Ash Grey
Zimmer stürme. Kaum bin ich aus der Wohnung wird mir eiskalt. Meine Weste liegt bei Dina. Ich muss heulen.
Es ist kurz nach halb vier. Ich laufe durch die Stadt, damit mir warm wird. Im Schließfach am Bahnhof habe ich eine Jacke, aber ich will dort nicht mitten in der Nacht hin. Die Gegend ist gefährlich.
Ich bin sauer auf Juli und ich bin wütend auf Dina. In der nächsten Sekunde habe ich Angst, dass sie nie mehr mit mir sprechen wollen. Vielleicht reagiere ich über, weil ich so empfindlich bin, aber ich will nicht mit Juli schlafen. Wenn ich anfange mit Leuten Sex zu haben, nur damit ich einen Platz zum Schlafen habe, bin ich am Ende. Wird es so schnell gehen? Ich dachte ich hätte mehr Zeit. Vielleicht habe ich gar keine Chance. Aus mir wird nichts werden. Ich denke, dass mein Stiefvater Recht hat.
Meine Füße tun irgendwann weh. Ich sitze an der Bushaltestelle an der ich sonst auch immer sitze. Diesmal bringt mich kein Bus nachhause. Ich will nicht auf der Straße leben. Ich brauche eine Wohnung, oder ein WG Zimmer.
Dass meine Mutter mich rausschmeißt ist nicht überraschend gekommen, trotzdem denke ich erst jetzt darüber nach. Ich wollte zu Jens ziehen, dann war es vorbei und ich habe versucht mit dem was passiert ist fertig zu werden. Die Zeit ist so schnell vergangen. Solange ich Ferien habe, muss ich mir keine Gedanken um die Schule machen, aber es wird wieder Herbst werden, der Sommer dauert nicht ewig. Irgendwann wird es Winter. Ich will nicht auf der Straße sterben.
EIN PLATZ ZUM SCHLAFEN
Die Bäckereien öffnen schon kurz nach sechs. Ich hole mir einen Café und etwas zu essen. Ich bekomme das Brötchen nicht runter. Meine Appetitlosigkeit ist ein Problem, genau wie diese schwarzen Gedanken. Seit die Sonne aufgegangen ist fühle ich mich ein bisschen besser. Ich muss nicht mehr heulen. Mein Selbstmitleid schmilzt unter der Wärme. Heute wird es heiß und schön. Während ich dabei zusehe wie die Stadt langsam aufwacht, werde ich todmüde. Den Kopf an die Glasscheibe des Haltestellenhäuschens gelehnt, fallen mir immer wieder die Augen zu.
>> Schläfst du hier? <<
Ich schrecke hoch, habe keine Ahnung wo ich bin. Als mir die Realität bewusst wird, fühlt sie sich nicht gut an.
>> Sieht unbequem aus. <<
Ich blinzle gegen das Licht an das mir auf der Netzhaut brennt. Yoshis Augen sind von einer schwarzen Sonnenbrille bedeckt.
>> Ich…ich… <<
>> Fährst du jetzt erst nachhause? <<
Ich schüttle den Kopf.
>> Du hast Felix gestern stehenlassen. <<
>> Das tut mir leid! <<
Es tut mir wirklich leid. Ich war überfordert. Ich denke die ganze Zeit an ihn.
>> Er hat gesagt du hättest ausgesehen als wäre dir übel gewesen. <<
>> Nein…es war eher Angst, oder Panik. Ich weiß nicht. <<
>> Panik? << , wiederholt er.
Mir fällt erst jetzt auf was ich gesagt habe.
>> Ich hab ihn nicht alleine stehen lassen. Die Mädchen die da waren dürften eine bessere Gesellschaft abgegeben haben als ich. <<
>> Du kennst Felix nicht. <<
Yoshi seufzt und legt den Kopf schief.
>> Du siehst echt fertig aus! Du solltest nachhause gehen und etwas Schlaf abgreifen! <<
Ich nicke.
>> Schlafen wäre klasse… <<
Ich will aufstehen und gehen, aber ich weiß nicht wohin also bleibe ich sitzen. Ich bin zu müde um zu denken, zu müde um aufzustehen und herumzulaufen. Mein Kopf funktioniert nicht mehr richtig.
>> Komm, ich bring dich nachhause! <<
Er zieht mich hoch. Ich schwanke.
>> Du bist ja echt am Ende Kleine! Wo wohnst du? <<
>> Ich komme zuhause nicht rein. <<
>> Was? <<
Ich lüge weil ich mich für die Wahrheit schäme.
>> Hab meinen Schlüssel verloren. Meine Mutter ist übers Wochenende weg. <<
Er seufzt und ich lasse mich wieder auf die Bank fallen.
>> Ich warte noch ein bisschen und dann fahre ich zu einer Freundin. <<
>> Hast du die ganze Nacht hier gesessen? <<
Ich zucke mit den Schultern.
>> Warum bist du nicht schon früher zu deiner Freundin? <<
>> Sie ist beschäftigt. <<
Er zieht mich wieder auf die Beine, diesmal so schwungvoll, dass ich hingefallen wäre wenn er mich nicht hochgehoben hätte. Ich gebe ein piepsendes Geräusch von mir.
>> Was…?! <<
>> Ich muss den Laden aufsperren. Du kannst dort ein bisschen schlafen, nicht an einer Haltestelle! <<
Yoshis Geschäft ist gleich auf der anderen Straßenseite. Ich nehme an, dass er mich gesehen hat als er zur Arbeit wollte. Er stellt mich erst wieder ab, als er seinen Schlüssel sucht. Ich bin so
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