Aschebraut (German Edition)
ist mir egal.« Gary kniff die Augen zu. »Aber Sie haben ihr doch wohl keine Details erzählt?«
»Nein.«
»Und jetzt zu Ihrer schlechten Nachricht«, stieß er keuchend aus.
»Ich musste ihr Ihren Namen und Ihre Handynummer geben.«
Gary bekam einen trockenen Mund. »Sie haben doch gesagt, Sie hätten ihr keine Details erzählt.«
»Nur Ihren Namen und die Handynummer«, erwiderte Ludlow. Als wäre das völlig bedeutungslos …
Gary presste sich den Handballen gegen die Stirn und fing an, sie zu massieren. »Okay. Okay. Damit komme ich klar.« Denn schließlich hatte seine Flexibilität ihm auch seinen Erfolg als Agent und Manager beschert. Er hatte es gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen, und entwickelte, wenn ein Plan A nicht funktionierte, umgehend einen Plan B. Diese Fähigkeit hatte er schon des Öfteren gebraucht. Geh jetzt bloß nicht in die Knie. Bleib jetzt bloß nicht stehen. Verlass umgehend diesen Raum … Doch die Tür war abgesperrt, der Schlüssel längst schon nicht mehr da. Und vor allem musste er jetzt seine Arbeit tun. »Sie sind gefeuert, Errol.«
»Was?«
»Behalten Sie die Anzahlung.«
»Aber … das … das ist nicht …«
»Außerdem bekommen Sie von mir noch mal dieselbe Summe, wenn Sie niemandem erzählen, dass wir uns jemals begegnet sind. Betrachten Sie das Geld als Abfindung.«
»Aber …«
»Also. War mir ein Vergnügen.«
Gary legte einfach auf und kehrte in Iras Studio zurück.
Sofort stürzte Chloes Mutter auf ihn zu und bat ihn nochmals um Entschuldigung.
Er sah sie lächelnd an. »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, antwortete er, während in seinen eigenen Gedanken schon Plan B Gestalt annahm.
N
Brenna hatte nicht die Absicht, Gary Freeman anzurufen – oder wenigstens nicht gleich. Denn ein Mann, der sich so sehr darum bemühte, seine Identität geheim zu halten, dass der Detektiv, den er beauftragt hatte, nicht einmal einer Kollegin seinen Namen hätte nennen dürfen, rückte sicher nicht so ohne weiteres mit wahren Informationen heraus. (Himmel, selbst das Prepaid-Handy, dessen Nummer Errol ihr gegeben hatte, hatte sich der Kerl wahrscheinlich extra zugelegt, weil es sich praktisch nicht zu ihm zurückverfolgen ließ.)
Nein, Brenna hatte Gary Freemans Namen und die Telefonnummer von Errol haben wollen, um herauszufinden, wer in dieser Angelegenheit die Fäden zog. Denn wenn sie das wüsste, würde sie vielleicht auch Lula Belle besser verstehen.
Ein kurzer Blick ins Netz hatte gezeigt, dass Gary Freeman seinen Lebensunterhalt als Hollywood-Agent verdiente und aus gutem Grund nicht wollte, dass die Öffentlichkeit von seiner Verbindung zu der Schattenfrau erfuhr: Sein normales Leben war von Frauen, die Colaflaschen-Tricks vollführten, denkbar weit entfernt.
Der Mann, der überwiegend Kinder in der Filmbranche vertrat und laut seiner Webseite Dozent an einer Reihe angesehener Kunstakademien war, war seit zwanzig Jahren mit derselben hübschen, blonden Frau verheiratet und hatte drei genauso hübsche, blonde Töchter – fünfzehn, zwölf und sieben –, die bei sämtlichen Events, auf denen er fotografiert wurde, an seiner Seite waren. Von denen es sehr viele gab. Wenn er nicht bezahlte Vorträge an Schulen und in Jugendzentren hielt, um die jungen Leute zu ermahnen, in der trügerischen Welt des Films »nicht ihre Wertmaßstäbe zu verlieren«, nahm er pausenlos an irgendwelchen Geher-Marathons, Auktionen, Rennen oder Spendengalas zugunsten von Mach dich schlau – einem von seiner Gattin Jill gegründeten Bildungsprogramm für Kinder aus Problemfamilien – teil.
Brenna saß an ihrem Schreibtisch, scrollte sich durch Google Images und fand ein Bild sämtlicher Freemans, die mit einem Clown posierten, der im letzten Sommer während einer Zirkusgala für die Mach dich schlau -Kids aufgetreten war. Sie vergrößerte das Foto, bis es ihren ganzen Monitor ausfüllte, und sah in das Gesicht des Mannes – das durchaus sympathisch war. Was macht ein so netter Kerl wie du als Zuhälter der Schattenfrau?
Er war nicht wirklich attraktiv, sondern ein bisschen untersetzt, mit einem rötlichen Gesicht, dicken Büscheln graumelierten Haars und einer Nase, die einmal zu oft gebrochen worden war. Aber etwas an diesem Gesicht – die Behaglichkeit der weichen Züge und die Wärme seiner Augen – sprach sie durchaus an. Sicher hatte Gary einen großen Kreis von Freunden, die der – falschen – Meinung waren, ganz genau zu wissen, wer
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