Aschebraut (German Edition)
Grund?«
»Ich glaube nicht.« Von Shane erzählte Brenna nichts. Sollten doch die Polizisten aus Mount Temple Hildy auf den Mann ansprechen. Brenna wollte nicht mit ansehen, wie die Frau zusammenbrach, bevor sie die Überreste der Person, die im angrenzenden Raum auf einem kalten Stahltisch lagen, als die ihres Jungen identifizierten.
Eine junge Polizistin kam zu ihnen ins Foyer – sie hatte eine dunkle Haut, ordentlich geflochtenes Haar und nahm, als sie sie erreichte, eine kerzengerade Haltung ein. »Mr und Mrs Tannenbaum?«
Niemand machte sich die Mühe, sie zu korrigieren.
»Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
»Einen Augenblick«, bat Hildy sie und griff in ihre Handtasche. »Das hier habe ich in Robbies Nachttischschublade gefunden.« Sie zog einen kleinen Schlüssel aus der Tasche und legte ihn Brenna in die Hand. »Er ist für ein Postfach«, sagte sie. »Da Sie eines Postfachs wegen bei mir waren, dachte ich, dass Sie ihn haben sollten.«
Brenna drückte ihr die Hand. Hildy hatte wirklich winzig kleine Hände, wie ein Kind. »Danke.«
»Ich wünschte mir, wir könnten zusammen beten.«
»Wenn Sie möchten, können wir das gerne tun.«
Hildy schüttelte den Kopf. »Das wäre respektlos«, sagte sie. »Robbie war nämlich Atheist.«
Brenna sah ihr hinterher, als sie mit Pokrovsky hinter der Beamtin durch die Tür des Nebenzimmers trat. Dort angekommen, drehte sie sich noch mal um und blickte Brenna an. »Danke.«
»Wofür hat sie sich bei mir bedankt?«, wollte Brenna von Morasco wissen, als die Tür hinter den dreien ins Schloss gefallen war.
»Für die Antwort, die du ihr gegeben hast«, erklärte er ihr ruhig und hatte plötzlich wieder diesen Blick, der Brenna nicht gefiel. »Sie musste wochenlang mit einer Frage leben, aber jetzt hast du dafür gesorgt, dass sie die Antwort darauf hat.«
Er wandte sich zum Gehen, und Brenna folgte ihm. Was sie am Winter hasste, war, dass es bereits um halb fünf nachmittags stockdunkel war.
Draußen angekommen, drehte Nick sich noch mal zu ihr um. »Ich sollte langsam nach Hause fahren«, sagte er und hatte immer noch denselben Blick, der ihr verriet, dass es aus seiner Sicht noch jede Menge zwischen ihnen zu bereden gab.
»Nick?«
»Ja?«
»Weißt du, nicht jeder braucht die Antworten auf seine Fragen.«
»Nein.« Er berührte ihr Gesicht und küsste sie so sanft, als wäre sie zerbrechlich. Was ihr keineswegs gefiel.
»Wir sehen uns dann morgen«, sagte er.
»Okay …« Brenna ging zu ihrem Wagen, ohne sich noch einmal nach Nick umzudrehen. Derart mitleidig und traurig hatte sie noch nie ein Mann geküsst. Ja, sie konnte das Bedürfnis, Antworten auf Fragen zu bekommen, durchaus gut verstehen. Schließlich war sie selbst deshalb vom College abgegangen, hatte sich um einen Job in Ludlows Detektei bemüht und ihre Ehe ruiniert. Aber warum musste sie die Antworten von Nick bekommen? Warum konnten sie nicht einfach still sein und allnächtlich miteinander schlafen, ohne jemals etwas anderes zu besprechen als die Frage, wer auf welcher Seite ihres Bettes schlief oder ob der andere auch was wollte, wenn man vor dem Schlafen noch mal an den Kühlschrank ging?
Natürlich gab es eine Antwort, die sie haben wollte, doch die Frage hatte nicht das mindeste mit Nick zu tun. Während sie in ihren Wagen stieg, ging ihr diese Frage durch den Kopf.
Wenn Robin Atheist war, weshalb hatte er dann DEUT 31:6 auf der Aufnahme von seinem Lieblingsregisseur notiert?
Ehe sie die Frage klären konnte, klingelte ihr Handy, sie warf einen Blick auf das Display, entdeckte dort den Namen Trent und drückte auf den grünen Knopf.
»Was gibt’s?«
»Ich habe eine seltsame und zwei gute Neuigkeiten. Welche möchtest du zuerst hören?«
»Eine von den guten.«
»Also, ich liege nicht mehr im Krankenhaus.«
»Das ist ja großartig!«
»Und ob. Aber schließlich bin ich auch super in Form«, erklärte er. »Was willst du als Nächstes hören?«
»Was soll ich aus deiner Sicht als Nächstes hören?«
»Die nächste gute Nachricht.«
»Dann schieß los.«
»Ich habe Shane Smith gefunden.«
»Echt?« Brenna riss die Augen auf. »Er hat RJ getötet, Trent. Da bin ich mir praktisch sicher.«
»RJ ist tot?«
»Ja. Am besten sagen wir der Polizei, wo sie den Typen finden kann. Wo ist er jetzt?«
»Okay, das ist die seltsame Neuigkeit.«
»Sag es mir.«
Er holte hörbar Luft. »Bei den Niagarafällen.«
Brenna runzelte die Stirn. »Er ist dortgeblieben?«
»Wie es
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