Ashes to Ashes (German Edition)
anderen Ort zum
Nachdenken zu suchen, als ein leises Scharren an seine Ohren drang.
Das Geräusch kam von links, wurde immer lauter
und wurde irgendwann von einem Japsen begleitet.
„Hört Ihr das denn nicht?“, wollte Duncan
fragen, doch da huschte ein Schatten in sein Blickfeld. Zottig und dunkel
wuselte er schnurstracks auf die beiden Männer zu, wie ein humpelnder kleiner
Kobold auf vier Beinen.
Ohne darüber nachzudenken hopste Duncan auf die
Mauer der Brücke, zog die Beine nach oben, um sich irgendwie in Sicherheit zu
bringen.
Der amüsierte Blick des schwarzhaarigen Mannes
neben ihm ärgerte ihn dann doch und trieb ihm einen roten Schimmer auf die
Wangen.
„Was schaut Ihr so?!“, quoll es empört über
seine Lippen. Er zuckte heimlich zusammen, als der zottige Schatten plötzlich
heiser kläffte.
Ein Hund?
Er… hatte sich vor einem Hund gefürchtet?!
Trotzig zuckte er mit den Schultern, auch wenn
es sein Gegenüber gar nicht mehr wahrnahm, da er sich bereits hinab zu dem Tier
gebeugt hatte und es hinter dem rechten Ohr kraulte.
„Ich fürchte mich nicht vor Hunden!“, nuschelte
Duncan leise.
„Das hatte ich auch nicht erwartet!“
Er wollte daraufhin noch etwas erwidern, doch
plötzlich erhob sich sein Gegenüber wieder, ließ etwas Weißes unter seinem
Mantel verschwinden, nachdem er den Hund noch einmal gekrault hatte.
„Gut gemacht, Gregor!“, murmelte er mit tiefer
Stimme, was von einem Jauchzen des Tieres beantwortet wurde, das seine trüben
Augen weit aufriss und freudig mit dem Schwanz wedelte. Dann trottete es lautlos
davon. Wieder war nur das Scharren der winzigen Krallen auf dem Boden zu hören.
Und auch der Fremde wendete sich von Duncan ab,
lief mit festen Schritten zurück zu seinem Hengst, saß auf.
„Sagt mir nicht, dass Ihr auf diesen Hund
gewartet habt…“, formte Duncan lautlos mit den Lippen als ein tiefes „Heah!“ die
Nacht durchzog und der Hengst in wildem Galopp davon preschte.
Er legte sich mit einem schnaubenden Lächeln die
Hand an den Hinterkopf, fuhr sich durch die Haare.
/Der Kerl stellt sich tatsächlich nachts auf
eine Brücke, um einen blinden Hund zu empfangen. Vielleicht musste er deshalb
gerade an dieser Stelle stehen…/
Nachdenklich scharrte er mit der Fußspitze auf
dem Weg und kickte leicht an die Mauer.
„Nun zurück zu meinem Plan…“
Er seufzte bitter, während er den halben
Oberkörper auf die Mauer bettete, um die Arme nach unten baumeln zu lassen.
Das tat er öfter, wenn er angestrengt über etwas
nachdachte.
Wenn ihn jetzt jemand dabei beobachtete, hielte
man ihn sicherlich für einen Betrunkenen, der nach einem rettenden Halt in der
Nacht suchte, weil ihm die Welt zu sehr schwankte. Und vielleicht steckte darin
ja auch ein kleines bisschen Wahrheit. Er suchte ebenso nach einem Halt, einem
kleinen, aber ausgetüftelten Plan, der ihn wieder hoffen lassen würde…
„Wo steckst du nur, Christen? Gib mir doch ein
Zeichen, gib mir doch bitte ein…“
Abermals drang ein Scharren an Duncans Ohren.
/Was willst du denn noch hier, Mops? Suchst du
dein Herrchen? Frag mich nicht, wo er hin geritten ist. Er hat sich auch von mir
nicht verabschiedet… Armes Tier, blind wie ein Maulwurf … vielleicht ist es gar
nicht so schlimm, wenn du die Hässlichkeit dieser stinkenden Stadt nicht sehen
musst…/
Doch dann war alles still.
„Argh! Wie krieg ich ihn nur aus diesem Gebäude
raus?!“, strich er sich fahrig durch das Haar. „Christen, verdammt!“
„Wäre ich verdammt, stünde ich jetzt womöglich
nicht neben dir, mein lieber Duncan…“
Der junge Ritter horchte auf und blinzelte wie
benommen dreimal in die Dunkelheit, bevor er schließlich den Blick nach rechts
richtete.
/Prinz! …. Chris… ten!/ ,
fuhr es Duncan durch die Gedanken, doch er sagte nichts, öffnete stattdessen
breit die Arme, um Christen zu sich zu ziehen und ihn in fest an sich zu
drücken.
So standen sie eine ganze Weile.
Wenn irgendjemand in diesem Augenblick an ihnen
vorüber kam, so bemerkten sie es nicht.
„Ich dachte, ich sehe dich nicht wieder“,
hauchte der Prinz leise in sein Ohr, spürte Duncans sanfte Berührung an seinem
Hinterkopf und wie sich sein Griff noch weiter verfestigte.
„Als wir den Leichnam im Wald gefunden haben,
der deine Kleider trug…“ Seine Stimme überschlug sich fast, während er sich
daran zurück erinnerte.
„Christen“, antwortete der
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