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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Zimmer.«
    »Hast du schon mit ihr geredet?«
    »Nein, irgendjemand ist sie besuchen gekommen, ich hab’s nur von meinem Zimmer aus gehört, aber nicht nachgesehen. Wahrscheinlich jemand aus der Schule. Aber wer immer das ist, er muss jetzt gehen.«
    Entschlossen steigt er die Stufen nach oben, dochmeine Schritte werden immer langsamer, während ich an den Nina-Kopien vorbeigehe, die mich wieder regungslos beobachten. Ohne anzuklopfen, stürmt Tobi in Ninas Zimmer, und wir müssen feststellen, dass der ominöse Besuch Elsa ist. Sie steht neben ihr am Fenster, doch als wir hereinkommen, fährt sie mit funkelndem Blick zu uns herum.
    »Du kannst es einfach nicht lassen, was, Harper?«, zischt sie.
    »Ich dachte, du wärst einkaufen.«
    »Ma hat mich abgesetzt.«
    Nina starrt immer noch zum Fenster hinaus, so wie sie es auch schon das letzte Mal getan hat. Mir fällt auf, dass sie sich gleichen, so wie sie nebeneinanderstehen, obwohl sie sich überhaupt nicht ähnlich sehen. Aber irgendwas an der Art, wie sie ihre Schultern in Abwehr hochziehen, verleiht ihnen etwas Zwillingshaftes, das ich nicht erklären kann.
    »Wir müssen mit euch reden«, sage ich, während ich Elsa betrachte, als würde ich sie zum ersten Mal wirklich sehen. »Wir denken, dass der Angreifer es auf Hochbegabte abgesehen hat, das ist die Verbindung bei euch, immerhin zerstört er das, was eure Begabung ausmacht.« Eine Sekunde zögere ich, dann füge ich an: »Ihr müsst uns sagen, wer dieser JAEGER ist, mit dem ihr in diesem Forum unterwegs seid, wir denken, er könnte in Gefahr sein.«
    »Du bist wie meine Mutter, du kannst einfach nichtnachgeben!«, schreit Elsa wütend, worauf sich Nina endlich zu uns umdreht. »Wenn ich gewollt hätte, dass du dort mitliest, hätte ich dich eingeladen, Harper.«
    Beschämt senke ich den Kopf. Ich weiß, dass sie recht hat, aber das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern.
    »Warum müsst ihr euch nur da einmischen?«, fragt Nina Tobi leise, der blass wie die Wand ist.
    »Weil ich will, dass es wieder wie früher wird.«
    »Aber das kann es nicht mehr.« Beinahe mitleidig sieht sie ihn an. »Und ich will es auch nicht!«
    Ungläubig starrt er sie an. »Das begreife ich nicht.«
    »Das weiß ich, du hast es nie begriffen. Es ist anders für Jungs, nehme ich an. Vielleicht auch nicht. Vielleicht hast du’s wirklich nie gesehen …« Langsam geht sie zu ihrem Regal, räumt ein paar Bücher zur Seite und holt dahinter eine blaue Mappe hervor, die zwischen Bücher und Regalwand geklemmt war. Diese Mappe hält sie ihm entgegen, während Elsa sich auf den Schreibtischstuhl fallen lässt und dort regungslos sitzen bleibt. Als wäre alle Energie und jeder Kampfeswille plötzlich aus ihr gewichen. Die Amazone ist müde.
    Tobi und ich setzen uns nebeneinander auf das Bett und ich schlage vorsichtig die Mappe auf. Ganz oben liegt das Foto eines jungen Mannes, vielleicht drei oder vier Jahre älter als wir. Er sieht sehr gut aus, hat dichtes, blondes Haar und grüne Augen. Das Vorzeigebild eines Mädchenschwarms.
    »Wer ist das?«
    »Jenson.«
    Fragend schaut Tobi auf.
    »Ein englisches Model, mit dem ich im letzten Sommer zusammen ein Shooting in Frankfurt hatte.« Ihr Gesichtsausdruck wirkt seltsam starr und ihr Blick glasig. »Wir haben zwei Tage lang miteinander gearbeitet. Natürlich hat uns die Agentur auch zusammen im selben Hotel untergebracht, ist ja nichts dabei, schließlich hatte jeder sein eigenes Zimmer, nicht wahr?« Sie lehnt sich an die Fensterbank. »Ich erinnere mich noch genau, ich war so aufgeregt, nicht wegen des Shootings, sondern weil ich das erste Mal allein fahren durfte. Ihr habt mich zum Zug gebracht und in Frankfurt hat mich jemand von der Agentur abgeholt. Und dann dieses Hotel …« Sie lächelt, aber es ist ein böses Lächeln. »Mit Swimmingpool und allem Drumherum, was man sich denken kann. Und Jenson war so nett. Am Anfang war ich ein bisschen nervös, weil er doch etwas älter war als die Jungs, mit denen ich üblicherweise arbeite, doch er war so professionell, dass es ganz leicht ging.«
    Mir zieht sich der Magen zusammen, beinahe rufe ich, dass sie nicht weitererzählen soll, weil ich vielleicht nicht ertragen kann, zu hören, was der Prinzessin geschehen ist – aber das tue ich nicht. Ich höre zu.
    »Er hat mir Komplimente gemacht, er hat mir nicht erzählt, wie gut ich aussehe oder so einen Blödsinn, das tun sie immer alle. Nein, er hat mir gesagt, wie viel Spaß ihm die Arbeit

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