Aschebraut (German Edition)
gesehen?«
»Hör auf, Errol.«
»Die Frau mit dem perfekten Gedächtnis?«
Die Bedienung schüttelte verständnislos den Kopf.
»Sie hat den Fall Iris Neff gelöst.«
»Äh …«
»Und hat in Sunrise Manhattan ein phänomenales Interview gegeben, und in der New York Post wurde sie vor einiger Zeit sogar, wenn auch vielleicht ein bisschen übertrieben …«
»Hör auf, Errol!«
»… die Heldin mit dem Superhirn genannt. Was meiner Meinung nach nicht ganz gelungen war. Denn ein perfektes Gedächtnis macht einen noch nicht zu einem Superhirn, aber wenn man gern ein bisschen übertreibt, wie es die Post eindeutig tut …«
»Ich muss mich langsam wieder um die anderen Gäste kümmern.«
»Kein Problem.«
Während die Bedienung ihren Tisch verließ, schaute Errol mit einem wohlwollenden Lächeln auf ihr gutgebautes Hinterteil.
Und erst als sie verschwunden war, sah er wieder Brenna an. »Du siehst wirklich gut aus«, wiederholte er.
»Was dich zu überraschen scheint.«
»Nun, wir haben uns zum letzten Mal vor elf Jahren gesehen. Und eine derart lange Zeit ist manchmal geradezu verheerend für die weibliche Figur.«
Brenna schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »Aber du hast ganz genau gewusst, wie ich aussehen würde, Errol. Du hast mich im Fernsehen gesehen, in den Zeitungen von mir gelesen und weißt ganz genau, inwieweit ich an den Ermittlungen im Fall Iris Neff beteiligt war.«
»Und, was macht dein Freund Morasco?«, fragte Errol, ohne auf die Vorhaltungen einzugehen. »Ein Reporter von Page Six hat euch zusammen in einer Bar gesehen … Wo wart ihr beide da noch mal?«
»Wir waren schon in mehr als einer Bar.« Sie legte den Ausdruck seiner Homepage vor sich auf den Tisch und strich ihn glatt. »Und du liest die Post eindeutig gründlicher als ich.«
Errol blickte auf das Blatt, auf dem vor einem schwarzen Hintergrund in leuchtend roten Buchstaben Errol Ludlow, Detektei und darunter eine Liste von Empfehlungen zufriedener Klienten stand. »Und … das ist dir aufgefallen.« Er wurde tatsächlich etwas rot.
Denn direkt unter dem Namen stand das folgende Zitat: »Errol Ludlow ist der beste Mentor, den sich eine junge Frau nur wünschen kann – und ein wirklich großartiger Mann!« – Brenna Spector, DIE HELDIN MIT DEM SUPERHIRN.
»Das habe ich nie gesagt, Errol. Und das würde ich noch nicht mal sagen, wenn mir jemand damit drohen würde, dass er mir sonst das Superhirn aus meinem Schädel bläst.«
Er räusperte sich leise. »Ob du es nun gesagt hast oder nicht, es ist auf alle Fälle wahr. Du kannst ja wohl nicht leugnen, dass ich dir gezeigt habe, dass man in unserem Job Mumm und Gewieftheit braucht. Ich habe dich nicht verhätschelt, sondern dir geholfen, die zu werden, die du heute bist.«
»Du hast mich in Gefahr gebracht. Du hast uns alle in Gefahr gebracht. Du hast junge Mädchen unbewaffnet und vor allem ohne jede Rückendeckung losgeschickt, um untreue Männer in flagranti zu erwischen.«
Er stieß einen Seufzer aus. »Jetzt klingst du wie dein Exmann.«
Brenna kniff die Augen zu, als sich eine Erinnerung vor das Gespräch mit Ludlow schob …
29. Mai 1996. Sie liegt in der Notaufnahme des St. Vincent Hospitals, ihr zugeschwollenes linkes Auge pocht, ihr Schädel dröhnt, und sie spürt das trockene, kühle Laken unter sich. Jim tritt durch den Vorhang, und das Baby, das er in den Armen hält, bewegt im Schlaf den Mund, als würde es ihr eine Reihe Küsse zuwerfen. Brenna versucht, ihn anzulächeln, doch ihr Gaumen tut zu weh. »Anscheinend werden manche Männer nicht gerne fotografiert.« Sie hat den Geschmack von Kupfer auf der Zunge, aber ist sich nicht ganz sicher, ob sie frisches Blut im Mund hat oder ob dieser Geschmack nur ihrer Erinnerung entspringt.
Jims Blick, er wirkt derart verletzt, dass sie ihm nicht mehr ins Gesicht sehen kann … »Ich halte das nicht aus, Brenna. So kann es nicht mehr weitergehen. Wenn du noch mal für ihn arbeitest … noch ein einziges Mal … ist es zwischen uns vorbei.«
»Sei nicht traurig. Bitte sei nicht traurig. Ich verspreche es. Ich …«
Sie ließ die Gummis schnappen, räusperte sich leise und sah Errol wieder an. »Wie lange ist dieses Zitat jetzt schon auf deiner Webseite?«
»Ich … das weiß ich nicht mehr so genau.«
»Seit dem Tag, an dem du auf die Schlagzeile in der Post gestoßen bist? Seit dem dritten Oktober? Kann das sein?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe das Zitat erst vor etwa einer Woche
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