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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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ein paar höfliche Sätze, dann wendet er sich Nina zu. »Kannst du bitte mal ins Wohnzimmer kommen, wir müssen die letzte Abrechnung der Agentur daraufhin durchgehen, ob auch alles korrekt erfasst wurde.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich, Verärgerung auf ihrem Gesicht zu erkennen, aber sie ist so schnell verschwunden, wie sie gekommen ist, und Nina folgt ihrem Vater nach draußen, ohne noch ein Wort zu sagen. Perplex schaue ich ihr nach, aber auch Tobi murmelt: »Bin gleich wieder da«, und rennt den beiden hinterher – und ich stehe plötzlich allein in Ninas Zimmer. Wie bestellt und nicht abgeholt.
    Ich finde es ein bisschen hart, dass Ninas Vater jetzt mit ihr über die Honorare reden will, ich kann ja verstehen, dass er sich Sorgen um das Familieneinkommen macht, aber ein paar Tage hätte er schon warten können. Wie muss sich Nina dabei fühlen, wenn sie doch gleichzeitig weiß, dass das mit dem Modeln erst mal vorbei ist?
    Es scheint Nina und Tobi jedenfalls nichts auszumachen, wenn ich mich ein wenig umsehe, sonst hättensie mich ja kaum allein in ihrem Zimmer zurückgelassen.
    Obwohl ich neugierig bin, schaue ich nicht in die Schränke, auch wenn es mir schwerfällt. Aber ich betrachte Ninas Bücherregal, das hauptsächlich Fantasy und Zeitschriften enthält. Alles in allem sind es vermutlich keine dreißig Bücher. Der Rest des Regals ist dafür voll mit CDs. Mittlerweile bin ich so an Mutschs Bücherwahnsinn gewöhnt, dass es mir komisch vorkommt, wenn ich irgendwo bin, wo man nicht dauernd über Bücher stolpert, das ist mir fast schon suspekt. Mit zur Seite geneigtem Kopf gehe ich an dem Regal entlang und lese die Titel der Bücher und CDs, bis ich aus Versehen an die ausziehbare Arbeitsplatte des Schreibtischs stoße, der sich an das Regal anschließt.
    Dabei ruckelt auch die Maus und der Bildschirm erwacht zum Leben.
    Erschrocken richte ich mich auf, ich hoffe, Nina denkt nicht, dass ich herumgeschnüffelt habe. Trotzdem gleitet mein Blick wie automatisch auf das Bild, das auf dem Monitor entstanden ist. Nina war zuletzt in einem Forum eingeloggt. Es sieht aus wie ihre Profilseite. Ich schaue schnell zur Tür hinüber, auf der Treppe ist es ruhig. Auf ihrem Foto ist sie aufgrund ihrer Haare noch gut zu erkennen, aber über ihre Augen läuft ein schwarzer Balken. Da es ihr eigenes Profilbild ist, hat sie den wahrscheinlich selbst darüber gesetzt. Eigenartig. Will sie im Netz nicht erkannt werden?
    Mein Blick wandert nun doch neugierig über die Einträge, weil ich ja ohnehin nichts machen kann. Wenn ich Glück habe, schaltet sich der Bildschirmschoner wieder ein, bevor jemand ins Zimmer kommt. Worum es bei der Community geht, kann ich nicht erkennen, aber zwei Dinge fallen mir sofort ins Auge. Ninas Profilname und eine Kontaktadresse, die sie unter Freunde gespeichert hat.
    Schneewitte97 und Cinderella@the_castle.de .
    Mir wird schwindlig.
    Sie kennen sich also doch. Warum lügen sie beide? Ich habe das Gefühl, mir bricht der Boden unter den Füßen weg, und ich schwanke auf Ninas Bett zu, wo ich mich fallen lasse. Was geht hier vor? Hat Elsa etwas zu verbergen, ist sie in irgendeine Sache verwickelt, von der keiner wissen soll, oder warum versucht sie, über alles einen Mantel des Schweigens zu legen?
    Wie betäubt sitze ich dort, den Kopf in die Hände gestützt, bis Tobi mich nach einer Weile besorgt anspricht. Ich deute auf den Bildschirm und widerwillig folgt er meinem Wink. Als er das Profil überflogen hat, dreht er sich jedoch blitzschnell zu mir um.
    »Was soll das?«, fragt er.
    »Keine Ahnung, ich bin zufällig an die Tischplatte gestoßen, ehrlich. Und dann war da das …« Hilflos hebe ich die Hände. »Ich verstehe einfach nicht, warum Elsa lügt. Sie muss das der Polizei sagen, das ist doch eine eindeutige Spur. Es kann kein Zufall sein, dass die beiden imselben Forum unterwegs sind, mit genau den Spitznamen, die zu den Märchenzetteln passen.«
    »Nina ist nicht dumm, sie müsste diese Verbindung genauso erkennen, warum sagt sie dann nichts?«
    Grübelnd starren wir auf den Bildschirm, als wäre er der Verräter. Sein blaues Licht flackert über die Schreibtischplatte.
    Vielleicht ist das Monster doch nicht hinter mir her, denke ich. Ich war nie in diesem Forum aktiv, vielleicht hat es dort ihre Fährten aufgenommen.
    »Willst du sie nicht danach fragen?«
    Langsam schüttelt Tobi den Kopf. »Nicht, wenn unser Vater dabei ist. Er ist wütend genug.« Mit den Fingern

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