Asche der Welten
zu wenig über die Klikiss. Warum verhielten sie sich so, wie sie sich verhielten? Wie würden sie reagieren? Diente hatte keine Ahnung, wo er beginnen sollte. Derartige Überlegungen waren nicht dazu angetan, ihn mit Zuversicht zu erfüllen. Er konnte nur das alte Übersetzungssystem benutzen und das Beste hoffen. »Ich bin in meinem Bereitschaftsraum, um dort in Ruhe nachzudenken.« Er stand auf und wandte sich vom Kommandosessel ab. »Geben Sie mir Bescheid, wenn wir Pym erreichen.«
»In weniger als zwei Stunden sind wir da, Admiral.«
»Dann möchte ich diese zwei Stunden allein verbringen.« Er verließ die Brücke und schloss die Tür hinter sich. Er wusste, dass er seine volle Aufmerksamkeit brauchen würde, aber er fühlte sich abgespannt - schon seit einigen Tagen schlief er schlecht. Er ging zum Ausgabegerät, bestellte einen extra starken Kaffee und trank ihn schnell.
Zwar wussten die Klikiss sicher nicht, was es mit Uniformen und Rangabzeichen der Terranischen Verteidigungsflotte auf sich hatte, aber Diente zog trotzdem seine Paradeuniform an und versuchte, sich ein möglichst autoritäres Erscheinungsbild zu geben. Er machte sogar einige Bilder von sich selbst und speicherte sie im Logbuch des Schiffs, für den Fall, dass ihm etwas zustieß. Der Manta erreichte Pym und ging in Warteposition, die Waffensysteme in Bereitschaft. Diente wollte mit einem gepanzerten diplomatischen Shuttle beim Schwärm auf dem Planeten landen, während der Kreuzer als eine Art Rückversicherung im Orbit blieb.
Seine Beine bewegten sich wie von allein, als er an Bord des kleinen Schiffs ging, begleitet von achtundzwanzig Wächtern, gerade genug für eine eindrucksvolle Eskorte - auch wenn er bezweifelte, dass die Insektenwesen solche Gesten verstanden. Er hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube und tat, was er tun musste.
Der diplomatische Shuttle verließ den Hangar des Manta-Kreuzers. Diente bemühte sich, ruhig zu atmen und seine Gedanken auf die Mission zu konzentrieren. Deutlich spürte er die Anspannung der anderen Männer an Bord. Zwei von ihnen versuchten, miteinander zu scherzen, aber ihre Bemerkungen klangen dumm, und bald herrschte wieder Stille.
Unter ihnen geriet der komplexe Schwarmkomplex in Sicht, mitten in der schneeweißen Wüste. Hier und dort bemerkte Diente Mulden ausgetrockneter Seen, darin einige Salzwassertümpel. Die organisch wirkende Stadt der Klikiss bestand aus riesigen Türmen, knorrigen Zinnen und speerartigen Befestigungen. Sie erstreckte sich über viele Kilometer.
Dientes Besorgnis nahm zu. Als General Lanyan hier angegriffen und die wenigen überlebenden Kolonisten gerettet hatte, war erheblicher Schaden angerichtet worden. Diente hatte sich die von den Kameras der Kampfanzüge aufgenommenen Bilder angesehen. Jetzt deutete nichts mehr auf irgendwelche Schäden hin - es gab nicht den geringsten Hinweis. Alles war repariert, und die Stadt war erheblich gewachsen.
Fast überwältigendes Entsetzen erfasste den Admiral, und für einen Moment war er versucht, die Mission aufzugeben, zur Erde zurückzukehren und den Vorsitzenden zu bitten, jemand anders zu schicken. Inzwischen konnte die Hanse nicht mehr auf die Dienste von grünen Priestern zurückgreifen, und das bedeutete: Es ließen sich keine Berichte mehr mit direkter Telkontakt- Kommunikation übermitteln. Diente hatte dafür gesorgt, dass seit Beginn der Mission stündlich Drohnen mit Aufzeichnungen zur Erde geschickt wurden - auf diese Weise würde man dort erfahren, was geschehen war.
Er rechnete damit, dass Dutzende von Schwarmschiffen aufstiegen, um sie in Empfang zu nehmen, aber nichts dergleichen geschah. Bei den Klikiss schien es nicht einmal zu einem Alarm zu kommen. Der Shuttle setzte zur Landung an, das Übersetzungssystem bereit.
Bei den Klikiss blieb eine Reaktion aus. Die Insektenwesen schienen die Neuankömmlinge zu ignorieren, und das fand Diente überaus rätselhaft. Das kleine Schiff landete in einem offenen Bereich im Zentrum der riesigen Schwarmstadt. Für zwei Sekunden schloss der Admiral die Augen, dachte an seine Familie und erinnerte sich daran, warum er hierhergekommen war.
Dann stand er auf, kämpfte gegen Übelkeit an und strich seine Uniform glatt. Mit einem Tastendruck öffnete er die Luke und atmete die bittere Luft von Pym. Bei jedem Atemzug drang ihm Staub in den Hals. Seine Augen brannten, als er die Rampe hinunterging und den trockenen Boden dieser Welt betrat. Die Ehrenwache hielt sich an
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