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Ashford Park

Ashford Park

Titel: Ashford Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Willig
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hatte er auch von dem Zwischenfall mit der Maus gehört.
    Addie schob die Hände in die Taschen von Dodos Mantel und stieß mit der Stiefelspitze die Steinchen vor sich her. Sie wollte nicht daran denken, wie wütend Tante Vera gewesen war, wie hart ihre Strafe vielleicht ausfallen würde. Das Warten war eine zusätzliche Tortur, auch wenn, das wusste Addie, keine Absicht dahintersteckte. Wenn man das Haus voller Gäste hatte, musste das Vergnügen der Bestrafung einer widerspenstigen Nichte aufgeschoben werden, bis man seinen Pflichten als Gastgeber gerecht geworden war. Außerdem waren heute Morgen mehrere Telegramme eingetroffen, die, nach Onkel Charles’ betroffener Miene zu urteilen, Schlimmeres verhießen als losgelassene Mäuse.
    Was für eine Strafe würde sie bekommen? Bei der Streichung des Taschengelds würde es nicht bleiben. Sie war für kleinere Vergehen vorgesehen, das wusste Addie trotz ihrer tapferen Worte zu Bea. Ab und zu drohte Tante Vera gern damit, sie zu den Verwandten nach Kanada zu schicken, aber es war unwahrscheinlich, dass es so weit kommen würde.
    Sie bog um die Ecke des Labyrinths und rutschte aus, als sie jemandem, der ihr entgegenkam, ausweichen wollte. Flüchtig nahm sie ein Tweedjackett und Messingknöpfe wahr, als zwei Hände sie an den Schultern festhielten. «Vorsichtig.» Eine freundliche Männerstimme.
    «Oh, entschuldigen Sie.» Addie trat hastig zurück. «Ich hätte besser aufpassen sollen.»
    «Ich glaube, da war eher ich schuld.»
    Es war der Mann von gestern Abend, der Binky gerettet hatte. Sie erkannte ihn an den lachenden grünen Augen.
    Er erkannte sie ungefähr zur gleichen Zeit. «Ach, bist du nicht das Mädchen mit der Maus?»
    Addie zog den Kopf ein. «Leider. Ich schäme mich halb zu Tode.»
    Sie hörte ihn leise lachen. «Ich glaube, wir sind uns gestern gar nicht richtig vorgestellt worden», sagte er. «Aber das lässt sich ja jetzt nachholen, wenn auch nicht ganz formvollendet. Ich bin Frederick Desborough.»
    Er legte eine Hand auf die Brust und verneigte sich tief. Addie musste trotz all ihrer Verlegenheit lachen.
    «Mr. Desborough.» Sie wusste, sie sollte den Spaß erwidern und in einen tiefen Knicks versinken, doch stattdessen schob sie die Hände in die Manteltaschen und sagte mit einer kurzen Kopfbewegung, die nicht ganz ein Nicken war: «Ich bin Adeline Gillecote.»
    «Guten Abend, Adeline.» Er musterte sie interessiert, das wirre dunkle Haar, Dodos alten Mantel. «Du bist aber nicht Miss Gillecotes Schwester?»
    «Nein, nein», antwortete Addie schnell. Auf der einen Seite waren Dodo, groß und blond wie Onkel Charles, und Bea und die Gillecote-Dynastie, deren Ursprung bis zum Beginn der Zeiten zurückreichte oder zumindest bis zur normannischen Eroberung. Und auf der anderen war sie. Klein und brünett, wie Tante Vera sagte. «Bea und Poppy sind Schwestern. Ich bin nur die Cousine.»
    Mr. Desborough zog eine Augenbraue hoch. «Die Cousine? Ist das ein Titel oder eine Position?»
    «Eher eine Position.» Addie versuchte, einen Scherz daraus zu machen. «Ich bin sozusagen ein Bestandteil des Kinderzimmers. Wie das Schaukelpferd. Jede Kinderstube braucht eine Cousine. Denken Sie an
Jane Eyre

    «Ich hoffe, es ist eine andere Art von Kinderstube», sagte Mr. Desborough.
    «Ich werde jetzt nur noch einmal in der Woche ins Rote Zimmer eingesperrt», erklärte Addie und konnte ihre eigene Forschheit kaum fassen. Aber Mr. Desborough hatte auch so eine Art, die es einem ungeheuer leicht machte, mit ihm zu reden. Es war überhaupt nicht wie die Erwachsenen. «Sollten Sie nicht eigentlich mit den anderen unterwegs sein?», fragte sie schüchtern.
    «Du meinst, auf der Jagd? Geht nicht. Der Arzt hat’s mir verboten.»
    Er hob einen Ellbogen, und Addie bemerkte erst jetzt, dass sein linker Arm in einer seidenen Schlinge lag, geschickt kaschiert von dem offenen Jackett.
    «Was ist Ihnen denn passiert?»
    «Ich hatte in Melton eine Meinungsverschiedenheit mit einem Zaun. Der Zaun hat gesiegt.» Addie war beeindruckt. Melton. Wo sich Geld und Adel regelmäßig zu Fuchsjagden trafen. Wie wahnsinnig erwachsen und exklusiv. Ehe sie ihn bitten konnte, ihr mehr zu erzählen, wechselte er das Thema. «Da wir gerade von Unfällen sprechen, wie geht es denn deinem kleinen Freund?»
    «Meinem kleinen … ach, Binky.»
    Er lächelte. «Ja, bei dem Namen hast du ihn gestern Abend gerufen, obwohl er bei dem allgemeinen Scherbenklirren nicht leicht zu verstehen war.

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