Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
Vom Netzwerk:
tötet, der sich einem in den Weg stellt. Dschingis Khan hat mich das gelehrt und er hat es schließlich wissen müssen.« Khan hielt inne. »Oder war das Napoleon? So ein kurzer Typ auf einem Pferd mit einem komischen Hut auf dem Kopf.«
    Khan hatte recht, das musste Ash zugeben. Nie hatte er solche Kälte und grausamen Ehrgeiz gespürt, als wenn er davon träumte, Ashoka zu sein. Er hatte den Tod und die Verwüstung, die er über dieses namenlose Dorf gebracht hatte, regelrecht genossen. Sich daran ergötzt.
    »Wie kann ich es aufhalten?«, wollte Ash wissen.
    Khan zuckte mit den Schultern. »Gar nicht. Kali hat dich zurückgebracht. Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass du dafür einen Preis zahlen musst?«

Kapitel 15
    Nichts war unwirklicher, als um drei Uhr morgens in einer fremden Stadt, in einem fremden Land, anzukommen.
    Die Straßenlaternen glühten matt und geisterhaft im dichten Nebel, der Kalkutta einhüllte. Einsame Autos schlichen über die stillen Straßen, während Ash die Bettler und obdachlosen Familien betrachtete, die in dünne Baumwolllaken eingehüllt auf den Gehsteigen schlummerten. Abgemagerte Hunde stöberten im Müll, der sich in den engen Gassen türmte, und überall trieben sich dürre Krähen herum, die im Abfall pickten.
    Khan schnaubte verächtlich auf dem Rücksitz ihres Taxis. Parvati sah noch immer furchtbar aus, schon beinahe hässlich. Sie hatte einen Schal um den Kopf geschlungen, der inzwischen mehr dämonisch als menschlich war. Ihr Schädel war mutiert und flach wie der einer Schlange, während zu beiden Seiten ihres Halses eine Kobrahaube abstand. Die Giftzähne glitzerten im Licht und ständig fuhr ihre gespaltene Zunge hervor, um die Luft zu schmecken.
    John rutschte unruhig herum. Er war eingepfercht zwischen Khan zu seiner Linken und Parvati zu seiner Rechten. Nach der Landung hatte er beschlossen, sie zu begleiten. Ein Leben in der Luft bekam ihm nicht und Jimmy war nicht gerade traurig gewesen, ihn gehen zu lassen. Er musterte die fremde Stadt. »Und ich dachte, Varanasi sei düster«, sagte er.
    »Willst du zurück?«
    »Kaum.« Er lächelte Ash an. »Ich schulde dir was.«
    Es tat gut, John dabeizuhaben. Als Ash und Lucky von Savage und seinen Dämonen gejagt worden waren, hatte John sich als ihr einziger Freund entpuppt. Der Junge hatte als eines von vielen halb verhungerten Gassenkindern, die jede Großstadt Indiens zur Genüge hatte, im Lalgur gehaust. Dort hatte er Essen, Schmuck und Touristenkram für Ujba geklaut, einen der Oberbosse von Varanasis krimineller Unterwelt.
    Ujba. Beim Gedanken an den Bandenanführer zog Ash die Stirn kraus. Ujba hatte den Auftrag gehabt, Ash in Kalari-payit auszubilden, einer uralten indischen Kampfkunst. Wochenlang war Ash von Ujbas besten Schülern verprügelt worden. Ujba baute auf die Schule extrem harter Schläge. Doch John hatte Ash und Lucky dabei unterstützt, aus Ujbas Unterschlupf zu entkommen, was eine große Sache gewesen war.
    Außerdem hatte er ihnen dabei geholfen, mit ihren Eltern Kontakt aufzunehmen. Zum Dank hatte Ashs Dad John Geld geschickt, damit der nach seiner Mutter suchen konnte, die John im Lalgur abgegeben hatte, als sie ihn nicht länger ernähren konnte.
    Ash wusste, dass John seine Mum gefunden hatte, und überlegte, warum er nicht bei ihr war. War etwas schiefgelaufen? Er hatte ihn bereits danach gefragt, aber John war ihm ausgewichen und hatte schnell das Thema gewechselt. Vielleicht hatte seine Mutter ihn gar nicht zurückhaben wollen. Ash würde einen günstigeren Zeitpunkt abwarten, um darüber zu reden. Vielleicht könnte sein Dad etwas mehr Geld schicken, um zu helfen.
    Kalkutta war zwei Jahrhunderte lang Hauptstadt von Britisch-Indien gewesen. Und als das Taxi nun durch die Straßen fuhr, bekam Ash einen Eindruck von dem alten Prunk. Alte, elegante viktorianische Häuser präsentierten sich in majestätischem Dreck. Die Wände waren leidlich gekittet, die Fenster zersprungen oder mit Brettern vernagelt, überall prangten grün umrandete Risse, die feucht von Schimmel waren. Das Auto platschte durch ozeangroße Pfützen. Dank des Monsuns stand jeder Grashalm und jeder Grünstreifen in voller Blüte.
    »Da«, sagte Parvati. »Halten Sie dort an.«
    Gähnend zeigte Khan seine erstklassigen Reißzähne. »Endlich zu Hause.«
    Zu Hause? Ash stemmte sich aus dem Beifahrersitz und blickte sich um. »Wo ist das Hotel?«
    Parvati öffnete die Taxitür. »Wir gehen nicht ins Hotel.«
    Warum hatte Ash

Weitere Kostenlose Bücher