einer Scheune einen düsteren, schattenhaften Ort vor – nicht diese hier. Bei dieser Scheune war ein ganzer Abschnitt des Daches durch ein riesiges Glasfenster ersetzt worden, damit ihre Schwester genügend Licht hatte für ihre Arbeit. Sie war eine versierte Malerin, und sie hatte sich auf Tiere als Motive spezialisiert. Sie konnte gut von ihrer Malerei leben – hauptsächlich Porträts von den Haustieren ihrer Klientel. Hin und wieder erhielt sie den Auftrag, ein Kinderbuch mit Tierbildern
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