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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Blicke zu, die mir die Nackenhaare aufstellen. Dieser Mark ist ein bulliger Typ, wie es sie zu Hunderten gibt, das einzige hervorstechende Merkmal an ihm sind seine roten Locken.
    »Mark versucht schon seit einem halben Jahr, bei deiner Schwester zu landen. Sie hat ihm wohl nicht deutlich genug gesagt, dass sie kein Interesse hat. Scheint bei euch in der Familie zu liegen.« Er zwinkert Tobi zu. »Oder er ist auch einfach zu blöd, es zu verstehen.«
    »Hat Nina ihm denn Hoffnungen gemacht?«
    »Na ja, das nun gerade nicht, aber sie hat’s auch nicht entkräftet.« Er zögert, redet aber dann doch weiter. »Hätte sie sich irgendwann mal für einen Jungen entschieden, hätten die anderen sicher Ruhe gegeben. Aber sie war wohl mit keinem zufrieden.«
    Tobis Blick wird finster und David hebt abwehrend die Hände. Dabei fällt mir auf, dass er eine Hand ein bisschenverdreht hält, als wäre das Gelenk mal gebrochen gewesen und nie mehr richtig zusammengewachsen. Man bemerkt es erst, wenn man genau hinsieht.
    »Versteht mich nicht falsch, sie kann ja machen, was sie will. Manche haben auch behauptet, sie hätte längst einen Freund. Einen älteren Typen aus Berlin, den sie manchmal trifft, wenn sie Shootings hat. Michelle behauptet, der ist schon zwanzig. Aber man weiß ja, was man von Michelles Gelaber zu halten hat …«
    Angesichts von Tobis Blick verstummt er und eine Weile sitzen wir in peinlichem Schweigen beieinander, bevor David vorsichtig fragt: »Wie geht’s ihr eigentlich so?«
    »Was glaubst du denn?«
    Nach diesem letzten Satz scheint die Luft raus zu sein. David hat uns alles erzählt, was er weiß. Tobi versucht sein Glück noch einmal bei den anderen, aber er wechselt schnell die Gesprächspartner, woran ich erkennen kann, dass er nicht viel Glück hat. Es sieht aus, als hätten sie Angst, das Unglück könnte auf sie abfärben. Vor allem Mark zeigt Tobi die kalte Schulter, vielleicht ist er wegen Nina noch sauer und lässt es jetzt an ihrem Bruder aus.
    Während ich Tobi beobachte, fragt mich David neugierig: »Bist du eine Freundin von Tobi oder Nina? Ich hab dich hier noch nie gesehen.«
    »Nein, ich … Ich bin Elsas Cousine.«
    Überrascht weiten sich seine Augen und ich bereue fast, dass ich es ihm gesagt habe, aber da senkt er denKopf und murmelt: »Jetzt versteh ich auch, warum du mit hier bist. Wie geht’s ihr denn so?«
    »Kennst du sie?«
    »Nicht wirklich.«
    An diesem Ort scheint es hauptsächlich Leute zu geben, die sich irgendwie, aber nicht richtig kennen. Ich brauche mir von ihm also keine großen Auskünfte über Elsa zu erhoffen. Trotzdem versuche ich es: »Fällt dir vielleicht zu ihr irgendwas ein?«
    Aber natürlich schüttelt er nur den Kopf. »Sie tanzt Ballett, oder so?«
    »Bis jetzt jedenfalls.«
    Verlegen schaut er weg und in diesem Moment kommt auch schon Tobi zurück. Ich kann ihm ansehen, dass er enttäuscht ist.
    »Nichts«, murmelt er, und ich spüre deutlich, dass er nicht länger bleiben will.
    Deshalb stehe ich auf, verabschiede mich von David und ohne große Worte treten wir den Rückweg an. Im Rücken kann ich die Blicke der anderen spüren, aber niemand fragt uns, ob wir noch bleiben wollen.
    Sobald wir den Fuß des Hügels erreicht haben und sich vor uns das Moor auftut, lässt Tobi mich wieder vorangehen.
    »Glaubst du, dass deine Schwester wirklich etwas mit einem älteren Typen hatte?«, frage ich, als wir außer Hörweite sind.
    »Eigentlich hatte sie gar nicht die Zeit für so was. Siemusste wirklich viel lernen. Durch die Shootings hat sie oft Unterricht verpasst, den sie dann nachholen musste. Sie ist nicht die beste Schülerin. Es fällt ihr nicht leicht.« Er springt über einen Ast. »Aber wer weiß, vielleicht hat sie es mir auch einfach nur nicht erzählt. In letzter Zeit war sie nicht sehr gesprächig. Eigentlich schon eine ganze Weile vor dieser Sache, wenn ich es mir recht überlege. Aber ich hatte eben auch viel zu tun, mit der Schule und so …«
    Schweigend gehen wir weiter und hängen unseren eigenen Gedanken nach. Als wir endlich das Moor verlassen und die Baumwächter hinter uns zurückbleiben, atme ich erleichtert auf, denn niemand scheint nach uns Ausschau gehalten zu haben.
    »Willst du mitkommen, zu mir, meine ich?«, sagt Tobi da plötzlich, und überrascht sehe ich ihn an.
    »Was, jetzt noch?«
    »Ist doch erst sieben.«
    Ich überlege kurz. »Von mir aus. Aber ich muss schnell meiner Mutter Bescheid sagen, damit sie nicht mit dem

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