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Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition)

Titel: Ash Mistry und der Zorn der Kobra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Körper. Jeder Schnitt schmerzte höllisch. »Mega-Autsch.« Er rollte sich auf den Rücken und blickte nach oben, froh, Sonne, Wolken und Himmel wiederzusehen. Froh, zu atmen und nicht als Schweizer Käse geendet zu haben.
    Mit einem scharrenden Geräusch zogen sich die Speere und Dornen aus Koralle wieder in die Wände zurück. Der Tunnel öffnete sich erneut, ohne jedes Anzeichen einer Gefahr zu hinterlassen. Im Gegenteil, er wirkte tückisch sicher.
    Ash schaute sich um. Entlang der Innenseite der Begrenzungsmauer verlief eine breite Straße aus Marmorplatten. Große Bündel grüner Algen lehnten an den Wänden oder zogen sich wie ein Spinnennetz im langen Zickzack über den Steinboden. Die Gebäude waren nur noch Trümmergebilde. Komische, verdrehte Bäume aus Korallen und Kalkstein wuchsen aus dem Boden und umarmten die Ruinen.
    Doch es waren die tanzenden Lichter, die Ash stutzen ließen. Über den Boden huschten Schatten, jedoch ohne dass es jemanden oder etwas gab, das sie hätte werfen können. Schwarze Schemen glitten von einem Versteck ins nächste. Gestalten, wie aus dem Nichts gezaubert, ohne wirkliche Körper.
    Sie raunten Ash in lange vergessenen Sprachen etwas zu, drängend, flehend. Kalte Finger streichelten ihn und es fröstelte ihn bis tief in seine Seele.
    »Was wollt ihr?«, fragte Ash.
    Murmelndes Ächzen, bemitleidenswertes Stöhnen. Deutlich spürte Ash die schwere Verzweiflung und Erschöpfung.
    »Und? Geht es dir gut?«, brüllte Savage auf der anderen Seite des Tunnels.
    »Bestens. Kommt rüber«, antwortete Ash. »Aber schneidet euch nicht!«
    Die gruseligen Schemen zogen sich zurück, langsam, argwöhnisch, doch ihre dunklen Gedanken begleiteten Ash noch immer. Ihr Flüstern war voller Grausamkeit und Wut, aber auch ihre schlotternde Angst fühlte Ash.
    Savage, Jackie und die übrig gebliebenen Hyänen-Rakshasas krochen mit gezückten Waffen und wachen Blicken durch den Gang. Es folgten die drei Meter hohe Statue von Shiva, dann die beiden Steinaffen, von denen einer Savages Koffertruhe trug, und schließlich die zwei Wasserspeier.
    Jackie riss den Mund auf und blickte sich ehrfürchtig um. »Alles hat sich so verändert.«
    Natürlich. Dies hier war einmal Jackies Zuhause gewesen, vor vielen Lebensspannen. Zum ersten Mal konnte Ash die Rakshasa zumindest ansatzweise verstehen. Ewiges Exil – das bedeutete es, ein Rakshasa zu sein, ein Volk von Verstoßenen. Zärtlich legte Jackie die Hand auf eine nahe Tür.
    »Wo geht es zum Palast?«, fragte Savage.
    Jackie biss sich auf die Lippe, während sie den Weg betrachtete. Dann deutete sie nach Norden.
    Savage zückte seine Pistole. »Dann los.«
    Ash hatte noch nie einen so fremdartigen Ort gesehen. Neben Türmen aus reiner Koralle ragten gezackte Türme aus Kristall und Metall in den Himmel. In den Straßen schimmerte Marmor und die Marktplätze waren mit absonderlichen, monströsen Statuen aus zerfressener Bronze verziert. Geflügelte Ungeheuer mit Schlangenzungen und Löwenkörpern hockten auf den Dächern, auch sie über und über von bunten Korallen besiedelt. Viele der Gebäude waren zerstört und überall lagen Ruinen und Schutt herum. Krieg hatte Lanka heimgesucht. Ash schritt durch einen großen Krater, in dem die Hitze einer lange zurückliegenden Explosion alles zu Glas geschmolzen hatte. Vorsichtig legte er die Finger auf den weichen, geschwungenen Kraterrand.
    »Aastras«, hauchte Jackie. »Rama und seine Armee haben den Himmel Feuer regnen lassen. Lanka hat tagelang gebrannt.«
    »Ihr habt angefangen«, stellte Ash fest. »Ravana hat Ramas Frau entführt.«
    Jackie stieß ein bitteres Lachen aus. »Und du findest, das rechtfertigt all das? Das Auslöschen einer ganzen Zivilisation?«
    Sie führten ihren Weg fort, machten kehrt, wenn die Straße von herabgestürzten Trümmern zerstört oder von Korallen und anderen Pflanzen, die in der Stadt während der Jahrtausende am Meeresgrund gewachsen waren, verbarrikadiert war. Allmählich verdüsterte sich der Himmel und die Wolken verfärbten sich von Rosa zu Violett.
    Sie betraten einen großen Platz, der von einer Art riesigem Schwimmbecken beherrscht wurde, das gut und gerne über hundert Meter lang und fast ebenso breit war. Stufen führten die zwei Meter bis zum Boden hinab. Abgesehen von Algen und anderen Meerespflanzen war es leer.
    Ash fiel auf, wie Jackie neben dem Becken stehen blieb, den Kopf neigte und die Handflächen gegeneinanderlegte. Sie betete. Sobald sie fertig war

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