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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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oder … warum guckst du mich so an?«
    »Die Cloud.«
    »Von Tannenbaum?«
    Sie nickte. »War das wirklich ernst gemeint, als du behauptet hast, dass dir nur das Passwort für den Zugang dazu fehlt?«
    »Weißt du etwa plötzlich, wie das Passwort heißt?«
    »Vielleicht.« Weshalb schrieb ein Atheist wohl eine Bibelstelle auf ein Bild von seinem Lieblingsregisseur? »Versuch es mal mit DEUT 31:6 .«
    Sofort ging er auf Lockbox, gab RJs Benutzernamen ein und tippte Brennas Vorschlag in das Passwortfeld.
    Falsches Passwort.
    Er sah Brenna an.
    »Wie lang kann ein Passwort sein?«
    »Bei Lockbox? Ziemlich lang.«
    »Dann versuch es mal mit seidgetrostundunverzagt. «
    Trent gab auch diesen Vorschlag ein.
    »O mein Gott«, entfuhr es ihm. »Wir haben es geschafft.« Auf dem Bildschirm tauchte eine Reihe kleiner Bildschirme für Videoaufnahmen auf. »Er hat hier Filme aufbewahrt.«
    Brenna wandte sich ihm zu. »Ich dachte, du hättest gesagt, dass Cloud Storage supersicher ist.«
    »Unglaublich.«
    »Schreib dir nie ein Passwort auf.«
    »Du hast gut reden. Weil du das schließlich nicht brauchst.«
    »Geh mal auf ›Play‹«, bat sie, und er öffnete den ersten Film. RJs Projekt. Sein Traum. Sein großer Traum.
    Der kleine Bildschirm wurde blau, und dann tauchte ein Titel auf.
    DIE SUCHE NACH LULA BELLE.
    Als Nächstes kam das Bild der beiden Schwestern auf dem Rad. Brenna hielt den Atem an.
    »Es gibt auch einen Ton«, erklärte Trent.
    »Dann stell ihn an«, bat sie erstickt, als plötzlich eine traurige, nasale Männerstimme aus dem Lautsprecher an ihre Ohren drang. Lula Belle. Ich liebe sie, seit ich sie zum ersten Mal gesehen und gehört habe. Gestern hat sie mir dieses Bild gemailt. Sie hat gesagt, es würde ihr gehören. Aber unsere Reise fing bereits viel früher an.
    Das Standbild wich der Filmaufnahme eines kleinen dunkelhaarigen Mädchens, das auf einem Fahrrad zwischen irgendwelchen dunklen Bäumen fuhr. Es war ein eindringliches Bild – und weckte im Betrachter ein Gefühl von Traurigkeit, ohne dass er hätte sagen können, was der Grund für dieses Empfinden war.
    »Er ist um Längen besser als Shane Smith«, stellte Trent fest.
    Brenna hatte einen Kloß im Hals, und so nickte sie nur stumm.
    Dann setzte abermals die Männerstimme ein. Unsere Geschichte fing vor drei Jahren in Kalifornien an, als ein Kumpel von der Filmakademie mit mir gewettet hat, dass ich mich nicht trauen würde, in das Haus eines Dozenten einzubrechen.
    Die Aufnahme des kleinen Mädchens wich dem Bild von Gary Freeman, seiner Frau und seinen Töchtern bei einer Veranstaltung von Mach dich schlau.
    Dieses Mannes. Gary Freeman.
    »Das ist doch der Cornflakes-Typ«, sagte Trent.
    Brenna sah ihn an. »Das ist unser wahrer Auftraggeber.«
    »Ach.«
    »Oder eher gesagt, er war es. Weil er mich gefeuert hat.«
    Mein Kumpel hat mich dazu herausgefordert, bei ihm einzubrechen und dann dieses Tagebuch so in den Schrank in seinem Schlafzimmer zu legen, dass es nicht zu sehen ist.
    Jetzt sah man einen etwas jüngeren, bartlosen Robin Tannenbaum vor einem großen Schlittenbett. Er hielt ein blaues Buch in seiner Hand.
    Ich habe mich selbst dabei gefilmt. Der Mann, der mich dazu herausgefordert hat, es in den Schrank zurückzulegen, wusste nichts davon.
    Auf dem Bildschirm nahm RJ etwas aus dem blauen Buch, trat damit vor die Kamera und hielt es hoch.
    »O mein Gott«, entfuhr es Trent.
    Brenna brachte keinen Ton heraus.
    Es war das Bild von ihr und Clea auf dem Rad. Dieses Bild von diesem Tag, an dem sie diese Badeanzüge getragen hatten, hatte Lula Belle RJ geschickt.
    Brenna kehrte in Gedanken an den Schreibtisch von RJ zurück, wo genau dasselbe Bild auf dem Bildschirm des Mac Pro zu sehen gewesen war. Sie und Clea auf dem Rad, auf Cleas Rad – hatte sie die Aufnahme nicht mal in Cleas Zimmer liegen sehen? Hatte sie nicht irgendwann mal mitbekommen, wie die Schwester sie betrachtet hatte? Hatte Clea nicht genau dieses Bild in einem Buch versteckt, als sie hereingekommen war …
    »Woher hat er das?«, fragte ihr Assistent. »Allmählich wird mir diese Sache unheimlich. Ich verstehe nicht …«
    Sie hob abwehrend die Hand und sagte: »Pst.« Weil jetzt die Männerstimme weitersprach. Ich dachte, ich verstecke einfach nur zum Spaß irgendeinen unwichtigen Gegenstand im Haus eines Professors. Aber dann hat sich herausgestellt, dass ich was dorthin zurückbrachte, was von dem Mann, der mich herausgefordert hatte – von Shane Smith –,

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