Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
an. Ash stand inmitten eines schwelenden Kraters aus geschmolzenem Stein, aber es ging ihm gut, obwohl er nur noch ein Häufchen Asche hätte sein dürfen.
Vibheeshana. Darum war er noch am Leben. Er war bei dem Dämonenfürsten gewesen, als dieser gestorben war, und hatte all seine magischen Kräfte in sich aufgenommen. Und ein Meister von neun Zaubern schlug einen, der nur acht beherrschte. Statt von Savages Blitzen gebraten zu werden, hatte Ash überlebt.
Ash blickte auf das Urumi. Das Metall war vollständig von Ruß bedeckt. Der Griff zerfiel, als Ash die Faust darum schloss. Der einzige Laut in der Kammer war das Pling, Pling, Pling von Goldmünzen, die von einem umgekippten Tisch rieselten.
»Nein …«, hauchte Savage.
Ash sah das Schwarze Mandala an. Es hatte jede Macht eingebüßt. Eine der Urumiklingen hatte es in zwei Teile zerrissen und die Magie darin vernichtet. Das lose Leinentuch flatterte in einer leichten Brise.
»Nein …« Savage stolperte und hielt sich den linken Arm, der in einem blutigen Stumpen endete. Er jammerte und stöhnte vor hilfloser Wut, bis er schließlich auf die Knie fiel. »Das ist zu viel …«
Savages riesiger, unförmiger Kopf ruhte auf einem Streichholz von einem Hals. Sein Schädel war so groß, dass die Haut darauf zum Zerreißen gespannt war. Der Rest seiner Haut schlackerte um ein mutiertes Skelett, dessen Beine verschieden lang waren. Einer der Füße zeigte in die falsche Richtung. Die Finger der übrig gebliebenen Hand waren miteinander verschmolzen, sodass sie einer Flosse ähnelte. Die Nägel daran waren gebogen und dick. Jede Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen war purer Zufall.
Und seine Augen … seine Augen funkelten vor fiebriger Macht. Schwarz auf Schwarz, waren dies Augen der Nacht, der reinen Finsternis.
Savages abgetrennte linke Hand lag ganz in Ashs Nähe – die Finger krallen sich noch immer um den Koh-i-Noor. Das zweite Messer des Schlangenschwerts hatte die Hand sauber abgetrennt.
Als Ash mit dem Fuß darauf trat, gaben die Finger den Stein frei. Ash hob den Diamanten auf und verstaute ihn sicher in der Schärpe um seine Taille. Dann schaute er auf den bleichen, missgestalteten Savage, der jammernd am Boden lag und vergeblich versuchte, mit seinem Gürtel den noch immer blutenden Stumpf abzubinden.
Plötzlich wurde der Raum geschüttelt. Die Wände bogen sich und überall entstanden Risse, während die Säulen zu splittern begannen. Ash setzte sich.
Er hatte Savage aufgehalten. Das Schwarze Mandala für immer zerstört. Er hatte es geschafft.
Doch nun gab es kein Entrinnen mehr. Sie saßen fest, tief unter dem Indischen Ozean, der sie bald zu sich holen würde. Draußen war das dumpfe Tosen des Meeres zu hören, das Flure und Säle flutete. Der Rückweg an die Oberfläche stand mit Sicherheit längst unter Wasser. Was würde Ash nicht darum geben, wie von Zauberhand ans Ufer hüpfen zu können.
Augenblick mal …
Ash rannte zu Savage, packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Füße. »Bringen Sie uns hier raus!«, blaffte Ash ihn an. »Teleportieren Sie uns zurück an Land!«
»Mach es doch selber!«, keifte Savage zurück. »Schließlich hast du Vibheeshanas Kräfte absorbiert, oder etwa nicht?«
Da hatte Savage nicht unrecht, allerdings hatte Ash keinen Schimmer, wie er die Kräfte des Dämonenfürsten einsetzen konnte. Am Ende würde er auf dem Mond landen oder verschiedene Teile seines Körpers an unterschiedliche Orte senden.
»Wir hatten eine Abmachung, Savage.« Die Chancen, dass das zog, standen eine Million zu eins, aber was konnte er sonst versuchen?
»Schau mich an! Noch ein Zauber und ich platze.«
Ash grinste. »Das würde ich zu gerne sehen!«
»Ich kann nicht. Über so weite Strecken habe ich noch nie teleportiert. Und ich weiß ja nicht einmal, wohin. Ich brauche Koordinaten, zumindest eine Vorstellung vom Ziel. Ich brauche –«
»Jetzt stehen Sie schon auf!« Ash packte Savage und zog ihn zur Tür. Wenn sie es näher an die Oberfläche schafften, hätte Savage vielleicht eine bessere Chance. Und das wäre immer noch besser als nichts.
Wasser sprudelte in den Gang und sie mussten gegen die stetig anwachsende Strömung kämpfen. Der bebende Korridor stürzte Stück für Stück ein und jedes Mal, wenn der Flur aufs Neue erschüttert wurde, ergoss sich mehr Wasser aus den Ritzen ins Innere.
Das Toben der See erklang in dem engen Gang umso lauter und machte Ash so gut wie taub. Als sie am Eingang zum
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