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Aschebraut (German Edition)

Aschebraut (German Edition)

Titel: Aschebraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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schmieren dir irgendwelchen Kleister auf den Kopf, und dafür legst du siebzig Dollar auf den Tisch.«
    »Mir gefällt’s«, erklärte sie. Und das war tatsächlich wahr. Vor allem, weil die Haare deutlich länger waren als zu der Zeit, in der er, einen Arm um ihre Schultern, hinter dem Lenkrad ihres alten Volvo gesessen hatte, während sie ihm mit der Hand über den Kopf gefahren war. Es gefiel ihr, denn wahrscheinlich fühlten seine Haare sich nicht mehr an wie glatter Samt, der die Narbe überdeckte, die er als Erinnerung an einen Basketballunfall im siebten Schuljahr oberhalb der linken Schläfe trug. (Sie hatten sie mit acht Stichen genäht. Dieser Fiesling Joey Tablone hatte Jim zu Fall gebracht, als er auf direktem Weg zum Korb gewesen war, und alle hatten ganz genau gewusst, dass das kein Versehen gewesen war.) Es gefiel ihr, dass die neue Länge all die grauen Strähnen in dem dunkelbraunen Haar stärker zur Geltung kommen ließ – wie zum Zeichen dafür, dass die Zeit nicht stehenblieb und dass Jim ein anderer war als der, dessen Ehefrau sie mal gewesen war, weswegen es ihr fast erschien, als würde sie ihn jetzt zum ersten Mal sehen.
    Abermals riss das Vibrieren ihres Handys sie aus ihren Überlegungen. Sie zog es aus der Tasche, schob es auf und warf einen Blick auf das Display. Errol Ludlow. Wenn das keine Ironie des Schicksals war, kannte Brenna die Bedeutung dieser Phrase nicht. Sie schob es wieder zu und steckte es entschlossen ein. Sicher hatte Errol ihre Nummer nur versehentlich gewählt.
    »Musst du nicht drangehen?«
    »Auf keinen Fall.« Sie atmete tief durch. Maya drückte noch immer ihre Hand, und Brenna wandte sich ihr zu. »Warum bestellst du uns nicht eine Pizza? Ich bin halb verhungert.«
    »Okay!« Maya stürzte in den Nebenraum, als hätte jemand eine Käfigtür geöffnet, hinter der sie eingesperrt gewesen war.
    »Ich kann nicht bleiben«, sagte Jim.
    »Bestell bitte eine große Pizza, zur Hälfte mit Anchovis!«, rief Brenna ihrer Tochter hinterher.
    »Igitt.«
    »Nur auf einer Hälfte, davon wirst du schon nicht sterben!«
    »Du magst also immer noch Anchovis«, stellte Jim mit einem leisen Lächeln fest.
    Sie nickte knapp.
    »Und wie ist es mit deiner Kuchensucht? Brauchst du immer noch alle drei Tage eins dieser quietschesüßen Marshmallow-Biskuitröllchen?«
    »Oh, das ist vorbei.«
    »Tatsächlich?«
    »Allerdings. Inzwischen tausche ich die Röllchen hin und wieder gegen mit Creme gefüllte Schokoladenschnitten ein. Und wenn ich richtig abenteuerlustig bin, wage ich mich selbst an Schneebällchen.«
    Er lachte leise auf. Sie konnte ihn nicht ansehen, wenn er so fröhlich war.
    »Ich ändere mich nicht.«
    »Ich weiß«, erklärte er. »Ich weiß.«
    Ja, Jims Haare waren länger, seinen Anzug hatte Brenna nie zuvor gesehen, und er hatte Falten um die Augen und den Mund, die bei ihrem letzten Treffen noch nicht da gewesen waren. Aber jetzt bekam er diesen ganz speziellen Blick und presste die Lippen auf dieselbe Weise aufeinander wie vor fünfzehn Jahren, als sie seine Hand in ihrem Schoß gehalten und getan hatte, als könnte sie die Zukunft darin sehen.
    »Maya, kannst du ihnen sagen, dass sie auch noch einen Caesar Salad bringen sollen?«, rief sie in den Nebenraum. »Und Mozzarella-Sticks!«
    »Brenna«, sagte er.
    »Nicht, Jim. Bitte.«
    »Du hättest heute sterben können.«
    »Aber das habe ich nicht getan.«
    »Maya hatte eine Heidenangst um dich, und ich …«
    »Ich bin okay.«
    »Ich … ich muss das sagen. Ich muss dir das einfach sagen, aber es ist furchtbar schwer.«
    Als ihr Handy wieder anfing zu vibrieren, zerrte sie es, dankbar für die Unterbrechung, aus der Tasche, schob es auf und schaute auf das Display. Schon wieder Errol Ludlow. »Ach, tatsächlich?«, fragte sie, trat ans Fenster, wandte Jim den Rücken zu und nahm den Anruf an.
    »Was gibt’s?«
    »Brenna, hier spricht Errol Ludlow.«
    »Ach.«
    »Ich kann nicht lange sprechen, denn ich kriege jeden Augenblick Besuch.«
    »Wenn ich mich nicht irre, kam der Anruf nicht von mir, sondern von dir.«
    »Genau. Hör zu.«
    Brenna fuhr zusammen, denn er sprach das »z« zischend wie eine Schlange aus.
    »Du hast nicht zufällig mit Gary Freemans Frau telefoniert?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein.«
    »Super! Das war alles, was ich wissen musste. Tschüsschen!«
    Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Seltsam … Und wandte sich wieder ihrem Exmann zu. Sie versuchte, sich auf seinen neuen Anzug und die neue

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