Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
dem Dolch erst eine, dann eine zweite der Klingen abblockte. Die dritte jedoch erwischte sein Bein und die vierte schnitt ihm ins Gesicht, wo sie einen dünnen, schmerzenden Striemen auf seiner Wange hinterließ. Wenige Zentimeter tiefer und sie hätte ihm die Kehle durchtrennt.
»Aus dem Weg, Ash!« Parvati holte das Urumi ein und drehte sich langsam, um freie Bahn auf Savage zu bekommen.
Ash berührte seine brennende Wange. »Was sollte das denn?«
»Das war eine Warnung. Eine zweite gibt es nicht mehr.«
»Du bist mein Freund, Parvati, hast du das vergessen?«
»Und du bist meiner, Ash.« Ihre Schritte wühlten das Wasser kaum auf. »Aber wenn du nicht aus dem Weg gehst, dann bringe ich dich um.«
Jackie kreiste Khan mithilfe der Hyäne ein. Sie stellte das Nackenfell auf, während sie geifernd und wütend nach Khan schnappte.
Ash hatte die Möglichkeit, Gemma zu retten, und Parvati wollte sie ihm nehmen. Was bedeutete der Dämonenprinzessin schon eine Tote mehr? Nichts, weniger als nichts. Ash wusste, dass Parvati schon furchtbare Dinge getan hatte, aber er hatte geglaubt, sie hätte sich geändert. Doch vielleicht hatte er sich geirrt. Vielleicht war sie noch immer die unmenschliche Killerin, die sie immer schon gewesen war.
Und trotzdem waren sie Freunde. Ash ließ sein Katar sinken. Sie hatte noch eine Chance verdient.
»Bitte, Parvati. Lass mich Gemma retten.«
Parvati stutzte, die vier Stahlriemen fielen neben ihr zu Boden. Dann presste sie entschlossen die Lippen zusammen. »Nein.«
Eine Feuersbrunst raste durch seine Adern und unbeschreibliche Hitze flutete sein Herz, ließ es schneller schlagen und öffnete die Schleusen für Adrenalin und mehr: das Soma. Ash schlotterte unter der zunehmenden Macht. Der schlimmste Schmerz entbrannte mitten auf seiner Stirn.
Ein Netz aus Lichtern überzog Parvati, Lichter, die nur Ash wahrnehmen konnte. Allerdings sah Ash diesmal nicht nur die goldenen Todespunkte, sondern auch glitzernde Fäden, Pfade, die den Raum zwischen ihm und Parvati durchzogen. Sie verbanden die beiden miteinander – es waren sich endlos wandelnde Muster aus Angriff und Verteidigung. Attacken und Paraden spielten sich vor Ashs innerem Auge ab. Deutlich sah er, wie der Kampf zwischen ihnen verlaufen würde. Er verfolgte einen geschlängelten Weg, der seinen Tod bringen würde, und er erkannte andere hell strahlende Linien, die ihm zeigten, wie er diese Niederlage in einen tödlichen Sieg umwandeln könnte.
Ash schloss die Augen. Als er tief einatmete, fühlte er, wie das Soma die Kontrolle übernahm. Dann öffnete er die Augen einen schmalen Spaltbreit, um nicht von dem gleißenden Licht der Pfade, die ihn einhüllten, geblendet zu werden, und gab sich dem Tanz Kalis hin.
Kapitel 50
Parvati schoss an Ash vorbei, fest entschlossen, Savage zu vernichten. Ash duckte sich unter den kreischenden Stahlpeitschen hinweg und verpasste ihrem ausgestreckten Arm einen Stoß, sodass sie Savage verfehlte. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Parvati Ash entgeistert an, dann griff sie ihn mit einer Welle aus Stößen und Tritten an, die immer wieder die Lücken in seiner Deckung fanden und ihn zurückdrängten. Mit atemberaubender Geschwindigkeit zeichnete sich vor Ash die Zukunft ab und er reagierte schnell wie der Blitz. Er parierte eine Fingerattacke auf seine Kehle, wand sich aus einem Würgegriff und beantwortete ein halbes Dutzend knochenbrecherischer Angriffe, von denen ein jeder ihn zum Krüppel hätte machen können, mit Gegenattacken.
Ohne den Kali-Aastra, ohne das Soma, wäre er schon zehnfach gestorben. Er setzte mit einem Salto über Parvatis Kopf hinweg, federte sich von einer nahen Säule ab und landete zehn Meter weit entfernt auf dem Boden.
Andernorts kämpfte Savage gegen Vibheeshana. Feuer und gleißende Hitzewälle explodierten rings um den Engländer, während der Dämonenfürst einen Schwall Eisdolche auf ihn abfeuerte. Die Halle vibrierte unter den Gewalten der übernatürlichen Kräfte, die beide Männer heraufbeschworen. Mauern knackten und Säulen knickten ein.
Ash zitterte am ganzen Leib und schnaufte schwer. Er ging in die Hocke und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen, indem er etwas kalte Luft in seine brennenden, geschundenen Lungen saugte.
Sie will mich echt umbringen.
Parvati taumelte rückwärts. In Strömen rann ihr der Schweiß über das blasse Gesicht und sie presste die Hand auf eine rote Schwellung auf ihrer Wange.
»Das … hat wehgetan.« Der
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