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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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habe.
    Wütend sieht er mich an. »Du hattest kein Recht, das zu lesen. Es war privat. Zumindest war es nicht für eure Augen gedacht.«
    »Das weiß ich, es tut mir auch leid, aber …«
    »Das Forum ist für Leute mit bestimmten Problemen, nicht für neugierige Besserwisser.« Sein Ton klingt jetzt weniger wütend, sondern vielmehr genervt und auch ein bisschen erschöpft.
    »Warum hast du gelogen? Als wir dich auf dem Scherbenberg nach den beiden gefragt haben?«, will Tobi von ihm wissen.
    »Hätte ich euch etwa erzählen sollen, dass wir in einem Forum aktiv sind, das sie sofort dichtmachen würden, wenn die Schulbehörde davon erfährt? Es gibt Gründe, warum der Betreiber nicht gleich zu erkennen ist und jeder Neuzugang vom Admin abgesegnet werden muss. Denk doch mal ein bisschen nach. Glaubst du vielleicht, die würden zulassen, dass sich irgendwer darüber austauscht, wie du am besten ohne viel Geld auf der Straße überleben kannst? Sei doch bitte nicht so naiv.« Ein paar Mal atmet er tief durch. »Ich denke, ihr solltet wieder gehen. Ich bin jedenfalls nicht in Gefahr.«
    »Woher willst du das wissen?«, rufe ich frustriert, doch er hebt lediglich den Arm und deutet auf seine Hand.
    »Weil ich längst kein Supertalent mehr bin. Hat euch mein Vater nicht von dem Unfall erzählt und dass ichdieses kleine Problem mit meinem Arm wieder in den Griff kriege? Das macht er gern bei Besuchern. Dabei wissen inzwischen wirklich alle, dass das vorbei ist. Er wird’s auch irgendwann noch verstehen. Da hilft auch keine Physiotherapie. Das Gelenk ist hin.«
    Ich erinnere mich daran, dass mir sein verdrehtes Gelenk schon auf dem Scherbenberg aufgefallen ist.
    Sein Gesicht wirkt auf einmal entspannt, sogar beinah heiter, und der Ton, in dem er spricht, ist ruhig und sicher. »Ich hab es gehasst, müsst ihr wissen. Ich habe nur meinem Vater zuliebe angefangen. Eine Weile habe ich versucht, bei den Wettkämpfen zu verlieren, aber das hat’s noch schlimmer gemacht. Da ist er richtig aggressiv geworden. Aber jetzt kann er eben nichts dagegen tun. Das ist höhere Gewalt.«
    »Und das ist es, was du wolltest, nicht wahr?«, sage ich. »Eine Möglichkeit, mit dem Sport aufzuhören.«
    Er grinst. »Ja, das war ein Riesenglück. Welchen Grund hätte euer mysteriöser Täter also, mich anzugreifen?«
    Die Art und Weise, wie er das sagt, lässt mich frösteln, und mir kommt eine schreckliche Idee. »Wie ist es zu dem Unfall gekommen?«
    »Oh, das war wirklich Pech, ich habe etwas aus einem Regal im Keller holen wollen. Bin auf die Leiter gestiegen, abgerutscht und mit dem Arm auf dem Betonboden aufgekommen. Recht unspektakulär, was?« Er erzählt es, als wäre es der reinste Spaß, das unheimliche Grinsen liegt immer noch auf seinem Gesicht – und mir drängtsich der schlimme Verdacht auf, dass das Monster ihn vielleicht längst erwischt hat.
    Was, wenn das gar kein Unfall war und David nur nicht verraten will, dass er bereits angegriffen wurde? Vielleicht ist der JAEGER nicht das dritte Opfer, sondern das erste – es hat nur nie jemand davon erfahren?
    »Ich verstehe nicht, warum …«, murmelt Tobi, und einen Moment lang sieht David ihn intensiv an, bevor er eine Akte aus dem Kleiderschrank zieht, die zwischen einem Stapel Pullover gelegen hat. Er klatscht sie uns vor die Füße und die Hälfte des Inhaltes verteilt sich über den Fußboden. Röntgenbilder, Dokumente und Laborauswertungen.
    »Seht ihr das? Das ist meine Krankenakte. Drei Brüche, viermal Bänder angerissen und ein ganzer Blumenstrauß an Prellungen, Zerrungen, kaputten Kapseln und Sehnenentzündungen. Dazu Magenprobleme wegen nervlicher Belastung. Was soll ich sagen, am Anfang war ich einfach nicht guuut.« Er zieht das Wort ironisch in die Länge. »Da passiert’s eben schnell, dass man sich was tut. Aber ich bin schnell wieder zusammengewachsen und mit genügend Training kann man auch einem Affen was beibringen.« Nun werden seine Augen hart. Er kommt einen Schritt auf uns zu und verschränkt die Arme. »Ihr wolltet es doch wissen. Deswegen schnüffelt ihr doch herum, oder nicht? Nun, das ist die Wahrheit, wir sind nicht böse, dass es passiert ist. Weder ich, deine Schwester noch Elsa.«
    »Das ist doch verrückt!«, ruft Tobi. »Wie könnt ihr nur zulassen, dass der Täter damit durchkommt? Ich denke, ihr wisst, wer es ist, und deckt ihn. Aber ich werde zur Polizei gehen, wenn sie erst mal wissen, wo sie ansetzen müssen, dann finden sie auch

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