Ashes to Ashes (German Edition)
fordernden Blick zuzuwerfen.
„Duncan, du Hurensohn!“, keuchte Christen, als
er sich wieder allein wusste, sackte auf den mit einer Decke belegten Holzstumpf
nieder, der ihm als Stuhl diente. Zähneknirschend krampfte er seine Hand in die
Haare.
„Dafür sollte ich dich windelweich prügeln!“
Er hatte wahrlich lange darüber nachgedacht, war
letztendlich aber zu dem Schluss gekommen, sich doch heimlich nachts zum
Krankenzelt zu schleichen – wie ein Schatten, verschmolzen im Dunkel der
finsteren Nacht. Keiner hatte ihn gesehen. Wenn es Duncan tatsächlich so
schlecht ging, würde er ihn mit Sicherheit hier finden. Jetzt blickte er
in das runde Gesicht des Bruders Augustin, der seine Stimme zu einem monotonen
Murmeln gesenkt hatte und „Hoheit“ säuselte, da er den nächtlichen Besucher
erkannte.
„Mir wurde berichtet hier liegt ein Mann…“
„Oh, hier liegen viele Männer, mein Prinz“,
unterbrach ihn der Mönch mit einem fettigen Grinsen, schwenkte dabei sein
kleines Laternchen hin und her, dass die Schatten auf seinem Gesicht nur so
tanzten.
„Duncan MacNoénn…“
„Ah… MacNoénns Sohn. Ja, ich kann mich an ihn
erinnern!“
„Könnt Ihr mich zu ihm führen?“
Noch bevor Augustin mit einem „Sicher!“
geantwortet hatte, war er losgewuselt, stockte überrascht, als er Christens Hand
auf seiner dicken Schulter spürte.
„Wir müssen leise sein! Er darf auf keinen Fall
bemerken, dass ich hier bin oder war!“
„Keine Sorge, Hoheit! Der Knabe ist so zu vom
Wein, den ihm der Feldscher als Schmerzmittel eingeflößt hat, der würde nicht
mal seine eigene Mutter erkennen, stünde sie neben ihm. Folgt mir!“
Stumm watschelte der Mönch voran, Christen
leisen Schrittes hinter ihm. Augustin war so klein, dass selbst er von oben auf
seine Tonsur sehen konnte. Sie leuchtete ihm wie ein Mond den Weg.
„Er hat endlich aufgehört, sich hin und her zu
werfen. Böse Wunde, die seinen Körper da so entstellt“, bemerkte Augustin
beiläufig, begriff nicht ganz, weshalb der Prinz wie versteinert auf das Gesicht
des schlafenden Mannes starrte.
„Ich will sie sehen. - Die Wunde!“
Und der Mönch stellte seine Laterne ab, deren
goldener Schein nun seitlich über Duncans Körper flutete. Doch er erwachte
nicht. Auch dann nicht, als Augustin die Hemdschnüre lockerte. So geschickt, als
täte er nichts anderes auf dieser Welt. Behutsam und vorsichtig schob er den
weißen Stoff zur Seite.
Christen zuckte ungewollt ein Stück zurück. Er
hatte ihn noch nie… so entblößt vor sich liegen sehen und das zarte Rosa seiner
Brustwarze ließ ihm die Röte ins Gesicht steigen. Zum Glück war es hier zu
duster, dennoch gefiel es ihm nicht, wie eindringlich der Mönch ihn musterte.
Er wollte sich nicht eingestehen, dass es ihm
tatsächlich schwer fiel, sich auf die garstige Wunde zu konzentrieren, die der
Mönch eben freigelegt hatte. Ihre Ränder waren verfärbt, die Haut angeschwollen
und aufgedunsen.
Ohne zu Zögern zog Augustin Duncans Hemd aus der
Hose, rutschte den Bund ein wenig nach unten, bis ihn Christens „Genug… ich habe
genug gesehen!“ endlich dazu brachte, innezuhalten.
Wahrscheinlich hatte er die Worte zu energisch
gesprochen, denn plötzlich erwachte Duncan, schlug benommen die Augen auf und
Christen, der sich gerade etwas vornüber gebeugt hatte, starrte ihm direkt in
die Augen.
Sollte er schnellstens wegrennen? Dann würde
Duncan vielleicht denken, er hätte alles nur geträumt. Nur ein Traum… ja…
vielleicht konnte er…
„Shhhh… schon gut…“, begann der Prinz friedlich
zu säuseln. „Du träumst nur. Schlaf weiter… Es ist nur ein Traum…“
Mit dem Lächeln, das sich dann auf Duncans
Lippen legte, hatte er nicht gerechnet. Angestrengt versuchte er die Worte des
jungen Ritters zu verstehen, die er ihm zuflüsterte.
„Wenn das… wenn das nur ein Traum ist, dann…
werdet Ihr mir nicht nachtragen, was ich jetzt tue…“
Ruckartig, zugleich sanft, umfasste Duncans Hand
Christens Nacken, zog ihn zu sich hinab. Es geschah so schnell, dass der Prinz
nicht wusste, wie ihm geschah, als er plötzlich Duncans heiße Lippen auf den
seinen spürte.
Ein Kuss.
Überrascht riss Christen die Augen auf, riss den
Kopf zurück und legte sich die zitternde Hand vor den Mund. Sein Herz hämmerte
wild in seiner Brust. Er wollte gerade loswettern, als er in Duncans schlafendes
Gesicht blickte. Also blieb er
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