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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
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und seiner reizenden Mutter während der Fahrt unterhalten. Das Mädchen ist rasch eingeschlafen; mit der Mutter habe ich länger gesprochen. Und natürlich habe ich auch gemerkt, dass sie nicht mehr an ihren Platz zurückgekehrt ist, nachdem wir in Flemingsberg losgefahren sind. Aber dann kam der Schaffner, der ältere von beiden, und stellte sich zu dem Kind. Ich wollte mich ja auch nicht einmischen, und er wirkte so tatkräftig. Er schien die Sache im Griff zu haben, wie man heute sagt. Und wie gesagt– ich hatte meine ganz eigenen Sorgen.«
    Um Ingrid Strand die Sache leichter zu machen, nickte Peder verständnisvoll. » Ja, so ist das«, sagte er sanft. » Natürlich haben wir alle auch unsere eigenen Sorgen.«
    Peder sah, dass Ingrid Tränen in den Augen hatte.
    » Ich hätte nie gedacht, dass es so schiefgehen würde«, flüsterte sie. » Der Zug hielt in Stockholm wie vorgesehen, und wir standen alle auf und sammelten unsere Sachen zusammen, um auszusteigen. Der Schaffer war noch nicht wieder zurück. Ich dachte noch, ob ich vielleicht etwas tun sollte, aber aus irgendeinem Grund hatte ich den Eindruck, dass es schon eine Art Regelung für die Kleine gäbe.«
    Ingrid seufzte erneut, und eine Träne lief ihr die Wange hinab.
    » Ich wollte gerade aus dem Wagen steigen, da sah ich, dass die Kleine aufgewacht war. Sie sah ein wenig verschlafen drein und stellte sich dann auf den Sitz und sah sich um. Und da tauchte er aus dem Nichts auf. Ganz plötzlich konnte ich das Mädchen gar nicht mehr sehen, sondern nur noch seinen Rücken.«
    Peder starrte sie an.
    » Ein Mann kam zu ihr?«, wiederholte Jonas, der sich bisher nicht geäußert hatte.
    Ingrid Strand nickte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    » Ja, so war es. Und er bewegte sich so bestimmt, dass ich nicht im Traum dachte… Ich kam überhaupt nicht auf die Idee, dass irgendwas nicht in Ordnung sein könnte. Auf dem Bahnsteig war die Kleine dann ja schließlich auch.«
    Peder saß ganz still da. Sein Mund war vollkommen trocken.
    » Der Mann trug sie auf dem Arm«, flüsterte Ingrid Strand. » Ich sah sie direkt vor der anderen Tür des Waggons, in dem Moment, als ich selbst hinaustrat. Das Mädchen hing schwer auf seinem Arm. Ich hatte den Eindruck, dass es gut sei– dass dies jemand sein musste, den sie kannte und der sie abgeholt hatte.«
    Ingrid Strand blinzelte ein paarmal.
    » Ich habe ihn nur von hinten gesehen. Er war groß. Groß und dunkelhaarig. Kurze Haare. Er trug ein grünes Hemd, wie eines, das mein Schwiegersohn immer trägt, wenn wir auf dem Land sind. Und er streichelte ihr den Rücken, so wie Eltern es tun. Er hatte einen dicken Goldring am Finger, einen Siegelring.«
    Peder schrieb mit.
    » War der Mann so groß, dass er möglicherweise Schuhgröße 46 haben könnte?«
    » Ich habe gesehen, wie er ihr etwas ins Ohr flüsterte«, fuhr Ingrid Strand unbeirrt fort. » Ich habe gesehen, dass er mit ihr redete. Und sie hat zugehört, obwohl sie so schlaff auf seinem Arm hing.«
    Es wurde still, vollkommen still. Peder atmete langsam ein und aus. Jonas suchte seinen Blick. Wenn Ingrid Strand noch mehr zu erzählen hatte, dann war es das Beste, wenn keiner von ihnen beiden dazwischenging.
    Ihre Schultern sackten hinab, und ihr Gesichtsausdruck wirkte hilflos.
    » Ich habe wirklich nicht im Geringsten daran gedacht, dass da irgendetwas nicht stimmen könnte«, sagte sie leise, und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. » Es war so offensichtlich, dass das Mädchen ihn kannte. Ich habe wirklich geglaubt, es wäre der Papa.«
    Als Peder in sein Büro zurückkam, wartete dort Pia Nordh auf ihn. Peder blieb auf der Schwelle stehen und starrte sie an. Sie lächelte ein wenig, und Peder merkte, wie es ihn im Magen kitzelte, als sie den Kopf so bewegte, dass ihr weizenblondes Haar sich um das herzförmige Gesicht schmiegte.
    » Hallo«, sagte sie.
    » Hallo«, erwiderte Peder und trat ein.
    Er sah sich verwirrt um. Shit.
    » Du hast angerufen«, sagte Pia. » Ich muss wohl gerade in dem Moment drangegangen sein, als du aufgelegt hast.«
    Ja, und so hatte es ja auch sein sollen.
    Peder fiel nichts ein, was er tun konnte, und so blieb er einfach mitten im Raum vor Pia stehen. Zum Teufel.
    » Aber es scheint, dass du gerade beschäftigt bist«, sagte Pia sanft.
    Viel zu sanft.
    Peder schüttelte den Kopf. Er machte ein paar schnelle Schritte von Pia weg und setzte sich in sicherem Abstand hinter den Schreibtisch. Richtete sich auf.

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