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Aschenputtels letzter Tanz

Aschenputtels letzter Tanz

Titel: Aschenputtels letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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Beweise.«
    Traurig schüttelt David den Kopf. »Du hast gar nichts verstanden, Kleiner, überhaupt nichts …« Er deutet wortlos auf die Tür und zum zweiten Mal an diesem Tag werden wir wie Hunde aus einem Zimmer geschickt.
    Nachdem wir bei David hinausgestolpert sind, übergibt sich Tobi in die Büsche am Straßenrand und ich fahre mir mit den Händen mehrmals übers Gesicht, weil sich meine Haut so anfühlt, als würden lauter kleine Nadeln hineinstechen, und meine Eingeweide verknoten sich zu einem Labyrinth.
    Als Tobi fertig ist, lehnt er sich an eine Häuserwand und schließt erschöpft die Augen. Mit einem Taschentuch wischt er sich den Mund ab. Seine Sommersprossen treten rostrot gegen seine fahle Haut hervor und selbst seine Lippen haben beinahe jede Farbe verloren.
    »Ich mein’s ernst, Harper, ich werde zur Polizei gehen. Die anderen sind doch verrückt, sie wissen gar nicht, was sie da reden.«
    Seufzend lehne ich mich neben ihn und ergreife seine Hand. Unsere Finger verschränken sich ineinander, und dieses Mal ist seine Hand so eisig, wie sie aussieht. Ich bin mir nicht sicher, ob Tobi recht hat. Wir haben schoneinmal den Fehler gemacht, ihnen nicht richtig zuzuhören, und vielleicht wissen sie besser als alle anderen, was sie wollen. Nachdenklich starre ich in den Himmel, an dem ein Flugzeug einen breiten Kondensstreifen hinterlässt, der langsam verblasst.
    »Lass uns eine Nacht darüber schlafen und morgen entscheiden, was wir tun«, sage ich. »Die anderen sollten es auf jeden Fall vorher wissen und darauf vorbereitet sein, immerhin wird doch dann alles zur Sprache kommen. Deine Eltern … Tante Luise …« Darauf antwortet er nichts, und lange stehen wir an die Wand gelehnt, jeder versunken in seine eigenen Gedanken und Ängste, während die Leute an uns vorübereilen, als wäre alles in Ordnung.
    Sie haben keine Ahnung, was hier gerade geschieht, und ich bin fassungslos, dass man es uns nicht ansieht.

A ls ich nach Hause komme, winkt mich Onkel Gerhard an das offene Küchenfenster und teilt mir mit, dass die Polizei Elsas mysteriösen Anrufer identifiziert hat.
    Es ist Laura-Sophie.
    Mit der Tonanlage ihres älteren Bruders, der in einer Band spielt, hat sie ihre Stimme so verzerrt, dass sie nicht mehr zu erkennen war. Sie war wütend, dass Elsa immer im Vordergrund stand, und nachdem der Überfall im Moor passiert ist, hat sie ihre Chance gesehen, Elsa noch weiter zu verletzen, indem sie sich am Telefon über sie lustig macht.
    »Ist das nicht furchtbar?«, sagt Onkel Gerhard zu mir. »Ich möchte dem kleinen Biest am liebsten den Hals umdrehen, wenn ich daran denke, was sie Elsa damit angetan hat.«
    Bei seinen Worten muss ich wegsehen, denn ich denke an die Einträge, die Elsa im Forum gemacht hat, und wie sehr sie sich gewünscht hat, dass ihr Vater einmal für sie einsteht und merkt, wie schlecht es ihr geht – und wie es nie geschehen ist.
    »Haben sie sonst noch etwas rausgefunden?«
    »Nein, das Mädchen ist nur gemein, aber sie ist nicht der Täter, sie kennt das andere Mädchen gar nicht und ihr fehlt auch die Statur für so eine … Sache. Außerdem hat sie Alibis für die Tatzeiten.«
    Das habe ich mir schon gedacht. Trotzdem bin ich froh, dass wenigstens das jetzt geklärt ist. »Ich hoffe, sie kriegt richtig Ärger«, brumme ich wütend und Onkel Gerhard nickt zustimmend.
    »Willst du zum Abendessen rüberkommen, ich glaube, deine Mutter ist zu Billy rübergegangen«, sagt er und deutet über die Schulter auf einen riesigen Topf, der auf dem Herd vor sich hin köchelt.
    Aber der Eisklumpen in meinem Magen verhindert, dass ich auch nur einen einzigen Bissen runterbekomme, deshalb schüttle ich den Kopf. Stattdessen sage ich ihm, dass ich schon gegessen habe, weil ich wirklich nicht weiß, was ich noch mit ihm bereden könnte, ohne alles preiszugeben.
    Im Gästehäuschen hat mir Mutsch auf dem Küchentisch einen Zettel hinterlassen, auf dem Billys Telefonnummer und der Satz Warte nicht auf mich steht. Wenn ich den Kopf nicht gerade mit anderen Dingen vollhätte, würde ich mich ziemlich darüber amüsieren, aber im Moment will ich nur noch schlafen.
    Doch der Schlaf will sich nicht einstellen. Unruhig rolle ich mich von einer Seite auf die andere und sehe zu, wie die Schatten an den Wänden immer länger werden, sich erst rot, dann grau und dann mitternachtsschwarz färben, und die Nacht ins Zimmer kriecht und den Geruch des Moores mit sich bringt. Ich beginne zu schwitzen

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