Ashes to Ashes (German Edition)
sehen als bis zu den Stadtmauern. Und die
Luft riecht hier so angenehm, fast rein, wenn der Wind weht!“
Duncan betrachtete Christen aufmerksam aus den
Augen-winkeln, legte schließlich leise einen Arm um seine Schultern. In der
durchwobenen Finsternis konnte man sie hier nicht sehen. „Worüber denkst du
nach?“
Christen gab erneut ein Seufzen zur Antwort,
wobei er langsam seinen Kopf an Duncans Körper bettete und die wohlige Wärme
genoss, die der Ritter ausstrahlte.
„Über Dinge, derer es sich nicht zu gedenken
lohnt. Und dennoch drängen sie sich mir auf wie wispernde Dämonen, die mich in
den Wahnsinn treiben wollen.“ Er verstummte plötzlich und Duncan strich sanft
über seinen Oberarm. Er verstand.
/Wie immer verstehst du und bist an meiner
Seite. Ich frage mich so oft, was ich dir jemals geben kann für all die
Geborgenheit, die du mir zuteil werden lässt…/
„Lass uns schlafen gehen. Der Tag war lang!“,
hauchte ihm Duncan leise ans Ohr, küsste es flüchtig,… sanft.
Christen nickte, lächelte weich und selbst wenn
die Nacht sein Gesicht verschleierte, wusste er, dass Duncan dieses Lächeln
erwiderte.
~28~
Der Himmel kann warten
/Lucifer… Lucifer…/
„Hunghhh!“
Duncan konnte sein eigenes Stöhnen hören.
Benommen schlug er die Augen auf und blinzelte in die dichte Dunkelheit. Weshalb
nahm ihn dieser Traum eigentlich immer noch so mit, wo er ihn doch bereits in
all seinen Details auswendig kannte?!
Er würde ihn wahrscheinlich nie in Ruhe lassen.
Zuerst hatte er geglaubt, es wären die Gräuel
des Krieges, die ihm das grässliche Szenario von Christens Tod aufdrängten, den
sich rot färbenden Horizont bei absoluter Stille und sein Schreien, welches die
räudigen Krähen jedes Mal aufschreckte. Doch wieso verschwanden diese Bilder
nicht endlich? Weshalb quälten sie ihn fast jede Nacht und raubten ihm den
kostbaren Schlaf?!
Müde legte er sich den linken Arm über die Augen
und lauschte in die Stille. Jemand atmete ganz nahe an seinem Ohr.
Erschrocken wendete er den Kopf und trotz der
blauen Finsternis und des nur matten einfallenden Mondlichtes, sah er einen
roten Schopf neben sich aufblitzen.
Augenblicklich rückte er ein Stück ab und stieß
einen kehligen Laut aus.
Als sich die Person neben ihm regte, stotterte
er ihr zu: „Erik… was verflucht noch mal… hast du in meinem Bett zu suchen?!“
„Halt die Klappe, Duncan und leg dich schlafen!
Von deinem Bett kann nicht die Rede sein! Wir liegen alle im Stroh! Und
jetzt hör auf damit, mich ständig zu begrapschen als wäre ich ein Weib!“,
fauchte ihm Eriks Schatten zu. Duncan konnte ein Funkeln in den Augen seines
Gegenübers erkennen, ein flatterndes Leuchten in der Nacht.
„Du hast die ganze Zeit gekeucht, als wäre der
Teufel hinter dir her! Wenn du nachts zum Schlafen deine Mami brauchst, an die
du dich klammern kannst, solltest du nicht auf Reisen gehen! Und jetzt will ich
keinen Mucks mehr hören, sonst schlag’ ich dir eine ins Maul, dass du froh sein
kannst, wenn du morgen früh überhaupt noch aufwachst!“
Duncan regte sich nicht, als Erik sich mit einem
Grummeln auf sein Lager plumpsen ließ und die dünne Wolldecke, die die
Hausherrin für die Männer bereit gelegt hatte, viel zu weit über seine Schultern
zog.
Es dauerte einige Zeit, bis Eriks Worte
tatsächlich in Duncans Bewusstsein drangen und er sich zu erinnern begann.
Es stimmte.
Sie befanden sich in einer Scheune in Tannach
und Erik hatte sich also nicht heimlich in sein Bett geschlichen…
Bei der Erinnerung an den Vorwurf, er habe den
Rotschopf seinerseits belästigt und nicht umgekehrt, breitete sich eine
verlegene Röte auf seinen Wangen aus. Endlich ließ auch er sich wieder in das
Stroh sinken, wendete Erik ebenso den Rücken zu, wie der junge Mann es
vorgemacht hatte.
„Wenn du dich nicht einfach zwischen mich und
Christen gelegt hättest, hätte ich dich auch nicht berührt, du Bock!“ Unter
seinem eigenen unverständlichen und trotzigen Murmeln schlief er schließlich
wieder ein.
Ein Hahn krähte und die Pferde schnaubten in den
anbrechenden Morgen, während sich die Männer langsam und steif gefroren aus
ihren Lagern schälten.
Einige reckten sich, andere klopften sich das
Stroh von den Gewändern und liefen nach draußen um von den beißenden Armen des
Frühnebels umfangen zu werden.
„Aufwacheeeen!“, trötete Duncan eine ihm
bekannte
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