Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)
nehmen richtig an. Der ›unangenehme Proll‹, wie Sie ihn nennen, war Sergeant Morton. Es tut mir leid, wenn Sie ihn für unhöflich halten. Er ist ein ausgesprochen tüchtiger Kollege. Setzen Sie sich doch, Mr Crown.«
Gervase sank widerwillig auf einen Stuhl und blickte sich im Zimmer um. »Hierher verschleppen Sie also Ihre Verdächtigen, um sie in die Mangel zu nehmen?«
»Es ist ein Vernehmungszimmer, kein Verhörraum. Zugegeben, es sieht ein wenig spartanisch aus. Es ist nicht als Coffee Lounge gedacht!«, hörte Jess sich giftig schnappen. Und es ist nicht das erste Mal, dass du dich in einem Vernehmungszimmer befindest, nicht wahr?, dachte sie. »Möchten Sie vielleicht Kaffee oder einen Tee?«, bemühte sie sich, ein wenig höflicher zu fragen.
»Nein danke.« Seine Stimme klang schroff. Die versteckte Kritik gefiel ihm nicht. »Wer hat mein Haus in Brand gesteckt?«
»Wir haben keinen Verdächtigen, Mr Crown, nicht im Augenblick«, antwortete Jess. »Ursprünglich dachten wir, umherziehende Pavee oder Hausbesetzer hätten das Feuer verursacht. Nach meinen Informationen wurde Key House bei mehreren Gelegenheiten unbefugt als vorübergehende Unterkunft benutzt. Doch die Obduktion der in der Asche gefundenen Leiche hat ergeben, dass es einen Angriff gab, bevor das Feuer ausbrach.«
»War das Opfer bereits tot?«, fragte Gervase Crown auf die ihm eigene unberechenbare Art. »Ich meine damit nicht, ob es tot war, als Sie es fanden. Natürlich war es da tot. Ich meine, ob das Opfer bereits tot war, als das Feuer ausbrach.«
»Nein. Wir gehen davon aus, dass der Tote noch lebte, doch er war mit ziemlicher Sicherheit bewusstlos. Er starb an einer Rauchvergiftung.«
»Dann hat er also nichts mehr von dem Feuer mitbekommen?« Crowns blaue Augen bohrten sich in ihre.
Er ist nervös!, schoss es Jess plötzlich durch den Kopf. Er ist nicht gefühllos. Es lässt ihn nicht kalt, dass der Tote mitbekommen haben könnte, dass er in der Falle saß. Und Gervase Crown ist eindeutig nervös – oder weckt der Umgang mit der Polizei Erinnerungen an einen Teil seines Lebens in ihm, den er mit Sicherheit lieber vergessen würde?
»Ich denke, wir können mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er davon nichts mehr mitbekommen hat«, beruhigte sie ihn.
Gervase Crown seufzte erleichtert. »Der arme Kerl, wer auch immer er war. Wissen Sie schon, wer er war?«
»Wir halten es für möglich, dass es sich um die Leiche einer seit ein paar Tagen vermisst gemeldeten Person handelt. Die Lebensgefährtin hat sich mit uns in Verbindung gesetzt.« Jess hielt inne. »Wir haben einige Fotos von dem Vermissten. Würden Sie sie sich bitte ansehen?«
»Tot?«, fragte Crown erschrocken.
»Nein, nicht tot.« Niemand hätte den Leichnam des armen Webdesigners wiedererkannt. »Sie wurden aufgenommen, als er noch lebte. Dieses hier zum Beispiel …«
Sie zog das Foto aus ihrer Tasche und konnte nicht umhin, selbst noch einmal einen schnellen Blick darauf zu werfen. Ja, es gab eine entschiedene Ähnlichkeit. Doch nun, da sie mit Crown gesprochen hatte und ihre erste Überraschung vorbei war, schien sie nicht mehr ganz so frappierend. Nichtsdestotrotz war sie da. Würde Crown es ebenfalls bemerken? Sie reichte ihm das Bild. »Können Sie mir sagen, ob Sie diesen Mann kennen?«
Crown zögerte, dann nahm er das Foto entgegen. »Nein, ich kenne ihn nicht.« Er starrte eine Weile auf das kleine Bild und runzelte die Stirn. Dann blickte er hoch, und auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck von Misstrauen. »Soll ich jetzt vielleicht sagen, dass er mir ähnlich sieht?«
»Ich denke, das tut er«, räumte Jess ein. Man konnte von ihm halten, was man wollte – Crown war nicht auf den Kopf gefallen.
»Das ist es also, nicht wahr? Jemand dachte, der Tote wäre ich. Ich war das beabsichtigte Opfer, und der arme Kerl dort kam dazwischen?« Crowns Tonfall wurde vehementer. Angst? Entrüstung? Verwunderung? Jess vermochte es nicht zu sagen.
»Wir wissen es nicht … Bis heute war uns die Ähnlichkeit nicht aufgefallen. Aber jetzt … Nun ja, es ist eine Möglichkeit. Fällt Ihnen ein Grund ein, warum jemand Sie umbringen wollen könnte?«
»Ich denke, sämtliche Anwohner aus der Gegend um Key House würden auf meinem Grab tanzen. Ja, ich weiß, dass das nicht dasselbe ist. Wenn Sie Ihre Ermittlungen fortsetzen, Inspector Campbell, werden Sie feststellen, dass ich kein beliebter Mann bin. Wahrscheinlich wissen Sie bereits über meine
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