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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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vermischte sich mit den rußigen Abgasen des alten Dieselmotors der Lokomotive.
    Hin und wieder gaben Lücken im Dschungel den Blick auf das ruhig daliegende Meer frei. Der von diamantenen Lichtern übersäte Himmel spiegelte sich im tiefen Blau und Grün des Wassers, das sich bis zum Horizont erstreckte. Kleine schwarze Umrisse – unbewohnte Inseln – sprenkelten den sonst gleichförmigen Ozean.
    Sie durchquerten unzählige Stationen. An den größeren kamen Teeverkäufer und Kofferträger, die in durchgewetzte Decken gewickelt auf ihren Gepäckwagen geschlafen hatten, gemächlich auf die Beine, sobald der Zug lautstark einfuhr. Hausierer verkauften Getränke, erledigten rasch Besorgungen und reichten den gähnenden Passagieren durch die Gitterstäbe in Palmblätter gewickelte Snacks.
    John stellte sich neben Ash, während die Nacht weiter an ihnen vorüberzog. »Oben hat man einen besseren Ausblick«, sagte er. Er lehnte sich zur Tür hinaus, stellte sich auf die Zehenspitzen und zog sich, munter wie ein Affe, mit einer flinken Bewegung aufs Dach hinauf.
    Der Zug nahm Fahrt auf und ruckelte spürbar von einer Seite zur anderen. Bei Nacht, noch dazu mit den vielen tief hängenden Ästen, aufs Dach zu schleichen, klang nach einer ziemlich bescheuerten Idee. Ash konnte nicht so gut klettern wie John. Der Junge war klein und leicht – anders als Ash.
    John beugte sich über die Kante nach unten und schaute Ash kopfüber fragend an. »Und?«
    »Was, wenn ich abrutsche?«
    »Rutsch einfach nicht ab.«
    »Aber was, wenn’s passiert?«
    John zog die Stirn kraus. »Hm. Dann zerquetschen dich die Räder? Vermutlich.«
    »Ach, was soll’s«, meinte Ash. »Man lebt nur einmal.«
    John grinste. »Das wissen wir beide besser.«
    Ash stemmte den Fuß gegen den Fensterrahmen und zog sich hoch. Kurz suchte er mit den Fingern nach Halt, bevor John seinen Arm packte und ihm nach oben half.
    Sie waren nicht allein. Ein Mann lag auf dem Dach, den Kopf auf ein kleines zusammengeknäueltes Päckchen gebettet, und schlief. Ein Stück weiter ließ ein Trio Arbeiter einen Blechteller und eine Flasche herumgehen.
    »Ich liebe Züge«, sagte Ash. »Dieses Gefühl, immer so weiterfahren zu können. Die Welt außen herum verändert sich ständig, aber man selbst sitzt einfach so da.«
    »Ganz schön faul.«
    »Faulheit wird total unterschätzt. Ich war mal Experte im Faulenzen.«
    »Ihr Leute aus dem Westen und euer Luxusleben!« John holte eine Packung mit indischem Gebäck aus seinem Hemd. »Die hab ich an der letzten Haltestelle mitgehen lassen. Wenn sie noch warm sind, sind sie am besten.«
    Noch mehr Samosas? Ash sagte nicht Nein. Er knabberte an seinem frittierten Imbiss herum, um möglichst lange etwas davon zu haben. »Was willst du machen, wenn das alles vorbei ist?«
    »Meine Mutter holen und wegziehen. Irgendwohin, wo es schön und ruhig ist, vielleicht nach Kaschmir. Da haben wir ein paar Verwandte.« John hielt eine Hand unter seine Teigtasche, um selbst die kleinsten Krümel zu retten, bevor der Wind sie fortblies. Kein Stückchen wurde verschwendet. »Kaschmir ist wirklich wunderschön. Da gibt es Seen, die tiefblau sind – und so still, dass sich der Himmel in ihnen spiegelt. Und es gibt tolle Boote, die wie schwimmende Paläste sind. Ich hatte mal eine Postkarte von so einem. Da würde ich dann arbeiten.«
    »Dann sorge ich dafür, dass das klappt. Diesmal wirklich.«
    »Ist dein Vater reich?«
    »Nein. Er ist Ingenieur. Mum arbeitet als Buchhalterin. Wir kommen gut über die Runden, aber reich sind wir nicht.«
    »Willst du das auch mal machen? Das Gleiche wie dein Dad?«
    Ash zuckte mit den Schultern. »Weiß noch nicht. Eigentlich wollte ich immer Computerspiele programmieren. Das Problem dabei ist, dass sich das ganze Fantasyzeug nicht mehr so anfühlt wie früher.«
    »Nachdem du jetzt echte Ungeheuer gesehen hast?«
    »So ungefähr. Ich habe herausgefunden, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so leicht zu schlagen sind.«
    »Du hast Glück, dass du die Wahl hast.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht.« Parvati und Ujba schienen allerdings eine andere Meinung zu diesem Thema zu haben. Was sie betraf, war er der Kali-Aastra und damit basta. »Weißt du, ich habe mich immer gefragt, warum Superman sich so einen Stress macht, sich als Clark Kent zu tarnen.«
    »Was?«
    »Denk mal drüber nach. Warum ein normaler Mensch sein? Wenn er beim Daily Planet arbeitet und irgendwo in der Welt die Erde bebt oder ein Vulkan

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