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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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aus, als sie sieht, wie viel großartiger er ist als ihr Vater.
    »Erhebt euch!«
    Der Diamant in seiner Faust lodert hell und vibriert vor Energie. Ein dumpfes, tiefes Dröhnen dringt aus dem Stein, dann wird das Licht gleißend hell. Ashoka bedeckt seine Augen.
    Plötzlich zerreißt ein verzweifelter Schrei die Nacht. Zunächst nur einer, dann folgen immer mehr. Inzwischen kann er den Diamanten kaum mehr festhalten, doch obwohl seine Haut versengt wird, lässt Ashoka nicht los.
    Mit aufgerissenen Augen sieht er zu, wie die Toten sich in Bewegung setzen. Jammernd und stöhnend regen sich ihre toten Glieder, als sie sich aus ihren Gräbern aufrappeln und sich erheben, einer nach dem anderen. Ihre Augen sind blind, erfüllt vom Licht des Todesgottes Yamas, und ihre Münder sind zu einem gierigen, bösartigen Grinsen verzerrt. Ein inbrünstiges, unmenschliches Knurren dringt aus der Kehle dessen, der Ashoka am nächsten steht. Er hebt die Arme, um nach ihm zu greifen, doch augenblicklich bildet Ashokas Leibgarde eine Mauer aus Speeren zwischen ihm und den auferstandenen Toten.
    »Nein«, flüstert Parvati. Klimpernd schüttelt sie die vier Klingen ihres Urumi, ihres Schlangenschwerts. Sie stellt sich den Männern entgegen, die auf steifen Gliedern unbeholfen vorwärtsstaksen. Einige, deren Beine gebrochen oder abgetrennt wurden, krabbeln und kriechen übereinander, erfüllt von ungezügeltem, monströsem Blutdurst. Ein Krieger rammt seinen Speer in einen der Leiber, doch die Kreatur ist trotz der Verletzung nicht aufzuhalten, packt ihn und zerrt ihn von seinen Kameraden fort. Wie am Spieß brüllt der Soldat, als sie ihn einkesseln und ihre Nägel und Zähne in sein Fleisch graben. Sie zerreißen und verschlingen ihn.
    Immer mehr Leibwächter Ashokas fallen den unnachgiebigen Horden zum Opfer, bis die Männer es nicht länger ertragen und flüchten. Zurück bleibt Ashoka, noch immer den glühenden Diamanten in der Hand. Parvati schlägt zu und lässt ihr scharfes Urumi durch die Luft schnellen, doch es sind einfach zu viele.
    Die lebenden Toten richten ihren hungrigen Blick auf ihn.
    »Nein!«, schreit Ashoka.
    »Nein!«, schrie Ash und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Er griff nach seiner Wasserflasche und leerte sie in vier Zügen, wobei er die Hälfte über sein Hemd schüttete, so sehr zitterten seine Hände.
    Was für ein grässlicher Albtraum! Ashoka hatte den Brahma-Aastra eingesetzt, allerdings war dabei etwas mehr als schiefgelaufen. Seine früheren Leben hatten versucht, ihn zu warnen. Indem Ashoka den Toten das Leben hatte zurückgeben wollen, indem er etwas Gutes wollte, hatte er nur umso mehr Böses hervorgebracht.
    Die, die zurückkommen, sind nie diejenigen, die diese Welt verlassen haben. Das war es, was Khan gesagt hatte. Sollte Savage den Diamanten auf dieselbe Art benutzen, dann würde er vermutlich eine Zombie-Apokalypse heraufbeschwören. Wenn Ash auch noch Untote bekämpfen musste, würde ihm ein Faustdolch wenig nützen – was er dann bräuchte, war eine Kettensäge. Wenn das das Ergebnis war, sobald jemand den Diamanten aktivierte, dann war Gemma tot und in Frieden ruhend besser dran.
    Gemma wiederbeleben – das war eine dämliche Idee, war es schon immer gewesen. Nachdem ihm auch diese Hoffnung genommen war, blieb ihm nur noch, aufzugeben und zu verzweifeln. Er würde nach Hause gehen und sich eingestehen müssen, dass er versagt hatte. Josh und seine übrigen Kumpel hatten Angst vor ihm. Und wie stand es um Lucky? Sie hatte ihm ja mehr oder weniger ins Gesicht gesagt, dass er zu einem Monster mutiert war.
    Toller Held.
    Ash stand auf und lief zum Waggonende, wo die Tür weit offen stand – hier machte sich keiner Sorgen um Sicherheit. Er betrachtete die vorüberziehende Mitternachts-landschaft.
    Die Fahrt war mit sechsundzwanzig Stunden angekündigt, doch John hatte ihm gesagt, dass das in Indien gut und gerne dreißig oder sogar sechsunddreißig Stunden bedeuten konnte. Ash hatte am Bahnhof noch einen Blick auf die Karte geworfen, um sich eine ungefähre Vorstellung von ihrer Reiseroute zu machen. Madras lag weit im Süden, fast ganz an der Spitze des Subkontinents, nur einen Katzensprung von der Insel Sri Lanka entfernt. Der Zug fuhr die Ostküste am Golf von Bengalen entlang, bevor er sich durch Mangrovensümpfe und dichten Dschungel schob. Palmwedel streichelten die Dächer der Waggons und der Duft einer üppigen Pflanzenwelt, die in der feuchten Hitze langsam verrottete,

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