Ashes to Ashes (German Edition)
Regentropfen auf die müden Männer nieder. Schweigsam
saßen sie ab und ebenso schweigsam zerstreuten sie sich in alle Richtungen,
gingen ihrer eigenen Wege.
Duncan hatte den Prinzen seitdem nicht wieder
gesehen. Vermutlich hatte er den heutigen Tag damit verbracht, vor den König zu
treten und von dem Überfall zu berichten. Er dachte lieber nicht daran, wie
Seine Majestät reagiert haben mochte.
Wenigstens schien er Christen nicht den Kopf
abgerissen zu haben, denn dann wäre er nicht zum Baden an jenen Ort gegangen,
den Duncan jetzt aufsuchte…
Heute zogen nur vereinzelte Wolken am Himmel,
schoben sich hin und wieder vor die schmale Sichel des Mondes, der sein sanftes
Licht auf die Erde legte und den Schein der Fackeln unterstützte, die den Weg
zur Quelle säumten. Die Nacht war kalt, das Gras noch immer feucht vom gestrigen
Nieselregen.
Duncan grüßte die vier Wächter, die um die
Quelle standen und für die Sicherheit des Prinzen garantieren sollten, mit einem
knappen Kopfnicken.
Sie kannten ihn und dennoch gaben sie nur
zögerlich den Weg frei.
„Seine königliche Hoheit möchte nicht gestört
werden!“
„Ich habe etwas sehr Wichtiges mit ihm zu
besprechen! Es wird keinen Ärger geben, wenn ihr mich durchlasst. Falls doch,
stehe ich dafür gerade!“
Duncan lief zum ersten Mal den steinigen Pfad
entlang, der zur warmen Quelle führte und lauschte dabei auf das Knacken der
Kiesel unter den Sohlen seiner Stiefel.
Er hoffte, Christen würde sein Anliegen
verstehen und falls nicht…
Ein Plätschern unterbrach seine Gedanken, als er
näher kam. Zuerst konnte er nur die zerklüfteten Steine am Rand der Quelle
erkennen, deren Oberflächen nass im schalen Licht glänzten. Es stiegen zarte
Dampfwolken von der Wasseroberfläche gen Himmel, doch sie waren nicht dicht
genug, um Christens blasse Haut in sich zu verbergen.
Der Prinz stand mit dem Rücken zu Duncan, als
jener näher trat, strich sich die nassen Strähnen seines schwarzen Haares aus
der Stirn.
Wie Silber schillerten die Wasserperlen auf
seiner Haut, rannen in winzigen Rinnsalen an ihr hinab, um sich wieder mit dem
Wasser zu vereinen, dem sie entrissen worden waren.
„Zu so später Stunde noch ein Bad?“, unterbrach
Duncan die andächtige Stille der Nacht. Er lächelte zart. Christen wandte sich
ihm zu.
Wie froh war er über die bronzene Dunkelheit,
die ihn umfing, als er sich der Wärme bewusst wurde, die sich beim Anblick des
Prinzen auf seine Wangen legte.
Wie konnte die Natur nur solch vollendete
Schönheit schaffen?
„Besser spät als gar keines!“, lachte Christen
zurück, da er den Ritter erkannte. Er blinzelte ein paar Mal gegen das
flackernde Licht der Fackel an, vor welcher Duncan jetzt stand, winkte ihn dann
etwas zur Seite.
„Die Männer haben dich einfach so zu mir
durchgelassen?“
„Ich weiß, dass du nicht gestört werden
möchtest, aber es gibt etwas, das ich mit dir besprechen muss!“
„Und das hat nicht noch Zeit bis morgen?“,
grinste er, während in seiner Stimme etwas unterschwellig Verführerisches
mitschwang.
„Ich… fürchte nicht…!“
„Collin!“, rief der Prinz nach einem seiner
Wachmänner und wartete einen Augenblick, bis dieser an der Quelle erschien.
„Geh mit deinen Männern zurück zum Schloss und
lasst uns allein! Wir haben etwas Wichtiges zu bereden. Das ist ein Befehl!“,
fügte er noch schnell an, weil Collin bereits den Mund zum Protest öffnen
wollte.
„Duncan ist wehrhaft genug, falls uns jemand
überrascht! Ich wünsche keine Störung mehr!“
Der Wachmann verneigte sich leicht, zog sich
demütig zurück.
„Du hättest sie deshalb nicht wegzuschicken
brauchen! Es hätte mir nichts ausgemacht, wenn…“
„…Aber mir hätte es etwas ausgemacht“,
unterbrach Christen schnell, wobei er mit geschmeidigen Bewegungen zum felsigen
Rand der Quelle lief, ihr schließlich entschlüpfte.
„Was… was tust du denn da, mein Prinz?!“,
stotterte Duncan, als sich Christen nahe zu ihm stellte und leise begann, die
Schnürungen seines Hemdes zu öffnen.
Er wich einen Schritt zurück, doch Christen
hielt in seinen Bewegungen nicht inne.
„Du… erkältest dich, wenn du hier nass im
Nachtwind stehst! Husch, zurück mit dir!“, versuchte er dem Prinzen mit fester
Stimme zu befehlen, wie einem kleinen Kind.
Er wusste einfach nicht, welchen Tonfall er
sonst hätte anschneiden sollen, ohne dass ihm bei
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