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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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eins, auf dem sie fünf Pfund leichter, eins auf dem sie fünf Pfund schwerer und noch eins, auf dem sie vom Gewicht her unverändert, dafür aber etwas mitgenommen war – im Netz und in der Stadt kursieren ließ und inzwischen in fast allen Tierheimen New Yorks gewesen war. Zum Zweiten war das Geld, das er dafür bekam, nicht zu verachten, und zum Dritten hatte Brenna erst vor einem Vierteljahr Annettes totgeglaubten Gatten ausfindig gemacht und hoffte jetzt, dass sich wenigstens die Katze freuen würde, Annette wiederzusehen.
    »Gibt es schon was Neues von Persephone?«, erkundigte sie sich.
    Trent schüttelte den Kopf. »Heute Abend sehe ich mich auf dem Fischmarkt um.«
    »Gute Idee.«
    »Tja, nun, B. Spec, ich bin eben nicht nur was fürs Auge.«
    Brenna blinzelte verwirrt. »Wie hast du mich eben genannt?«
    »B. Spec. Du weißt schon, wie J. Lo, nur mit anderen Buchstaben, weil, ja … du schließlich einen anderen Namen hast.«
    »Trent.«
    »Was?«
    »Ich möchte keinen Spitznamen.«
    Er bedachte sie mit einem überraschten Blick. »Aber … wo ich herkomme, sind Spitznamen ein Zeichen echter Zuneigung.«
    »Du hast es inzwischen weit gebracht.«
    »Von Staten Island bis hierher?«
    »Das war im übertragenen Sinne gemeint.«
    Er schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder seiner neuesten Vermissten zu. Während eines Augenblicks sah sie ihm bei der Arbeit zu, verfolgte, wie er weiter Lula Belle vermaß und dabei auf den Bildschirm starrte, bis er wieder ganz in seiner Welt versunken war.
    »Na, wie wär’s mit uns beiden?«, raunte er dem Schattenmädchen zu.
    N
    Sie dachte erst wieder an Errol Ludlow, als sie durch den Hausflur ging. Ihr letztes Treffen war elf Jahr her, und sie überlegte, was für Bilder das bevorstehende Wiedersehen wohl in ihrem Kopf heraufbeschwören würde. Und vor allem, wie es ihr gelingen sollte, gegen die Erinnerungen anzugehen.
    Brenna griff in ihre Manteltasche. Einen Tag zuvor hatte sich ihre Tochter Maya ihren Mantel ausgeliehen, und wie nicht anders zu erwarten, waren seine Taschen mit dem Abfall einer Dreizehnjährigen – mit Kaugummipapier, einem zerknüllten Dollarschein, einer Drogeriequittung und ein paar Haargummis – gefüllt. Perfekt. Sie band sich die Gummis um ihr linkes Handgelenk, trat durch die Tür und marschierte die Sixth Avenue hinunter.
    Sie war so angespannt, dass sie kaum merkte, dass die Eiseskälte ihr die Tränen in die Augen trieb. Denk nicht über ihn nach, sagte sie sich, kehrte aber trotzdem in Gedanken zu dem Tag zurück …
    Es ist der 21. Oktober 1998, und die feuchte Herbstkälte beschlägt das Glas der altmodischen Telefonzelle unweit der Polizeiwache von Tarry Ridge, während sie Errols Stakkato hört. »Ich kann dir die Akte be-sor-gen, aber um-sonst gibt es die nicht.«
    »Wie viel willst du dafür haben?«, fragt ihn Brenna in der Hoffnung, dass er Geld will und sonst nichts. Ich kann dir Geld geben. Bitte verlang doch einfach Geld von mir.
    »Ich will, dass du noch ein-mal einen Job für mich er-le-digst.«
    Sie schließt unglücklich die Augen. »Das kann ich nicht, Errol. Ich … ich habe jetzt ein Kind.«
    »Nur noch ein a-ller-letz-ter Job. Das reinste Kin-der-spiel. Dein Mann wird nie etwas davon er-fah-ren.«
    Brenna ließ die Gummis schnappen, und das Brennen ihrer Haut brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie war in Greenwich, in der 7. Straße, und es war das Jahr 2009.
    Sie atmete erleichtert auf. Die Gummis wirkten wie ein Zauberspruch.
    Auf der anderen Straßenseite flackerte die Leuchtreklame des Lokals. Entschlossen bahnte sie sich einen Weg durch eine Gruppe flanierender Touristen, passierte drei kichernde junge Mädchen und hätte sich fast von einem Fahrradkurier überfahren lassen, als sie auf die Straße trat. Denn sie starrte reglos geradeaus und berührte dabei pausenlos die Haargummis an ihrem Handgelenk.
    »Arschloch«, murmelte sie, als sie von ihrem Platz aus Ludlow durch das Fenster sah. Er hatte sie noch nicht bemerkt, aber sie hatte ihn schon an der Ampel stehen sehen. Ein Taxi war an ihm vorbeigeschossen, und er hatte kurz auf seine Uhr geblickt.
    Durch das Glas und von ferne sah er noch genau wie vor elf Jahren und – wie sie erkannte – wie auch bereits bei ihrem allerersten Treffen aus. Er hatte immer noch dasselbe kurzgeschorene, graumelierte Haar und trug – wie sie unter den flatternden Schößen seines Trenchcoats sehen konnte – immer noch dieselbe grauenhafte, dunkelgrüne

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