Ashes to Ashes (German Edition)
den Prinzen geht. Man muss seine Pflichten ernst
nehmen, aber du solltest dich nicht so grimmig in ihnen vergraben, dass dir die
Sinne schwinden! Es war doch wichtig, dieses Gebäude zu erkunden. Und jetzt
wissen wir, wo sich Christen nicht aufhält. Nämlich in den überirdischen
Geschossen.“
„Dann durchsuchen wir den Keller!“
„Ganz richtig!“
„Worauf warten wir noch?!“
„Auf die hoffentlich baldige Rückkehr deines
Verstandes! Dieser Bau muss ein Gewölbe haben, aber von hier aus ist es
anscheinend nicht zu erreichen. Komm jetzt!“
Und er grub seine Fingerspitzen fest in Duncans
Schulter, um ihn zum Gehen aufzufordern.
„Es wird schon dunkel. Wir müssen zurück zu den
Männern! Morgen ist auch noch ein Tag!“
/Wird es auch ein Morgen für ihn geben?! Ich kann nicht glauben, dass ich
deine Worte einsehe und dir hinaus folge. Ich muss wahnsinnig sein, so einfach
aufzugeben. Aber welche Wahl habe ich denn? Verflucht… wo steckst du Christen?!
Wenn sie dir ein Haar krümmen, dann… vergebe Gott mir meine Sünden!/
Sie liefen hinaus in die Kälte der Nacht. Die
kühle Luft des anbrechenden Abends legte sich wie Seide auf ihre Gesichter, trug
den stinkenden Hauch einer Stadt mit sich, die sich langsam schlafen legte…
~32~
... suchte ich in der Nacht zu
finden
„He ho, so wandern wir,
Durch die dunklen Gassen.
Wo Kerzenlicht erreicht uns nicht,
Wird Furcht und Unheil uns erfassen.
So hört mein Lied und gebt bald Acht;
Die Nacht hat tausend Augen.
Wenn Cherubin das Licht entfacht
Wird Finsternis …“
So oder ähnlich krochen die dumpfen Worte des
Nachtwächters über den Kies der Straßen, wurden von einer kleinen Melodie
getragen, die Duncan jedoch nur schwer aus dem Brummen heraus hören konnte. Er
wollte sich auch gar nicht darauf konzentrieren, vielmehr schmiegte sich das
Lied in die sterbende Lebendigkeit der Stadt, verebbte kurz, immer dann, wenn
die vermummte Gestalt mit der kleinen Laterne kurz innehielt, um eine weitere zu
entzünden, die dann ihr schummriges Licht in die Dämmerung warf.
„Geh schon vor zu den Männern! Ich möchte noch
einen Augenblick…“
„Verstehe!“, fiel Erik ihm leise ins Wort und
nickte kurz. „Ich muss dich nicht darauf aufmerksam machen, dass die Stadt
nachts gefährlich sein kann! Pass auf, dass dir niemand die Kehle
durchschneidet! Wäre schade um den Plan, den dein Hirn als nächsten Schachzug
ausgeheckt hat!“
Duncan legte überrascht die Stirn in Falten, was
Erik aber nicht bemerkte, da er dem Ritter bereits den Rücken zugewandt hatte
und in Richtung Gasthaus verschwand.
Für einen Moment blieb Duncan reglos stehen, sah
dem Rotschopf hinterher.
„Welchen Plan meinst du?“, seufzte er in sich
hinein, lief einige Schritte auf die von Laternen gesäumte Straße zu, bis sie
sich als schmale Brücke über einen Flusslauf hervorbuckelte.
„Es… gibt noch keinen! Mir will… verflucht noch
mal nichts einfallen!“
Seine Zähne knirschten so laut, dass ihm das
Geräusch eine Gänsehaut über den Rücken schickte und als er an den Rand der
kleinen steinernen Brücke trat, musste er seine Hände fest in das umgrenzende
Mäuerchen krallen, da der Boden zu seinen Füßen plötzlich zu schwanken schien.
/Ein Plan… Wir brauchen einen… einen guten
Plan!/
Ein zähes Rauschen durchbrach die friedliche
Stille, schwoll langsam wie ein dichter Nebelschleier zu lautem Hufgetrappel an
und plötzlich preschte ein schwarzer Hengst an Duncan vorbei, gehetzt, als wäre
der Leibhaftige hinter ihm her.
Er meinte sogar, den Luftzug auf dem eigenen
Gesicht spüren zu können und stieß ein erleichtertes Pfeifen aus, als er
feststellen musste, welches Glück er gehabt hatte, so dicht am Rand der Brücke
zu stehen.
/Na das hätte auch schief gehen können!/
Bis jetzt hatte er den Reiter nur als dunklen
Fetzen auf dem Tier ausgemacht, ein Mantel, der sich wild im Luftzug aufbauschte
und bedrohlich wirkte - wie die schwarzen Schwingen einer alten Krähe.
/Der Reiter…er … sieht zurück. Er sieht auf
mich?/
Plötzlich bäumte sich der Hengst auf, da die
Zügel straff zurück gerissen wurden. Das Tier tänzelte, beinahe anmutig, als
wäre es die Unterbrechung des Galopps auf so ruckartige Weise gewohnt, bevor es
dann geduldig still stand. Seine Nüstern blähten sich unter heftigen Atemzügen,
es keuchte röchelnd und stieß seinen heißen Atem in die kühle
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