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Asche und Phönix

Asche und Phönix

Titel: Asche und Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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anders, kurz und hart. Was da gerade durchs Tal gehallt war, hatte mehr Ähnlichkeit mit einem defekten Auspuff. Schüsse wie aus einer Schrotflinte. Und plötzlich erschien die Möglichkeit, Ash könnte darin verwickelt sein, nicht mehr ganz so weit hergeholt.
    Er zog sein Handy aus der Tasche und rief seinen Vater an. Vor ein paar Minuten hatte er es schon einmal versucht. Auch jetzt meldete sich nur die Mailbox.
    Voller Zorn trat er gegen die Tür, aber ebenso gut hätte er versuchen können, mit dem Schädel durch die Wand zu brechen. Er war gefangen, und solange niemand von außen aufschloss, würde er es bleiben.
    Ein dritter Schuss erklang. Auch jetzt vermochte Parker nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er in der Nähe oder tiefer in den Wäldern abgefeuert worden war.
    Ein dumpfes Dröhnen drang herein. Ein Motorrad entfernte sich. Bei ihrer Ankunft hatten zwei Maschinen am Waldrand gestanden. Machte sich einer der Paparazzi aus dem Staub?
    »Herrgott, Dad!«, schrie er die Tür an.
    Sein Handy klingelte.
    »Dad, was zum –«
    »Sie schießt da draußen, Parker«, unterbrach ihn sein Vater mit einem tranigen Beiklang, als liefe das Leben am anderen Ende der Verbindung in Zeitlupe ab. »Deine kleine Freundin schießt auf die Paparazzi.« Dann lachte er und konnte gar nicht mehr aufhören. »Mit einer Schrotflinte!«
    Parker hielt das Handy ein Stück vom Ohr entfernt und war für einen Augenblick sprachlos. »Ash?«, flüsterte er.
    »Wenn das ihr Name ist.«
    »Ich hab sie dir vorgestellt.«
    »Das wird nicht der Name sein, unter dem sie in den Zeitungen auftaucht. Überhaupt wird ihr Name sehr viel kleiner sein als deiner. Als unser Name, Parker! Eine gottverdammte Amokläuferin in meinem Haus, die ausgerechnet diese Scheißkerle vor dem Tor abknallen will!«
    »Was genau ist passiert, Dad?«
    Durchs Telefon hörte Parker Schritte. Sein Vater war irgendwo im Haus unterwegs. »Unsere Leute versuchen, es geradezubiegen. Sie wedeln da draußen mit genug Geld, um jedem von denen fünf neue Motorräder zu kaufen. Und immerhin war die Kleine clever genug, die Kameras zu zerstören. Mit etwas Glück hatte noch keiner ein Foto in die Redaktion gemailt. Mit sehr, sehr großem Glück. Außerdem –«
    »Was ist mit ihr? Ist ihr irgendwas passiert?«
    »Abgehauen. Hat sich eine der Maschinen geschnappt und ist auf und davon.«
    »Komm her und schließ die Tür auf!«
    »Damit du ihr wie ein Hündchen nachläufst?« Royden Cale imitierte ein winselndes Bellen. Parker stellte sich dazu seine entgleisten Gesichtszüge vor. Wann und vor allem wie war das aus seinem Vater geworden? Chimena hatte es gewusst. Sie hatte die Gründe gekannt und versucht, Parker herzubringen. Aber warum?
    »Du kannst mich nicht hier einsperren wie ein Kind mit Hausarrest!«, brüllte er ins Telefon. »Es ist vorbei, Dad! Die Regeln, die Schikanen … Dein Wille ist Gesetz … Das alles ist endlich vorbei.«
    »Libatique wird bald hier sein«, sagte Royden Cale scheinbar ohne Zusammenhang, aber Parker ahnte längst, dass alles mit Libatique zu tun hatte. Mit einem Pakt, den sein Vater vor über vierzig Jahren besiegelt hatte.
    »Lass mich hier raus! Wenn ich dir helfen soll, dann musst du diese Tür aufschließen!«
    »Nein, ich glaube nicht.« Die Schritte seines Vaters brachen ab, er war stehen geblieben.
    »Dad! Ich –«
    »Du würdest wieder fortgehen und mich alleinlassen. Aber ich brauche dich, Parker. Ich brauche dich hier.« Und dann setzte er leiser hinzu: »Eigentlich ist es Libatique, der dich braucht.«

31.
    Ash war gerade erst vom Waldweg auf die Serpentinenstraße gebogen, als ihr bewusst wurde, dass sie so nicht weit kommen würde.
    Royden Cale würde wohl alles tun, um den Vorfall zu vertuschen. Er und Parker mochten auf eine seltsame Weise von Publicity abhängig sein, aber die Art von Medienecho, die ihm Ashs Eskapade einbringen würde, war zum Start des neuen Glamour -Films sicher nicht das, was er sich wünschte. Nur verlassen konnte sie sich dummerweise nicht darauf.
    Diese Straße schien der einzige befestigte Weg weit und breit zu sein. Falls doch jemand die Polizei alarmiert hatte, bräuchten sie nur Sperren zu errichten, und Ash würde ihnen in die Falle gehen. Besser, sie verschwand vorher von der Bildfläche.
    Sie war noch keine Meile auf der Straße nach Osten gefahren, an ungesicherten Böschungen und Abgründen vorbei, als sie links einen schmalen Weg entdeckte. Sie erinnerte sich an Parkers Erzählung und

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