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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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auf einmal das Gefühl, als würde ihr Aufenthalt kein Spaziergang werden?
    Entlang einer heruntergekommenen Straße erstreckte sich eine hohe Mauer. Palmen reckten ihre Hälse über den Asphalt, der voller Schlaglöcher und offen liegender Gullis war. Riesige Ratten krabbelten an losen Kabeln empor, die von den Strommasten hingen. Khan, John und Ash folgten Parvati die Mauer entlang zu einem großen, efeubewachsenen Tor. In der Luft hing der schwere Geruch nach Moschus und Schimmel.
    Als Ash das Schild über dem Eingang las, sank ihm das Herz umso tiefer. »Der Englische Friedhof?« Er spähte durch die rostigen Eisenstäbe. Der Ort sah wie ein Dschungel aus. »Bitte sag nicht, dass wir da drin übernachten.«
    »Na gut, dann sag ich’s eben nicht.« Parvati warf ihren Rucksack über das Flügeltor, das von einer schweren Kette verschlossen wurde. Allerdings stand es weit genug offen, damit sich Parvati hindurchzwängen konnte. Khan sprang knurrend über das Tor hinweg. Grinsend blickte er zurück.
    »Meinst du, da drin gibt es Schlangen?«, fragte Ash. Das Gras wuchs fast zwei Meter hoch.
    »Jede Menge«, sagte John. »Aber ich bin schon an schlimmeren Orten untergekommen.«
    »Das Lalgur war besser als das hier«, meinte Ash.
    John verzog das Gesicht. »Ich hab nicht das Lalgur gemeint.«
    »Was dann?«
    Doch John tat das Thema mit einem Schulterzucken ab, offenbar wollte er nicht näher darauf eingehen. Stattdessen folgte er Parvati durch die Lücke.
    »Ich weiß jetzt schon, dass ich das bereuen werde«, sagte Ash zu niemand Bestimmtem. Weil er aber sicher war, dass er später, wenn alles schieflief, unter dem Motto »Ich hab’s euch ja gleich gesagt« darauf zurückkommen würde, wollte er es zumindest gesagt haben. Er warf seinen Rucksack über das Tor, packte die rostigen Stäbe und kletterte daran hoch.
    Bröckelnde Grüfte und Grabsteine aus Kalkstein verbargen sich in dem grünen Dickicht. Von Feigenbäumen hingen Schlingpflanzen herab und große Palmwedel bedeckten den verschlungenen, überwucherten Pfad.
    »Wo sind wir hier?«, wollte Ash wissen. Er hatte seine Taschenlampe herausgekramt und leuchtete damit auf einen nahen Grabstein. »Sergeant Thomas Compton. Gestorben 1802.«
    »Kalkutta war nur ein kleiner Haufen von Dörfern, bevor die Ostindien-Kompanie hier ihr Hauptquartier aufschlug«, erklärte Parvati. »Es wurde zu einem ihrer drei Präsidentenposten in Indien. Von hier aus, Madras und Bombay, haben sie das ganze Land regiert.«
    »Und hier haben sie ihre Toten begraben?«
    »Ein Stück weiter die Straße runter gibt es noch einen schottischen Friedhof«, sagte Parvati. »Nicht mal nach ihrem Tod wollten sie sich mit den Einheimischen abgeben.«
    »Oder mit den Schotten, wie es scheint«, ergänzte Ash.
    Neben ihm raschelte es im Gras und zwei Hunde sprangen laut bellend auf den Weg. Ihr Fell, das sich straff über den Knochen spannte, war von kahlen Stellen übersät.
    »Lasst sie in Frieden«, sagte Parvati. »Sie sind harmlos.«
    »Sie haben die Tollwut«, stellte Ash fest und überlegte, ob alle seine Impfungen noch gültig waren.
    Wachsam beobachteten die Hunde sie und bewachten ihren Grasstreifen. Begleitet von John, der sicherstellte, dass Ash zwischen ihm und den beiden wilden Tieren war, machte Ash einen weiten Bogen um sie.
    Schon bald hatte er völlig die Orientierung verloren. Parvati führte sie immer tiefer in den Friedhof hinein. Sie kamen an Mausoleen vorbei, die ganze Familien beherbergten, die auf einen Schlag von einer Seuche oder einem Krieg dahingerafft worden waren. Zerbrochene Engel aus Stein weinten über toten Soldaten und großen marmornen Grüften der Großen und Tapferen.
    John drückte Ashs Schulter. Vor ihnen tauchten kleine Lichter auf.
    Langsam kamen einige Gestalten in Sichtweite. Eingehüllt in Kleiderspenden, kauerten sie um kleine Kochstellen und teilten Blechteller mit Essen aus. Provisorische Zelte aus alten Lumpen und Plastikfolien standen zu beiden Seiten des Pfads.
    »Wartet«, sagte Ash. »Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Die Gestalten kamen auf sie zu. Einige liefen auf Händen und Füßen. Ihre Haut war mit dichtem Fell bedeckt. Andere standen aufrechter, doch im Feuerschein waren deutlich die Schuppen und Schalenpanzer ihrer Haut zu erkennen. Ein Kind schnaubte kopfschüttelnd durch ein Paar Stoßzähne, die aus seinem Unterkiefer ragten.
    Rakshasas.
    Ash schob John hinter sich. »Auf drei rennen wir weg.« Er ging in Position, verteilte das

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