Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)
Saal ankamen, reichte ihnen das Wasser bereits bis zur Hüfte.
Als sie eintraten, prasselte der Wasserfall, der aus der Wand brauste, brutal auf sie hernieder. Ash wurde unter Wasser gepresst, ließ Savage jedoch nicht los. Hustend und spuckend tauchte er wenig später auf und schüttelte sich das Nass aus den Ohren.
»Kommen Sie schon!«, rief Ash.
Savage wollte sich von ihm losreißen, aber der Blutverlust hatte ihn zu sehr geschwächt.
Dann hörte Ash etwas im Toben der Fluten.
Auf einer der umgekippten Säulen, inmitten von wirbelnden Strömungen, hockte mit zuckendem Schwanz ein völlig durchnässter, brüllender Tiger. An seinen Hals klammerte sich ein Mädchen in grüner Schuppenrüstung. Der Blick ihrer Kobraaugen begegnete dem Ashs und auf ihr Gesicht schob sich etwas, das einem Lächeln ähnlich sah.
Ash zeigte auf die beiden. »Wir nehmen sie mit!«
Savage starrte ihn entgeistert an. »Das geht nicht! Es wird zu zweit schon schwer genug.«
»Dann wollen wir hoffen, dass Sie Ihren Atem lang genug anhalten können«, entgegnete Ash, während er schon auf seine Freunde zuwatete.
Parvati und Khan sprangen ins Wasser und gesellten sich zu ihnen. Parvati schloss Ash so fest in die Arme, als wollte sie ihn niemals wieder loslassen. Dann sah sie ihn an und verpasste ihm einen kräftigen Schlag.
»Autsch«, beschwerte sich Ash. »Wofür war das denn?«
»Dafür, dass du so selbstmörderisch bist.« Sie schaute zu der gewaltigen Wand aus Wasser, die von oben herabstürzte. »Du hättest abhauen sollen, solange es noch ging.«
»Wo ist Jackie?«
»Geflohen. Wir hätten ihr folgen sollen. Jetzt ist es zu spät. Der Flur, der nach oben führt, ist eingestürzt. Wir kommen hier nicht mehr raus, Ash. Es tut mir leid.«
Ash stieß Savage an. »Deshalb habe ich ihn dabei.«
Parvati runzelte die Stirn. »Was?«
»Er holt uns hier raus, stimmt’s?«
Savage stierte Ash mit unverhohlenem Hass an. Dann fletschte er so massiv die Zähne, dass Ash damit rechnete, sie müssten abbrechen. Die Adern auf seiner Stirn pochten zornig. »Wenn ich das mache, bin ich tot.«
Ash blickte dem Engländer fest in die Augen. »Bring uns hier raus, Savage.«
Parvati griff nach Ashs Hand.
Kapitel 56
Über ihm glitzerte Sonnenlicht, das sich auf den Wellen brach und in langen Strahlen in die dunkelblauen Tiefen des Meeres fiel. Um ihn wogte Wasser, während Ash mit kräftigen Bewegungen aufwärtsstrebte, immer auf das Licht zu. Blasen entwischten zwischen seinen Lippen. Er kämpfte gegen das Wasser an, zog sich Stück um Stück höher.
Keuchend durchbrach er die Oberfläche und blickte sich panisch um, bis er Parvati ganz in der Nähe ebenfalls auftauchen sah. Die Sonne schien sie mit ihren hellen und warmen Strahlen willkommen zu heißen. Es kam Ash vor, als hätte er eine Ewigkeit unter Wasser verbracht.
Khan, der inzwischen wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, hielt Savages Taille fest umklammert. Mit der freien Hand zeigte er hinter Ash. »Der Strand!«
Prustend schwammen sie die letzten hundert Meter, bis Ash Sand unter den Zehen spürte. Die Wellen schlugen über seinem Kopf zusammen und zweimal wurde er von den Füßen gerissen, bis er beschloss, einfach zurück an Land zu krabbeln. Und selbst auf Händen und Knien hatte er dafür kaum noch genug Kraft übrig. Daher hatte er auch nichts dagegen, als Khan ihn die letzten Meter mit sich schleppte und schließlich in den Sand fallen ließ. Auch wenn es ihm ein wenig peinlich war.
Auf dem Rücken lag er da. »Ich dachte, Katzen hassen Wasser.«
Khan grinste und zeigte seine langen Beißerchen. »Das gilt nicht für Tiger. Wir lieben es.«
Parvati blickte zurück aufs Meer und hob die Hand zum Abschied.
Ash rappelte sich auf, um ihrem Blick zu folgen. Große Wellen brachen sich an den Steilküsten und Mauern von Lanka, während es langsam in einem gewaltigen Strudel versank. Die Insel bebte, als die hohen Türme umstürzten und gigantische Trümmer perlweißen Marmors aus den Schutzmauern brachen. Die Paläste wurden von der Gischt verschlungen, die Hügel versanken auf Nimmerwiedersehen in der Tiefe. Der Jagannatha schwankte in den Fluten hin und her, während Welle um Welle gegen ihn klatschte. Lange hielt der Steinriese stand und stemmte sich den immer höher und immer wuchtiger werdenden Brechern entgegen, bis er schließlich von einem Berg aus Wasser überspült wurde. Das Meer brodelte und schäumte, riesige Fontänen schossen in den Himmel, bis
Weitere Kostenlose Bücher