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Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition)

Titel: Asche auf sein Haupt: Ein Fall für Jessica Campbell (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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war ein großes Thema in der Gegend.«
    »Das ist er immer noch, obwohl ich erst heute Morgen davon erfahren habe. Ich bin ein wenig hinter dem Mond hier. Kit war heute Morgen da und hat mir von dem Feuer erzählt … und dass deine Rückkehr erwartet würde.«
    Er grinste melancholisch. »Ach, Kit. Ist sie immer noch so rigoros? Sie hat mich einmal in einen Abwassergraben geschubst, als wir Kinder waren, weil ich sie geärgert hatte. Ich war völlig durchnässt und stank nach Gott weiß was. Erinnerst du dich? Warst du dabei? Ich musste durch die Küche ins Haus schleichen, wo ich glücklicherweise unser damaliges Au-pair-Mädchen fand. Sie war Holländerin. Vielleicht war sie daran gewöhnt, dass Leute in Grachten oder Gräben fallen, keine Ahnung. Sie scheuchte mich die Treppe hoch, damit ich mich umzog, und stopfte die schmutzigen Sachen in die Wäsche, bevor meine Mutter mich sehen konnte. Wie geht es Kit? Wie geht es deinen Eltern?«
    »Vater ist vor zwei Jahren gestorben. Kit und meiner Mutter geht es gut. Nein, ich war nicht dabei, als du in den Graben gefallen bist oder Kit dich geschubst hat, wie du behauptest. Ich würde mich bestimmt daran erinnern.«
    »Tut mir leid, das von deinem Vater zu hören. Ich … Ich habe den Kontakt abreißen lassen, fürchte ich. Schön zu hören, dass es Kit und deiner Mutter gut geht. War Kit hier, um dir zu erzählen, dass ich komme – oder um dich zu warnen?«
    Wie er dort saß und auf seinem Stuhl schaukelte, sah er aus wie die Unschuld in Person, doch Gervase war verschlagen. Das war er immer schon gewesen – sie tat besser daran, sich diese Tatsache in Erinnerung zu rufen.
    »Ich weiß nicht, was in ihren Köpfen vorgeht«, antwortete sie.
    »Wirklich nicht? Ich schon. Sie hassen mich wie die Pest.« Petra antwortete nicht, also fuhr er fort, während er sie unverwandt ansah. »Hasst du mich auch? Möchtest du, dass ich gehe? Du musst es nur sagen, und ich gehe.«
    »Du musst nicht gehen. Ich hasse dich nicht. Ich gebe zu, dass Kit und Mutter nicht viel für dich übrig haben, aber ich würde auch nicht sagen, dass sie dich hassen wie die Pest.«
    »Ach nein? Jede Wette, dass Kit das tut.« Er wurde ernst. »Es tut mir so leid, Petra …« Er deutete auf den Rollstuhl. »… all das hier. Es hört sich blöd an, doch ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.«
    »Es gibt sonst nichts zu sagen. Du hast es gesagt, und es gibt keinen Grund, sich weiter damit aufzuhalten. Wir waren jung und dumm.«
    »Ich war jung und betrunken.«
    Das Letzte, was sie wollte, war den Unfall wieder zur Sprache zu bringen. »Warum hast du das Haus nicht verkauft, wenn du nicht vorhattest, darin zu wohnen?«
    »Ich wollte schon, nachdem ich es geerbt hatte. Irgendwie konnte ich nicht.« Er schwieg und wandte den Blick ab. »Ich habe meine Kindheit gehasst. Wann immer ich dieses Haus betreten habe, musste ich an jeden einzelnen unglücklichen Augenblick denken. Jeder Stein, jedes Möbelstück, der Blick aus jedem einzelnen Fenster … Alles schien sich gegen mich zu verschwören und mich in die Vergangenheit zurückzuversetzen, besser als jedes Familienalbum voller Schnappschüsse es vermocht hätte. Nur, dass wir nie ein Familienalbum hatten. Wir waren nie eine richtige Familie, außer im biologischen Sinn.«
    Erneut fixierte er sie mit seinem Blick. »Und ich konnte nichts, rein gar nichts umbauen, weil es unter Denkmalschutz steht, weißt du. Nur Stufe zwei, aber das reicht schon. Ich habe mich erkundigt. Ich durfte die Fassade nicht verändern, okay, so weit, so gut. Als wäre das nicht genug, bekam ich eine ellenlange Liste mit ›besonderen Ausstattungsmerkmalen‹ im Innern, die weder verändert noch entfernt werden durften. Mutters Küche aus gelaugtem Kiefernholz war so ziemlich das Einzige, was ich hätte ändern dürfen, wenn ich gewollte hätte, da sie modern war, ebenso die beiden bereits existierenden Bäder. Ich hätte an den Sickergruben herumbasteln dürfen und die tickenden alten Heizkörper der antiken Zentralheizung austauschen dürfen. Ich hätte entweder in meinem alten Zimmer oder im Schlafzimmer meiner Eltern schlafen können, im alten Esszimmer essen und im alten Arbeitszimmer meines Vaters fernsehen. Nein danke.«
    »Warum hast du es dann nicht verkauft?«, fragte Petra erneut.
    »Es hört sich vielleicht merkwürdig an …« Gervase stockte, bevor er langsam fortfuhr. »Ich denke, ich habe es gehasst, weil es so eine Macht über mich ausübte und meine Gefühle

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