Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
feststellen, dass ich außerordentlich beeindruckt bin. Du bist tatsächlich sehr gut.«
»Sie haben mich angelogen!«
»Ach, komm schon, Ash. Erzähl mir nicht, dass du nicht wenigstens ein bisschen stolz auf dich bist, weil du das hier geschafft hast! Nimm meine kleine Finte einfach als Hilfestellung, um dich zu ganz Neuem zu beflügeln.«
Ash wollte nichts davon hören. »Weiter.«
Kapitel 46
Abwärts, abwärts und immer tiefer gingen sie. Manchmal wanderten sie durch Finsternis, nur vom Strahl ihrer Taschenlampen und Jackies Erinnerungen gelotst. Dann wieder betraten sie Hallen, die von seltsamen leuchtenden Geistern erhellt waren, die in den Ruinen spukten. Immer ging es bergab.
Die Decke des letzten Raumes wölbte sich über ihnen, sodass Ash das Gefühl hatte, in den Rachen eines gigantischen Monsters hinabzusteigen. Die Stützbalken beugten sich wie die Rippen eines Tieres und die äußeren Grundpfeiler erinnerten an die Glieder einer Wirbelsäule.
Leere Spiegelrahmen säumten die Wände, deren Glas in Scherben auf dem Boden lag. Das Licht, das den Raum erhellte, strömte aus diesen Scherben, anstatt von ihnen reflektiert zu werden.
Nach einigen Schritten bemerkte Ash etwas zwischen den Trümmern am Boden. Er hob es auf.
Eine Lesebrille. Ein Glas war zersprungen und voller Blutflecken. Die Bügel des dünnen und verbogenen Rahmens hatten am Ende runde Haken, sodass sie immer fest auf den Ohren saßen, komme was wolle. Ash richtete das krumme Gestell. Diese Brille kam ihm bekannt vor. Er setzte sie auf.
Ash stolpert den Hang hinunter auf den Mercedes zu. Verbeult liegt das Auto da, die Reifen zerfetzt und das Dach eingedrückt. Sein Onkel und seine Tante sind noch da drin.
Benzingeruch tränkt die Luft, als er näher tritt. Auf der staubigen, zerfurchten Erde liegen Glasscherben. Ein stetes Klopfen ist zu hören. Ashs Herz schlägt schneller.
»Onkel Vik?«
Ash?
Ash rennt weiter und kriecht in das Auto. Er schwenkt etwas in seiner Hand. »Ich habe deine Brille gefunden.«
Sein Onkel sitzt auf dem Fahrersitz. Sein Kopf ist verrenkt und aus einem Loch in seiner Stirn rinnt Blut. Das Klopfen kommt vom Scheibenwischer, der immer wieder gegen den verzogenen Rahmen der Windschutzscheibe schlägt.
Ash greift nach der Hand seines Onkels. »Bist du verletzt?«, fragt er.
Wir sind tot, Ash.
Ash blickt zur Rückbank. Dort liegt, mit gebrochenem Genick, seine Tante. »Warum?«
Deinetwegen, Ash.
Er will es abstreiten, aber sie hat recht. Wäre er nicht gewesen, wären sie noch am Leben. »Das … das wollte ich nicht.«
Du bist der Kali-Aastra. Du tötest jeden, den du berührst.
»Nein, es war ein Unfall!«
Tante Anita setzt sich auf und richtet ihren leblosen Blick auf ihn. Ihre schwarzen, gebrochenen Finger berühren sein Genick, vorsichtig, aber entschlossen.
Onkel Vik wendet sich ihm ebenfalls zu. Wir vermissen dich, Ash.
»Ich vermisse euch auch.«
Bleib bei uns, damit wir nicht mehr so einsam sind.
»Okay.«
Tante Anitas Griff um Ashs Hals verstärkt sich, trotzdem wehrt er sich nicht. Er ist schuld an ihrem Tod und er sollte ihnen Gesellschaft leisten. Er hat es verdient.
Sein Atem wird heiser und ein schmerzhaftes Pochen erfüllt seinen Schädel, während ihm die Luftzufuhr abgeschnitten wird. Seine Sicht verschwimmt und wird dunkel. Am Rande seines Bewusstseins nimmt er einen weißen Schemen wahr.
Der Griff um Ashs Hals lockert sich und Ash ringt nach Luft. Entsetzt blickt er sich um, als Tante Anita zu schreien anfängt.
Savage zerrt Ashs Tante an den Haaren aus dem Wagen. Sie schlägt nach ihm, doch der Engländer ist jung, stark und ohne Erbarmen. Er schleudert sie zu Boden und zieht die Klinge aus seinem Stock.
»Nein!«, brüllt Ash.
Savage rammt das Schwert in Tante Anitas Herz. Gellend schreit sie auf. Blut sprudelt aus der Wunde und färbt Savages weißen Anzug tiefrot. Dann befreit er seine Schneide und schreitet auf Ashs Onkel zu.
»Nein!« Ash wirft sich zwischen Savage und Onkel Vik, doch Savage schleudert ihn beiseite, ohne seinen Schritt auch nur zu verlangsamen.
Onkel Vik zischt, in seinen roten Augen wütet der Zorn, doch Savage streicht ungerührt mit der Klinge über Viks Kehle. Ashs Onkel schlägt die Hände über die klaffende Wunde, doch das Blut strömt unaufhaltsam durch seine Finger und er sinkt zu Boden.
Ash, der auf der Erde kniet, blickt den Engländer an.
»Sie haben sie getötet«, klagt er.
»Nein, Ash. Das warst du.« Dann nimmt er Ash barsch
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