Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ohlsson
Vom Netzwerk:
Räusperte sich. Kontrolle, Peder, Kontrolle.
    » Ja, das stimmt«, sagte er dann mit einer Stimme, die viel zu beherrscht klang. » Ich bin gerade an einem sehr wichtigen Fall. Hab nicht richtig Zeit zum, na, du weißt schon, zum Reden. Keine Zeit für eine Kaffeepause, wenn man so will.«
    Peder wusste, dass er einen Fehler machte. Zeit für einen Kaffee hatte man immer. Da musste schon der König erschossen oder der Reichstag von Terroristen gesprengt worden sein, dass man keine Kaffeepause machen konnte, aber um derlei Fälle würde sich dann ohnehin die Säpo– der Staatssicherheitsdienst– kümmern.
    Die Säpo. Wenn er nur eines Tages dort einen Job bekommen würde. Das war der feuchte Traum eines jeden Polizisten.
    Ohne anzuklopfen, stand plötzlich Ellen Lind in der Tür.
    » Peder, kannst du bitte sofort kommen? Alex will so schnell wie möglich deinen Bericht von dem Verhör«, sagte sie. Sie stand hörbar unter Strom. Sie warf der betörenden Pia, die sie noch nie zuvor gesehen hatte, einen fragenden Blick zu, sah dann aber wieder Peder an.
    » Komme sofort«, sagte er schnell, und schon war Ellen wieder verschwunden. Die Tür ließ sie offen stehen.
    » Wir können uns ja nach der Arbeit noch auf ein Bier treffen, später«, sagte Pia mit einem Lächeln.
    Peder grinste zurück. Vergiss sie, vergiss sie, vergiss sie.
    » Ich melde mich nachher bei dir«, versicherte er, und dann packte er seine Unterlagen und ließ Pia einfach stehen, verließ das Zimmer, erleichtert darüber, nicht mit dem konfrontiert zu werden, was die Personifizierung seiner Sünde war, aber sich doch schmerzhaft der Lust bewusst, die er verspürte, wann immer er sie sah.
    Vergiss sie, vergiss sie, vergiss sie.
    Das Schicksal war Ellen Lind bei ihrer Geburt wohlgesinnt gewesen. Nicht nur dass sie mit einer sagenhaften Gesundheit geboren worden war. Sie hatte auch eine Reihe von Begabungen mit auf den Weg bekommen. Eine davon war, dass sie mit einem Blick sehen konnte, wenn es zwischen zwei Menschen knisterte. Sie hatte es gespürt, als ihre Mutter einen Neuen hatte, und war deshalb von der nachfolgenden Scheidung ihrer Eltern nicht überrascht worden. Sie hatte aber auch gemerkt, als ihr Mann sie betrog, was dann auch bei ihnen zur Trennung geführt hatte.
    Obwohl sie dazu nur eine Zehntelsekunde Zeit gehabt hatte, hatte sie sofort gesehen, dass die schöne Frau in Peders Zimmer mehr als nur eine Kollegin gewesen war.
    Die Entdeckung, dass Peder seine Frau betrog, überraschte Ellen eigentlich nicht, machte sie aber zornig. Viel zu heftig, mit zu harten Bewegungen, fing sie an, die Papiere auf ihrem Schreibtisch zu sortieren. Soweit Ellen wusste, litt Peders Frau seit Längerem unter Depressionen.
    Ellen war dieser Teil der Männerwelt gut genug vertraut, um zu wissen, was hier vor sich ging. Peder war in Selbstmitleid verfallen und hatte sich deshalb eine schnelle neue Liebe gegönnt. Ellen wollte einfach nicht begreifen, wie diese Sorte Mann überhaupt in den Spiegel sehen konnte. Und sie wollte auch nicht verstehen, wie eine Frau zu diesen armseligen Bedingungen mit einem Mann zusammen sein wollte.
    Allerdings war auch Ellens eigene Beziehungssituation derzeit kaum optimal. Ihr Freund hatte sie kürzlich angerufen und gesagt, dass bei der Arbeit etwas vorgefallen sei, worum er sich kümmern musste. Ellen hatte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen können. Warum nur verstand er nicht, dass es für sie alles andere als leicht war, sich in die neue Beziehung einzuleben, erst recht als alleinerziehende Mutter?
    In diesem Gespräch hatte sie ihn plötzlich einen ganz neuen Ton anschlagen hören. Er hatte einfach die Tonlage gewechselt und sie fast getadelt. Diskret, aber doch unmissverständlich. Sie hatte ihm deutlich angemerkt, dass er ihre Enttäuschung als Nörgelei empfand und für kindisch hielt.
    » Wir dürfen keine so große Erwartungen aneinander stellen«, hatte er gesagt. » Es macht mir Sorgen, dass du so fixiert bist, Ellen– so eingeschränkt in deiner Flexibilität.«
    Erst war sie nur erstaunt gewesen. Dann hatte sie erwogen, einfach aufzulegen. Am Ende hatte sie sich entschieden, seinen dummen Satz einfach zu ignorieren, und das Gespräch beendet: » Wir können ja gegen Ende der Woche noch mal miteinander telefonieren.«
    Warum war es nur so schwer, so wahnsinnig schwer, einen Mann zu finden, mit dem man eine normale und funktionierende Beziehung haben konnte?

Jelena fuhr allein auf der Straße nach Norden,

Weitere Kostenlose Bücher