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Ascheherz

Ascheherz

Titel: Ascheherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Blazon
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seinem Gesicht.

    Ihre Hand glitt zu seiner Brust und blieb dort liegen.
    Ich kannte ihn, als er glücklich war. Ich habe sein Lachen so oft gesehen, ich …
    Sie stutzte. Unter ihrer Hand das nasse Hemd und die Wärme seiner Haut, Atemzüge und das Rauschen von Blut, aber …
    Ihr Lächeln verlosch gleichzeitig mit seinem … Kein Herzschlag!
    Sie zog die Hand zurück, als hätte sie etwas Verbotenes berührt.
    »Ich kann dich gar nicht mehr töten«, flüsterte sie. »Du … du bist bereits tot!«
    Er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefermuskeln hervortraten. Alles Weiche verschwand aus seiner Miene. Er ließ sie los und stieß sie von sich. Mit einer fahrigen Geste schüttelte er das Seil ab, das noch um seinen Nacken lag, und ging mit großen Schritten zum Pferd.
    »Was ist damals geschehen?«, rief sie ihm hinterher.
    Doch er sah sich nicht um und sie fürchtete, dass er sie tatsächlich hier zurücklassen würde - mit den Erinnerungen und tausend Fragen, die nur er ihr beantworten konnte. Das Pferd scheute, so grob schnappte er sich die Zügel.
    »He! Indigo! Ich habe dich etwas gefragt!«
    Wie erwartet brachte dieser Name ihn dazu, auf ihren Ruf zu reagieren. Er fuhr herum. Sie war sicher, dass er gleich auf sie zustürzen und sie schlagen würde, aber sie wusste, sie würde nie wieder vor ihm zurückzuweichen. Schon holte er Luft, um ihr etwas entgegenzuschleudern - als sein Blick durch etwas abgelenkt wurde, was sich hinter ihr abspielte. Innerhalb eines Herzschlags wurde er aschfahl im Gesicht. Und bevor sie sich umdrehen konnte, sprang er schon vor und riss sie zu Boden. Summer keuchte auf, als sein Gewicht sie in das Moos drückte. Irgendwo
hörte sie einen dumpfen Schlag, dann packte er sie bei den Schultern, rollte mit ihr herum und riss sie wieder hoch. Nur wenige Zentimeter entfernt - dort, wo sie eben noch gestanden hatte, steckte eine … Harpune? … im Boden. Nein, eher ein Speer. Nur dass an der abgeflachten Kante auf beiden Seiten Haifischzähne aufgereiht waren. Mit Fasern fest verzurrt, bildeten sie mörderisch scharfe Sägekanten.
    Die Sekunde, in der sie einen Blick nach links warf, dehnte sich zur Ewigkeit.
    Es waren drei Angreifer - sie standen auf einem der Felsen und blickten zu ihnen herunter. Es waren Menschen, oder zumindest menschenähnlich - doch ihre Haut war weißer als der Schnee, fast durchscheinend, und die Augen leuchteten in Meerfarben. Hier, inmitten von Fels und moosigem Grün, wirkten sie seltsam deplatziert, wie im falschen Element.
    Sie spürte kaum, wie der Blutmann aufsprang, wie hypnotisiert beobachtete sie die Wesen.
    Gefleckter Robbenpelz mit aufgenähten Verzierungen (aus Fischhaut?) glänzte in der Sonne auf, als das Größte von ihnen mit einem flinken Satz vom Felsen sprang, sich mühelos abfederte und wieder aufrichtete.
    Das Pferd wieherte schrill neben Summer auf. Sie sah rollende Augen und angelegte Ohren. Als sie auf die Beine kam, scheute das Tier zur Seite und versuchte, nach ihr zu schnappen, doch der Blutmann dirigierte es unbarmherzig direkt neben sie und hielt es zurück.
    » Tanahe! «, zischte das Wesen und deutete auf Summer.
    »Steig endlich auf!«, befahl der Blutmann. Sie packte seine Rechte und ließ sich vor ihm in den Sattel ziehen.
    Im selben Moment, als die anderen zwei Angreifer ihre Haifisch-Speere
in ihre Richtung schleuderten, riss der Blutmann das Pferd herum und zwang es aus dem Stand in den Galopp. Summers Finger gruben sich in die Mähne. Wasser spritzte hoch auf, als das Pferd mit einem Satz in den Bach sprang und sich gegen den Strom durch das Wasser arbeitete. Ein weiterer Haifischspeer traf neben ihnen auf dem Wasser auf und tauchte wie ein tödlicher Raubfisch ein. Plötzlich wurde der Bachgrund flacher. Die Steigbügel tanzten haltlos um Summers Füße und stießen schmerzhaft gegen ihre Knöchel, doch der Arm des Blutmanns lag um ihre Taille und bewahrte sie davor, aus dem Sattel zu gleiten. »Ducken!«, schrie er ihr ins Ohr und sie gehorchte und hörte nur ein Sirren, das sie knapp verfehlte. Dann sah sie nur noch, wie sie direkt auf den Wasserfall zustürmten. »Nein!«, stieß sie hervor. »Dahinter ist Fels …«
    Dann klatschte schon das Wasser wie ein Schwarm nasser Ohrfeigen auf sie herunter, durchtränkte ihr Haar und jeden Zentimeter ihrer Haut … und löste sich ebenso abrupt wieder auf. Das Pferd rannte weiter. Sein Hufschlag vervielfältigte sich zu einem bizarren Echo-Stakkato. Und als Summer sich

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