Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Assassini

Assassini

Titel: Assassini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
Vom Netzwerk:
was für ein Glück Ben hatte, mein Gott!«
    »Das kommt ganz darauf an«, sagte Sandanato nachdenklich. »Vielleicht gibt es jetzt einen Silberstreif am Horizont. Es war eine schlimme Verletzung. Er hätte sterben können, aber er ist mit dem Leben davongekommen. Kann sein, daß er nun seine Meinung ändert.«
    »Seine Meinung ändert?«
    »Ja. Und die Jagd nach dem Mörder aufgibt. Denn das ist der helle Wahnsinn.«
    »Ist das Ihre ehrliche Meinung, Monsignore?«
    »Er hätte keine Chance. Allenfalls hätte ein anderer Killer eine Chance gegen diesen Mann. Vielleicht hat Driskill seine Meinung geändert, weil er so knapp davongekommen ist.«
    »Das ist die Frage …«
    »Nun, ich jedenfalls würde es mir sehr gründlich überlegen, wenn mir jemand ein Messer in den Rücken gestoßen hätte.«
    »Glauben Sie, daß ihn das abschreckt? Er ist dickköpfig und stur. Könnte es nicht eher so sein, daß der Anschlag Ben in seiner Entschlossenheit bestärkt, den Mörder zu jagen?«
    »Mein Gott, ich hoffe nicht. Er würde sterben und niemals erfahren, wer ihn ermordet hat und warum. Er würde niemals erfahren, ob es einen Grund gab …«
    »Welchen Grund könnte es denn geben? Ihn umzubringen, meine ich?«
    »Und so, wie es jetzt aussieht«, fuhr Sandanato fort, als hätte er ihre Frage überhört, »wird sein Vater ihn zu Hause brauchen. Ben hat mir erzählt, daß Sie versucht haben, ihn zu überreden, die Jagd nach dem Mörder aufzugeben und die Angelegenheit den Behörden zu überlassen.«
    »Das habe ich allerdings versucht – und damit das genaue Gegenteil erreicht.«
    Sandanato zuckte resigniert die Achseln. »Dann kann ich nur hoffen, daß er sich das alles noch einmal durch den Kopf gehen läßt.«
    »Es ist aber leider so, daß die Behörden in Princeton und New York gar nicht imstande sind, all diesen Dingen auf den Grund zu gehen – in dieser Hinsicht wird nichts geschehen. Die Polizei wird es nicht schaffen, tief genug in die Kirche selbst vorzudringen, um diesen Mann finden zu können, und …«
    »Sie gehen also davon aus, daß der Mörder tatsächlich ein Priester ist?«
    »Lassen Sie mich fortfahren. Die Kirche wird eine Art Wagenburg errichten, um sich gegen Angriffe zu schützen, und es vorerst dabei belassen. Man wird keinem einzigen Polizisten erlauben, in diese Wagenburg vorzudringen, falls der Mörder ein Priester ist. Was also wird geschehen? Nun, wir kennen beide die Antwort. Die Kirche wird ihre eigenen Nachforschungen anstellen, auf ihre eigene Weise, und sollten der Mörder und seine Hintermänner in kirchlichen Kreisen zu finden sein, dann könnte es passieren, daß sie selbst diese Nachforschungen leiten.« Elizabeth lehnte sich im Stuhl zurück und trank einen Schluck Mineralwasser. Wegen der smog- und abgasverpesteten Luft waren ihr Mund trocken und ihre Kehle rauh geworden. Der Herbstwind, der über die Piazza wehte, wurde merklich kühler.
    »Ihr Zynismus ist vollkommen überflüssig«, sagte Sandanato.
    »Ach, wirklich? Wirklich? Nun, Sie sind Mitglied der kirchlichen Kreise, von denen ich gesprochen habe. Welche Nachforschungen wird man denn Ihrer Meinung nach anstellen?«
    »Einen Moment bitte, Schwester. Wir können doch nicht einfach davon ausgehen, daß ein Geistlicher der Mörder ist.«
    »Und wenn es nun doch so ist? Wie sieht dann Ihr Standpunkt aus? Und wer ist dieser Priester? Wer kennt seine Identität? Wer erteilt ihm die Befehle? Oder handelt er auf eigene Faust, sucht sich selbst die Opfer aus? Schon diese Fragen sind erschreckend.«
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Schwester! Das Opfer ist die Kirche! Unsere Leute sind ermordet worden!«
    »Gleich werden Sie mir noch weismachen wollen, daß Kardinal D’Ambrizzi gar nicht an den Vorfällen interessiert ist.«
    »Sie können mir glauben, daß er genug andere Sorgen hat. Es ist wohl kaum damit zu rechnen, daß die Kirche jemals von immer neuen Anfeindungen und Skandalen verschont bleibt.«
    »Das«, sagte sie lächelnd, »ist weiß Gott keine Neuigkeit.«
    Sandanato räusperte sich. Sie wußte, was jetzt kam. »Da wir gerade von Neuigkeiten reden – haben Sie die Absicht, in irgendeiner Form in Ihrer Zeitschrift über die Vorfälle zu berichten?«
    »Ich kann auf längere Sicht ja wohl kaum so tun, als wäre Schwester Valentine gesund und munter, oder? Sie wissen, wie populär sie war.« Elizabeth beobachtete, wie er plötzlich unruhig auf seinem Stuhl hin und her ruckte. »Aber ich weiß ja nichts. Was also sollte

Weitere Kostenlose Bücher