Ashes to Ashes (German Edition)
Recht besaß, das er sich nur selber zugestand…
Sie machten vor einer großen hölzernen Tür Halt
und Duncan erinnerte sich wieder an das matte Holz, an die feinen Verzierungen
der Querstreben.
Er wusste, wen er in diesem Zimmer zu erwarten
hatte.
Dieses Mal betrat er alleine das Gemach. Tieplo
und seine Männer blieben zurück, nachdem sie ihm noch die Fesseln abgenommen
hatten und schlossen leise die Tür hinter seinem Rücken.
Forschend ließ Duncan seinen Blick durch den
hohen Saal wandern, streifte wissend die breitschultrige Gestalt, die ihm den
Rücken zugewendet hatte und am Fenster stand.
„Bist du zur Vernunft gekommen?“, ertönte
Gabriels sanfte Stimme irgendwann in ihr gemeinsames Schweigen und er wendete
sich seinem unfreiwilligen Gast zu, trug wie immer ein selbstgefälliges Grinsen
im Gesicht.
Es erstarb für einen Moment, als er näher zu
Duncan trat und seine Augen musternd über seinen Körper strichen.
„Setz dich dahin!“
Seine gebieterischen Worte drangen nur
verschwommen in Duncans Bewusstsein. Er war innerlich angespannt, beobachtete
seine Umgebung mit misstrauischem Argwohn und ließ den Prinzen nicht aus den
Augen.
Durch den Spalt eines der halb geöffneten
Fensterläden drang der Hauch des Winters, dessen frostige Kälte sich in dem
leichten Seidenstoff des Vorhanges verfing.
Duncan schloss kurz die Augen.
„Mein Gott, MacNoénn! Weshalb muss man dir immer
alles zweimal sagen, bis du gehorchst! Ich sagte, setz dich!“, befahl Gabriel
erneut, als er erkannte, dass der Ritter seiner Aufforderung noch nicht gefolgt
war. Fast schon einladend deutete er dabei auf den hölzernen Stuhl, der mitten
im Raum stand.
Duncan zögerte sichtlich, gehorchte dann jedoch
und kniff die Augen zusammen, wobei er sich auf dem Stuhl niederließ. Er gab
Acht, sich nicht anzulehnen und stützte die Unterarme auf die Knie.
„Lass mich mal sehen!“
/Lass mich mal sehen?/
Was wollte der Prinz denn sehen? – Dass der
Kerkermeister seinen Befehl auch tatsächlich ausgeführt und ihn seiner Strafe
zugeführt hatte?!
Wollte er die blutenden Striemen zählen, die
sich über seine Brust und seinen Rücken zogen?!
Wütend schlug Duncan Gabriels Hände weg, als er
spürte, wie sie an seinem Hemd herum nestelten. Aber irgendwie ließen sie sich
nicht vertreiben.
„Weshalb habt Ihr mich aus dem Kerker
zurückgeholt? Ihr seid nicht sehr standhaft in Euren Befehlen oder wollt Ihr
Euch davon überzeugen, dass man Euere Anweisungen auch ausgeführt hat? Seid
gewiss, dass man dies getan hat!“
Duncan hob seine halb geschlossenen Lider etwas
und bemerkte erst jetzt, dass der Prinz sich über ihn gebeugt hatte und dabei
angestrengt seine Augenbrauen kräuselte.
Ein dumpfes Brennen überzog seinen Rücken hin
und wieder, mischte sich auf seltsam angenehme Weise in den ohnehin vorhandenen
Schmerz.
„Was tut ihr da?“ - Diese Frage brannte ihm auf
der Zunge, doch er würde sie nicht äußern, denn mit Sicherheit hätte er die
Verwunderung in seiner Stimme nicht überspielen können und inzwischen hatte er
es auch aufgegeben, einen Sinn im Verhalten seines Gegenübers zu suchen.
So begriff er auch jetzt nicht ganz, weshalb
Gabriel emsig ein weißes, hier und da rot getünchtes Leinentuch in dem Wasser
der silbernen Schüssel wusch, welche neben ihm auf einem kleinen Schemelchen
stand, um es anschließend auf Duncans zerschundenen Körper zu drücken.
Beinahe so, als wolle er seine Wunden säubern.
Beinahe… doch es ergab alles keinen Sinn.
Innerlich musste Duncan über diese seltsame
Situation lächeln. Als er schließlich den Kopf hob, um einen Blick des Prinzen
zu erhaschen, bemerkte er, wie jener ihn besorgt anstarrte, dann jedoch sofort
die Augen abwendete.
„Ich…“, begann Gabriel zögerlich, wobei sich
eine kleine Falte zwischen seinen Brauen bildete.
Doch er vollendete seinen Satz nicht, huschte
stattdessen in das Dunkel einer Zimmerecke und kehrte mit einem Kleidungsstück
in der Hand zurück.
Wahrscheinlich bemerkte er Duncans verwunderten
Gesichtsausdruck, denn ganz plötzlich wurde seine Miene wieder fest, streng und
undurchschaubar. Lieblos klatschte er Duncan das Kleidungsstück auf die Knie und
unterstrich seinen Missmut mit einem grummelnden: „Zieh das an! Du kannst dich
dort auf dem Bett ein paar Stunden ausruhen!“
„Und dann?“
- Es war doch nur eine einfach Frage, weshalb
starrte der Prinz ihn
Weitere Kostenlose Bücher