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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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gefragt hatten.
    Eine Krankenschwester hatte dennoch gemeint, einen Namen verstanden zu haben. Es hatte geklungen, als hätte sie Helena gesagt.
    Dann hatte die Frau sich gar nicht mehr geäußert, sondern war in tiefe Bewusstlosigkeit gefallen.
    In der Notaufnahme waren ihre Verletzungen als sehr ernst eingestuft worden. Die Untersuchungen hatten ergeben, dass vier Rippen gebrochen waren, sie hatte Quetschungen an den Wangenknochen, der Kiefer war ausgerenkt und mehrere Finger waren gebrochen. Am ganzen Körper hatte sie Blutergüsse, und nachdem man ihren Schädel geröntgt und festgestellt hatte, dass ihr Gehirn infolge der Gewalteinwirkung angeschwollen war, war eine weitere Beobachtung auf der Intensivstation für notwendig erachtet worden.
    Doch am meisten Entsetzen hatten nicht die unzähligen Blutergüsse und Knochenbrüche verursacht, die der Frau zugefügt worden waren. Was dem Krankenhauspersonal wirklich zu schaffen machte, waren die Brandwunden. Ihr Körper war an ungefähr zwanzig Stellen vermutlich mit einem brennenden Streichholz verletzt worden. Die Wunden mussten fürchterlich wehtun, und es schauderte die Krankenschwestern, die sich am Bett der Kranken abwechselten.
    Gegen zehn Uhr war die Frau, die unter dem Namen » Helena« eingetragen worden war, langsam aufgewacht, aber sie war von dem Morphium, das sie gegen die Schmerzen bekommen hatte, immer noch benommen gewesen. Trotzdem hatte der Oberarzt der Intensivabteilung befunden, dass die Patientin jetzt in einem Zustand war, in dem sie auf der normalen Station versorgt werden könne, woraufhin man sie auf Station vier verlegt hatte.
    Schwester Moa Nilsson war abgeordnet worden, bei ihr zu wachen– keine sonderlich anstrengende Aufgabe. Moa betrachtete mitleidig das Gesicht der schmächtigen Frau, das einem Mosaik aus Blutergüssen glich. Es war unmöglich zu sagen, wie sie eigentlich aussah, und einen Ausweis hatte man nicht gefunden. Moa meinte dennoch, sehen zu können, wie die Frau lebte. Ihre Nägel waren gänzlich heruntergekaut, und an den Armen hatte sie kleine, amateurhafte Tätowierungen. Die Haare waren rot gefärbt. Moa ahnte, dass dies erst kürzlich geschehen war. Trockene Haarsträhnen umrahmten den Kopf der Frau. Es sah aus, als läge sie in einer Blutlache.
    Moas Kolleginnen kamen in regelmäßigen Abständen vorbei, um zu sehen, wie es ihr ging, doch bis der Wagen mit dem Mittagessen durch die Abteilung gerollt wurde, blieb die Lage unverändert.
    Dann öffnete die Patientin plötzlich sehr langsam das Auge, das nicht zugeschwollen war.
    Moa legte die Zeitschrift beiseite, in der sie geblättert hatte.
    » Helena, Sie sind in der Karolinska-Klinik«, sagte sie sanft und setzte sich neben die junge Frau auf die Bettkante.
    Die Frau sagte nichts, sah Moa nur angsterfüllt an.
    Moa strich ihr vorsichtig über den einen Arm.
    Da flüsterte die Frau etwas.
    Moa beugte sich über sie.
    » Hilf mir«, flüsterte die Frau. » Hilf mir.«

Samstag

Spencer Lagergren hatte viele gute Eigenschaften, aber was Fredrika Bergman in ihrer Beziehung zu ihm schon immer gefehlt hatte, war eine Note von Spontaneität und Überraschung. Das erklärte sich zum Teil natürlich daraus, dass Spencer verheiratet war. Da war der Raum für Spontaneität nun einmal begrenzt. Aber zum größeren Teil rührte es von Spencers beschränkter Fantasie her. Spencer konnte nur überraschen, wenn ihm der Zufall zu Hilfe kam und ihn lenkte.
    Doch keine Regel ohne Ausnahme.
    Fredrika lächelte schwach, als sie in aller Eile versuchte, ihr dunkles Haar zu einer Frisur zu arrangieren. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie ihre Nacht in Umeå allein mit einem Glas Wein und ihrem Notizbuch verbringen würde. Und der Abend hatte auch genau so begonnen. Bis sie plötzlich auf der Terrasse des Stadshotells, wo sie mit einem viel zu teuren Glas Wein saß, eine Stimme hinter sich gehört hatte:
    » Entschuldigung, ist hier noch frei?«
    Fredrika war so erstaunt gewesen, Spencers Stimme zu hören, dass ihr buchstäblich die Kinnlade heruntergefallen und der Rotwein, den sie eben noch im Mund gehabt hatte, herausgelaufen war.
    Spencer hatte die Stirn gerunzelt.
    » Was ist denn mit dir los?«, hatte er gefragt und eine Serviette vom Tisch genommen, um sich den Mund abzuwischen.
    Fredrika wurde gleichzeitig rot und musste schmunzeln.
    Dass Spencer die Initiative ergriffen hatte und nach Umeå gekommen war, war einfach bewundernswert. Sie hatten schließlich eine klare

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